von Jörg Streese

Wieder bei Miss Sophie

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Published on Mai 23rd, 2017 @ 17:04:00 , using 375 words,
Wieder bei Miss Sophie

 

 

Am 8. Mai war es wieder soweit. Mit dem Bus von eco-lines von Bremen in 27 Stunden nach Riga, dann noch einmal 2 Stunden mit dem Bus nach Mersrags, wo miss sophie im Winterlager liegt.

Unterwegs in Polen fahren wir durch weite Schneefelder, es ist bitterkalt und ich frage mich, ob die Erderwärmung nur für die Polregion gilt.

In Lettland erwartet mich strahlend blauer Himmel, die Sonne heizt ordentlich auf, aber wenn sie weg ist, ist es schneidend kalt.

Die ersten Tage fallen mir diesmal ungewöhnlich schwer. Ich finde mein Schiff klein, dreckig, und unattracktiv, fühle mich nicht wohl an Bord. Finde ab den Grund nicht.

Gut. Ist so, müssen wir mit leben.

Dass ich diesen Bericht erst jetzt veröffent lichen kann, liegt daran, dass der Yachthafen erst jezt seine Pforten geöffnet hat. bisher waren hier eisige Nächte und kein Mensch dachte an segeln.

Erstmal aufräumen, dann kochen, dann einen Arbeitsplan machen.

Das Kochen hatte ein ungewöhnlich leckeres Ergebnis, was meinen Stimmungspegel nach oben schnellen liess, dabei war es etwas ganz Gewöhnliches: Bulgur, Zwiebeln, Dose Mais und eine Dose Thunfisch, alles in den WOK und das wars - war für drei Tage.

Arbeitsplan:

Diesel auspumpen (siehe Berichte zuvor 2016)), sauber machen, UKW-Sprechfunkgerät und NAVTEX-Gerät anders anordnen, wobei für das Bohren eines 6-mm-Loches in das Niroblech ich VIER Spezialbohrer verhunzte. Lebensmittel sortieren und Überblick bekommen, Kleidung lüften und dies und das.

Nachts verabschiedet sich meine Batterie, merkwürdigerweise ist sie am nächsten Tag wieder ok, schwächelt aber zunehmend. Beschliesse einen Batterie-Monitor von nasa zu kaufen, um endlich genaue Kenntnis von der Kapazität der Batterie zu bekommen, denn es ist nur e i n e Batterie, von der mein Leben hier an Bord abhängt. Dauert aber eine Woche, da das Gerät aus England kommt.

Der wolkenlose blaue kalte Himmel bleibt, aber es wird etwas wärmer, was aber auch heisst, das Stratuswolken aufziehen und es wohl eine Wetteränderung gibt. Mal schauen.

Hier im Dorf ist der kleine Fischhändler weg, der den günstigen Mittagstisch hatte und auch diverses an Werkzeugen und Eisenwaren, das kleine Cafe mit den leckeren selbstgemachten Torten hat keinen Nachfolger bekommen, auf dem Industriehafengelände gegenüber ist eine neue, riesige Halle entstanden und die Fischhändlerin in dem Kleinbus hat einen neuen Stellpatz, weil dort wo sie bisher stand, ein dritter Mini-Supermarkt aufmacht. Wahnsinn.

Zurück in Mersrags - und eine Überrraschung

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Published on August 18th, 2016 @ 12:14:00 , using 269 words,
Zurück in Mersrags - und eine Überrraschung
Zurück in Mersrags - und eine Überrraschung


Nach einem Tag Pause mit viel Wind sollte es dann am Mittwoch weitergehen Richtung „Heimat“: 30 sm nach   Mersrags, Wind ok, anfangs NW 5, dann abnehmend 4 und abends dann 3 und 2, wobei der Wind über Nord nach Ost gehen sollte.

Tat er aber nicht, sondern ging über W nach SW und dann nach Süd um in der Nacht heftig anzuschwellen
Aber da war ich schon im Hafen.

Eigendlich ist nicht so viel darüber zu erzählen, ausser dass ich leider die WindVane nicht richtig vorbereitet hatte und bei achterlichem Wind muss ich ununterbrochen steuern, weil MISS SOPHIE sonst ausbricht.
Deshalb konnte ich sie nicht einsetzen und musste 9 Stunden an der Pinne sitzen, aber das war ok, es war ja der letzte Törn und deshalb schon in Ordnung.

Und weil der Wind zum Schluss ganz einschlief, musste der VETUS ran und leider hat er dann direkt vor der Hafeneinfahrt wieder seine Mucken gekriegt.

Also wieder mit hochgespannten Nerven in den Hafen und an die Boje, was ja mit meinen ledierten Gliedern nicht ganz einfach ist.

Aber kaum war ich um 18:00 fest, lag vor mir auf dem Steg eine Tüte mit Tomaten und Gurken. Von der Hafenmeisterin,  mit einem Zettel, die seien aus ihrem Garten und sie freue sich, dass ich wieder gesund und munter zurück sei.

Also dass ist mal eine Rückkehr in den Heimathafen, schöner kann man sie sich garnicht ausdenken.

Die ganze nächste Woche nur südliche Winde, ich bin froh, es endlich zurück geschafft zu haben.

Damit ist seglerisch diese Saison beendet.

Fazit: So viel Wind, mit soviel lokalen Gewitterstürmen habe ich mein ganzes Seglerleben noch nicht erlebt. Ich hoffe dass das nicht die Klimaveränderung ist sondern eine klimatische Anomalie.

Schaun wir mal.





Und schon wieder....60 Meilen nach Ruhnu

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Published on August 16th, 2016 @ 11:46:00 , using 868 words,
Und schon wieder....60 Meilen nach Ruhnu

Es ging damit los, dass mein Wecker nicht um 05:00 kingelte, sondern erst um 06:00 Uhr.
Also konnte ich die Leinen erst um 07:00 losmachen und motorte los, weil kein Wind war.

Als ich im Fahrwasser Valkle Vain zwischen Muhu und Saaremaa war, setzte ich die Segel, denn je mehr ich mich aus der Landnähe wegbewegte, desto mehr Wind war dann doch da.

Wir hatten WSW 2-3, aber von hinten näherten sich mehrere sehr schwarze Wolkengebirge, die nicht nur Regen ankündigten, sondern wahrscheinlich schwere Schauer- und Gewitterböen.

Und so war es auch.

Die Böen, die etwa eine halbe Stunde wehten, waren so stark, dass sie mich zwangen, MISS SOPHIE hoch an den Wind zu bringen, obwohl sie mich damit den Flachwasserzonen der Saaremaa-Halbinsel Kübassaa  gefährlich nahe brachten.

Ich hatte natürlich für diesen Wind (6-7 Beaufort, in den starken Böen vielleicht sogar mehr) mein
Grosssegel nicht gerefft, weil ich dachte, die
Gewitterwolken würden weggeblasen werden, aber
Gewitterböen haben so ihre ganz eigene Art, ihre Wege zu ziehen, und meist gegen die Windrichtung, die sie dann, wenn man unter ihnen ist, wiederum radikal drehen.
Ich war praktisch in der Hand dieser Böen, die mich zwangen, auf Land zuzuhalten, das von sehr flachen Bereichen umgeben ist.

Aber wir haben dass gerade noch geschafft und ich konnte wieder meinen Kurs selbst bestimmen, der mich um 09:00 an den Punkt brachte, wo ich direkten Kurs auf das 50 sm entfernte Ruhnun absetzen konnte.

W 4-5, etwas halber Wind, nicht ganz, er kam ein ganz bisschen mehr vorlich, aber jetzt konnte ich meine Holland Wind-Vane in Gang setzen und mich segeln lassen, einen Tee trinken, ein bisschen Brot knabbern und mich etwas ausruhen.
MISS SOPHIE segelte zwischen 5-7 kn und soweit war alles gut - was mir Sorgen machte, war der Himmel, der sehr dunkel war und noch dunkler wurde und ebenfalls viel Wind versprach.
Und der sollte dann auch kommen.

Um 12:00, nach dem ich schon seit zwei Stunden zwischen 6, und manchmal sogar 8 Knoten gesegelt bin, war klar, so kann das nicht weitergehen und ich entschied mich, dass Grosssegel zu bergen.

Bei dem Wind herrscht im Rigaer Meerbusen ein ekelhafter kurzer Seegang, dessen Wellen MISS SOPHIE immer wieder auf die Seite legen, aber sonst war eigentlich alles gut, nur wie gesagt - der Himmel.

Also Gross runter.

Garnicht so einfach, wenn man sich nicht auf seine linke Hand verlassen kann und auch das linke Bein nicht so will, wie es soll.

Beim Beidrehen werde ich durch das heftige Sich-auf-die-andere-Seite-legen des Schiffes schmerzhaft auf die gegenüberliegende Kante der Grätings geschleudert, meine Mütze verschwindet in den Wogen und meine Brille wird mir vom Gesicht gerissen und das linke Glas zerspringt.

Aber jetzt nach vor, Grosssegel runter, was durch meine Lazyjacks gut gelingt, Segel festlaschen, dabei aufpassen, dass ich immer einen sicheren Halt habe, denn ich kniee jetzt auf dem Kajütdach,  dann ist das geschafft und ich kann MISS SOPHIE wieder auf Kurs bringen und eine Pause einlegen, nach dem ich die Windfahnensteuerung wieder einjustiert habe.

6 kn Geschwindigkeit nur unter der Fock halte ich für eine gute Geschwindigkeit und fange langsam an, mir auszurechnen, wann ich wohl die Insel in Sicht bekomme.

Der Wind wird etwas moderater, was aber bedeutet, dass meine Geschwindigkeit auf zwischen 4 und 5 kn runtergeht, aber das ist ok.

Dann plötzlich um 15:30 sehe ich Ruhnu gross und sehr viel breiter als ich mir gedacht hatte am Horizont.

Ein Frachter quert vor mir auf dem eingezeichneten Fahrwasser und ich muss jetzt einmal auf die Toilette.

Das ist nicht so ganz einfch, weil MISS SOPHIE natürlich bei dem halben Wind auf der Backe liegt und entsprechende Bewegungen auf der schiefen Ebene macht. Da einen festen Stand zu behalten und sich aus den Klamotten zu pellen, erfordert schon einiges akrobatisches Talent, erst recht wenn die linke Hand nicht mitarbeiten kann und geht meist nicht ohne zwei blaue Flecken.

Wieder an Deck, macht sich auch meine zweite Segelmütze auf und davon und bei einem Segel-Manöver kann ich meine mir vom Gesicht gerissene zweite Brille gerade noch davor retten, es der Mütze gleichzutun.

Und dreimal patscht mir eine sehr vorwitzig hochkommende Welle ihren Gischt ins Gesicht.
Aber jedesmal bin ich danach wieder hellwach - hat auch was.

Der Wind legt wieder zu, ich messe in 2 Meter Höhe 20 kn, dass sind gute 5 Beaufort, also in Segelmitte sind das 6 Beaufort.

Ich bin schon am überlegen, wie ich wohl und wann das Vorsegel runter nehmen kann, denn die Wellen sind hier recht heftig, als der Wind doch langsam sehr viel nördlicher einkommt und ich damit etwas in den Windschatten der Insel komme, dessen Hafen im Süden der Insel liegt.

Um 18:00 Uhr ist es soweit, ich bin an der Ansteuerungstonne, schmeisse den Motor an, flehe kurz zu was auch immer, er möge einfach seine Arbeit machen, berge die Fock, immerhin 20 Quadratmeter und dann diesel ich  langsam in den Hafen, wo mich schon der Hafenmeister in  Empfang nimmt und die Vorleinen versieht.

Ich bin heilfroh jetzt hier angekommen zu sein, sehr viel eher als ich dachte, aber der Himmel ist schon grau und dunkel.
Mein Essen von Gestern wir schnell heißgemacht, und dann fange ich an, langsam wieder runter zu kommen, den Tag noch mal mir durch den Kopf gehen zu lassen, mir zu notieren, was war gut und gelungen, was nicht und wo muss noch dran gearbeitet werden und mit zwei Wodkas beschließe ich den Tag. 

Nur meine Rippe macht mir etwas Sorgen, denn sie bleibt sehr schmerzhaft.


Immer noch eingeweht in Lounaranna - jetzt aber richtig

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Published on August 8th, 2016 @ 18:41:00 , using 215 words,
Immer noch eingeweht in Lounaranna - jetzt aber richtig

Es bleibt bei dem SüdWest und wir machen gezwungenermassen Hafentage, aber hier nicht ungern.

 

Am Sobnntag dann sollte es sehr moderate SüdWest-Winde geben, die für mich geeignet schienen, gegenan zu segeln hoch am Wind. Aber wieder sind die verschiedenen Vorhersagemodelle nicht eindeutig sondern variieren ergeblich: DWD W-NW 3-4, am Sonntag-Morgen dann allerdings SW 3-4, Später SW 4-5, also geht nicht. SailGrip SW 3-4, aber ich entscheide mich, wenn irgendwo eine 5 dabei ist, werde ich nicht losgehen.

 

 

Denn in der Nacht hatte ich mir noch einen Zettel gemacht, in welcher Situation ich hier bin:

 

 

  1. Ich bin nicht voll funktionsfähig wegen meiner Bein- und Armbehinderung

  2. Ulrich kann nur sehr begrenzt Funktionen übernehmen, weil er erst zweimal unter Segeln gewesen ist,

  3. Die Wettersituation ist sehr uneindeutig,

  4. Der Motor ist mal wieder nicht verlässlich

 

Und das war gut so, denn wir hatten zumindest in Lounaranna Sadam praktisch überhaupt keinen Wind , den ganzen Tag lang.

 

 

Aber die ganze nächste Woche ist SW 5, 6, 7 angesagt, also heißt das für mich bleiben.

 

 

Ulrich nimmt am Montag einen Flieger zurück nach Bremen und ich werde hier auf eine Windsituation warten müssen, die den Heimwärtstörn ermöglicht.

Heute ist hier aber wieder mal richtig was los:

Der Wiund geht auf SW -W erst 4, dann 5, dann 6 dann 7.

Und so wird es in den mnächsten Tagen bleiben, vielleicht sogar etwas mehr werden.

 

Eingeweht in Lounaraana-Sadam

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Published on August 8th, 2016 @ 18:29:00 , using 469 words,
Eingeweht in Lounaraana-Sadam

 

Am Dienstag sollte es segelbaren Wind nach Ruhnu geben: Zumindest behaupteten das mehrere Seewetter-Programme: Pocket-Grip unbd Weather-Pro sagten 3-4 S-W bis W für den Vormnittag voraus, danach alle W, DWD, Wind-Guru und Windy allerdings sagten für den Vormittag 5 aus SW voraus.

 

Wem nun vertrauen?

 

Ich habe eine schlaflose Nacht, weil danach eine Woche lang S bis SW angesagt ist, es also die letzte Chance wäre, noch nach Ruhnu zu kommen.

 

 

Morgens nochmal die Vorhersagen geprüft und mich beschlich ein ungutes Gefühl.

 

Denn wenn der SW so stark sein sollte, dass MISS SOPHIE die Höhe nach Ruhnu, was einen strikten S-Kurs voraussetzen würde, nicht schaffen sollte, dann hätten wir die Arschkarte: Ablaufen nach Kihnu und dort durch die Flachs mit diesem Wind und der von ihm aufgewühlten See, das wäre überhaupt nicht gut und nur im Extremfall zu wagen. Und dann von dort mit SW-Kurs auch wieder weg müssen. Denn nach Ruhnu sind es über 50 sm, in der Regel in 10-11 Stunden zu schaffen.

 

Denn bei der groben See, die sich im Rigaer Meerbusen ab manchmal 4 Windstärken aufbaut, könnte MISS SOPHIE den Südkurs nicht halten und würde notgedrungen nach Südost geweht werden.

 

All das arbeitete in der Nacht in meinem Unterbewusstsein und liess mich nicht schlafen.

 

 

Morgens dann habe ich meinem unguten Gefühl nachgegeben, natürlich mit den damit verbundenen Gefühlen von „Schlappschwanz“, „Sonntagssegler“ etc, aber ich blieb dabei.

 

 

Zum Glück.

 

 

Denn um 18:00 wehte der Wind immer noch mit den 5 Windstärken und immer noch aus SW.

 

 

Wir wären nie angekommen.

 

 

Ich war erleichtert. Auf einem Zettel habe ich mir noch einmal notiert: „Traue deinem Herzen“ und der Zettel hängt jetzt am Kartentisch.

 

 

Wir leihen uns Fahrräder und radeln zum „Pädaste-Manor“, einem uralten Landsitz, der jetzt renoviert wurde und zu einem Edel-Restaurant und Café und Wellness-Center mit Hotel umgebaut wurde, ausgesprochen hübsch gelegen ist, mit lautlos umherfahrenden Rasen-Mäher-Automaten, gönnen uns dort Tee und Kaffee, wettern dort gutgeschützt einen Regenschauer ab und fahren dann wieder heim.

 

Das Restaurant soll eine der besten Küchen Lettlands haben, was zu prüfen unsere Kasse aber nicht zuließ.

 

 

Am nächsten Tag müssen wir eine Einkaufsfahrt ins 10 km entfernte Liiva machen, was für mich jetzt erstmal die Grenze war, weil die hier vorhandenen Räder auch nicht für mich optimal einzustellen waren, aber es ging.

 

 

Auf dem Weg noch ein prähistorisches Steingrab besucht, was auf 2500 vor Christi datiert ist und damit dokumentiert, wie lange schon diese Insel Muhu besiedelt ist und von Kultur geprägt wurde.

 

 

Am Donnerstag dann heulte schon um 06:00 Uhr der SW durch die Riggs, Leinen mussten verstärkt werden und auf dem Weg zum Waschhaus erwischt mich dann ein heftiger Regenschauer, so dass ich in Sekunden bis auf die Haut nass bin.

 

 

OK, ist ja nichts schlimmes, denn danach gibt es heissen Tee auf MISS SOPHIE – und die Aussicht auf die Landschaft hier ist spektakulär – selbst bei solch einem Wetter.

 

Mal wieder Segeln mit Überraschungen: nach Luanaraana

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Published on August 1st, 2016 @ 18:30:00 , using 538 words,
Mal wieder Segeln mit Überraschungen: nach Luanaraana
Mal wieder Segeln mit Überraschungen: nach Luanaraana

Freitag fährt Dörte zurück nach Bremen und eine Woche später am Samstag kommt Ulrich aus Bremen, der des segelns unkundig ist aber für mich jetzt wichtig ist, da eine zweite Hand meine Beeinträchtigung beim Segeln zur Zeit zwingend notwendig macht.

 

 

Wir haben fast die ganze Woche zwischen Dörte und Ulrich Süd - sehr merkwürdiges Wetter dieses Jahr.

 

 

Mit Ulrich wollte ich gerne in meine geliebte Bucht Dirhami, dafür aber brauchten wir Südwind, jetzt haben wir aber ununterbrochen Nord – keine Chance.

 

 

Als mir klar wird, dass das mit Dirhami dieses Jahr wohl nichts mehr wird, weil wir langsam zurück müssen, bekommen wir Süd.

 

Wir aber warten jetzt auf West, Ost oder Nord, aber es bleibt bei Süd.

 

 

Als am Freitag fast kein Wind angesagt wurde (besser als Wind aus Süd), gehen wir unter Motor los.

 

Der Tag ist schön, nur das motoren macht keinen Spaß.

 

 

Um 16:30 fang der VETUS an zu husten, geht im Drehzahlbereich runter, auch Gasgeben nutzt nichts, keine Ahnung, was der Grund sein könnte.

 

 

Nach 5 Minuten scheint alles wieder normal, aber mein Magengrummeln bleibt.

 

Ich erinnere mich, was mir alle Motorbesitzer raten, immer wieder den Motor mit Volllast zu fahren, um ihn von den Verbrennungsresten zu reinigen (ich habe keine Ahnung ob das stimmt) und lasse ihn jetzt eine Stunde lang mit 2000 umdrehungen laufen, was meinem Gehör und meiner Seele nicht gut tut, aber wohl dem Motor, denn er läuft, und das ist ja auch was wert.

 

 

Dann sind wir vor dem Fährhafen Kuivasto, wo wir in die Marina wollen, haben schon die drei kleinen Fahrwassertonnen der Hafeneinfahrt neben uns, was hier alles sehr kleinräumig ist (im Bereich von 20 Metern), als mein VETUS mal wieder zu husten anfängt.

 

Mit Ach und ohne Krach komme ich gerade noch an der einen Tonne vorbei, zum Glück ist kein Wind, da fängt er sich und läuft auf unterster Tourenzahl, aber wir kommen in den Hafen und dort auch fest.

 

Ich verstehe das alles nicht.

 

 

Ich wollte in den kleinen neuen Hafen Lounaranna Sadam an der Südspitze von der Insel Muhu und für Sonntag war morgens Südsüdwest angesagt und danach West und der Kurs dorthin verläuft zunächst Süd, und dann Nordwest und dann Nord.

 

 

Ich hatte mir gedacht, dass wir morgens mit zwei großen Schlägen gegen den Süd ankreuzen, der moderat sein sollte, um dann die nördlichen Kurse mit halben Wind einschlagen zu können.

 

 

Es kann natürlich mal wieder anders, und man rät es wahrscheinlich schon: Es brieste auf, über uns zogen sich Gewitterwolken zusammen, es blitzte und wir hatten zum Schluss 5-6 gegenan, gemessen in 2 Meter Höhe, also rund 7 Beaufort in dem Böen im Segelschwerpunkt.

 

Zum Glück hatte ich nur die Fock oben, das aber bedeutete, dass ich nicht mehr richtig hoch an den Wind gehen konnte, sondern zusehen musste, dass die Fock voll und bei gesegelt wurde, um durch den ekelhaften Seegang zu kommen, der sich hier völlig unerwartet sehr schnell aufgebaut hatte (ekelhafter Seegang für ein Schiff meiner Größe). Und so brauchten wir für die Strecke von rund 8 Seemeilen, die wir normalerweise in 2 Stunden gesegelt wären, 5 Stunden.

 

 

Dafür aber ist Lounaranna Sadam ein wirklich schöner, einsamer kleiner Hafen, wunderbar eingebettet in die Schilflandschaft hier an der Küste und ein Ort, den ich nicht das letzte Mal aufgesucht haben werde.

 

und schon wieder mittendrin - Haapsalu

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Published on Juli 19th, 2016 @ 21:14:00 , using 609 words,
und schon wieder mittendrin - Haapsalu
und schon wieder mittendrin - Haapsalu
und schon wieder mittendrin - Haapsalu
und schon wieder mittendrin - Haapsalu

 

Unsere Lust auf Abenteuer war irgendwie erloschen.

 

War einfach ein bisschen viel in den letzten Tagen.

 

 

Der Wind blieb auf Süd, 4-5, und wir haben länger die Frage diskutiert, nur rüber nach Rohuküla, was ein reiner Fährhafen ist oder weiter an der Westküste des Festlandes hoch nach Haapsalu, was ein sehr geschütztes Seerevier ist, an die etwas größere Stadt Haapsalu liegt.

 

 

Nach längerem hin und her, weil wir einfach die Schnautze voll hatten von viel Wind und unberechenbaren Wind- und Seesituationen, haben wir uns dann doch entschieden, zuerst nach Rohuküla zu segeln, was wir sowieso müssen und während dieses Törns es uns offen zu lassen, ob es weiter gehen soll.

 

 

Um 09:00 los, nur die Fock zum ziehen, Süd 4-5, und Dörte an der Pinne.

 

 

Das betonnte Fahrwasser ist hier sehr schmal, die Wassertiefen aber drum herum für uns ausreichend tief, aber die hinter uns aufkommende Fähre blieb nicht etwa in dem für sie ausgetonnten Fahrwasser, sondern verfolgte uns derart penetrant, dass mir nur noch die Möglichkeit eines Befreiungsschlages blieb: Wende und quer zum Fahrwasser aus der Fahrtrichtung der Fähre, die das anscheinend für selbstverständlich hielt.

 

 

MISS SOPHIE maschierte mit der Fock erwartungsgemäß mit 5 kn rüstig voran und alles blieb gut.

 

Also Haapsalu.

 

 

Das Fahrwasser zwischen dem Festland und der Insel Vormsi ist sehr flach (ca 6 m), aber gut betonnt und Dörte machte jetzt ihren Befreiungsschlag nach den doch etwas schwierigen seglerischen Situationen der Vergangenheit und steuerte bis Haapsalu, wo wir um 14:00 festmachen und gleich darauf Regen einsetzt.

 

 

Haapsalu ist sehenswert, hat einige sehr nette Kneipen, Museen und Restaurants, ist ein beliebter Hafen für die Finnen und Schweden, ein alter Badeort für betuchte Russen des Zarenreiches gewesen.

 

 

Also bleiben wir hier erst einmal und machen auf Kultur (Dörte) und ich kümmere mich ein wenig um die etwas vernachlässigte MISS SOPHIE.

 

 

Wir bekommen gerade noch einen Liegeplatz hier, weil gleich die ersten Boote einer großen, über mehrere Tage gehenden Regatta kommen werden, - und das sollen mehr als 100 Schiffe sein.

 

 

Und schon bald sind zwei Katamarane hier und dann trudeln in dichter Folge die anderen Schiffe ein und unter den ersten sind Folkeboote, teilweise ohne Außenborder, die hier sehr geschickt unter Segeln an die Stege gehen.

 

 

Im Bootshafen nebenan sind schon Stände aufgebaut und die Musik wird unerträglich laut, aber so ist das nunmal bei solchen Ereignissen. Wir holen uns Röstkartoffeln mit einer Wurst und einem frisch gezapften kalten Bier, sehr deutsch, dann bleibt die Küche bei uns heute mal kalt.

 

 

Am Freitag muss Dörte den Flieger in Tallin bekommen und so sind dies die letzten gemeinsamen Tage hier in Haapsalu.

 

 

Am Mittwoch sitzen wir abends in einer wirklich sehr angenehmen kleinen Pizzaria in einem lauschigen Hinterhof und entscheiden, morgen nach Dirhami mit dem Bus zu fahren statt mit dem Schiff, denn von dort am nächsten Tag nach Tallin ist etwas schwierig.

 

 

Die Fahrt über Land geht durch unendliche Kiefern- und Birkenwälder, vorbei an kleinen Gehöften und dann sind wir da und Dirhami überrascht uns mit strahlendem Sonnenschein.

 

 

Dörte macht eine Wanderung am Strand lang zur Vogelbeobachtungsstation, ich bleibe in dem kleinen Strandcafe, was jetzt in festen Containern untergebracht ist und lese ein bisschen.

 

 

Ich glaube, Dirhami ist eines dieser geheimnisvollen, besonderen Orte, die sich allen dort verweilenden Personen mitteilt. Alle im Cafe sind irgendwie heiter gestimmt und fröhlich, was man sonst nirgendwo in Cafes findet. Es gibt nur ein kleines Tagungshotel in unmittelbarer Nähe hier und so sitzt man im Cafe wirklich halm im Sand der schön geschwungenen Küste unsschaut auf Meer und beobachtet die in einiger Entfernung vorbeisegelnden Yachten die nach Tallin wollen oder die hier abbiegen und dann in den Hafen einlaufen.

 

Oder träumt nur einfach ein bisschen vor sich hin.

 

Schon wieder segeln mit Überraschung: nach Heltermaa

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Published on Juli 15th, 2016 @ 15:50:00 , using 317 words,
Schon wieder segeln mit Überraschung: nach Heltermaa
Schon wieder segeln mit Überraschung: nach Heltermaa

atten Süd, 2-3 Windstärken und wir sind nach ausgiebigen Frühstück los nach Rohuküla, zwischen 25 und 30 sm.

Wir laufen nur unter der Fock, weil wir heute einen geruhsamen Törn machen wollen, der auch notwendig ist nach dem gestrigen Tag.

Aber auch heute hatte Estland eine kleine Überraschung für uns auf Lager.

Über uns bildete sich nach und nach eine immer dunkler werdende Wolke, die zudem treu wie ein Hund immer über uns blieb.

Plötzlich so um 14:00 Uhr herum gab es einen ohrenbetäubenden Knall aus dem Nichts heraus, als wenn neben einem eine Bombe explodiert wäre und sofort lösten sich die himmlischen Schleusentore und es schüttete nicht wie aus Eimern sondern wie aus großen Regentonnen.

Es folgten eine Reihe von Blitzen, die aber von keinem Donner begleitet wurden, so dass wir nicht so recht wussten, mit was für einer Sache wir es über uns zu tun hatten, aber es blieb auch dabei.

Keine Zeit, sich was anzuziehen, die Wolke begleitete uns genauso wie der Wolkenbruch die nächste ganze Stunde, der Wind blieb wie er war, moderat 3-4 aus Süd, ging dann nach Ost, zurück nach Süd, nach West und dann blieb er wieder auf Süd, wurde aber ein wenig stärker.

Nach einer Stunde war der ganze Spuk vorbei, es drohten am Himmel zwar ähnliche Wolken, die sich aber alle wieder auflösten und verschwanden.

Dörte übernahm wieder das Ruder, dass sie aus Schreck vom dem Knall mir in die Hand gedrückt hatte und ich konnte mich neu einkleiden und alles war wieder gut.

Aber der Schreck dieses Blitzknalls aus dem Nichts blieb uns doch in den Knochen stecken.

Um 19:30 waren wir in Heltermaa fest und Dörte begann zu kochen.

Den drauf folgenden Sonntag blíeben wir in Heltermaa, weil kein Wind war und wir auch dringend eine Pause bedurften.

Kleiner Spaziergang an der schönen Küste entlang, bis der Regen dem ein Ende setzte.

 

(BilRegenwolke nicht von mir: https://pixabay.com/p-143357/?no_redirecthttps://pixabay.com/p-143357/?no_redirect

nur das Abendrot von mir

Schon wieder eins auf die Mütze gekriegt. Nach Kuivasto

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Published on Juli 12th, 2016 @ 12:50:00 , using 593 words,
Schon wieder eins auf die Mütze gekriegt. Nach Kuivasto

 

Morgens um 09:00 Uhr sah das eigentlich ganz gut aus: ein paar Cumuli am Himmel, der Wind war kräftig und kam aus West und einen kräftigen Wind brauchten wir auch, denn wir hatten bis zum nächsten Hafen runde 75 sm zu bewältigen.

 

Also los und ich konnte zum ersten mal neben der Fock mein neues (gebrauchtes) Großsegel setzen, musste dann aber feststellen, dass ich den Lümmelbeschlag am Mast etwas höher setzen musste, was aber jetzt nicht ging.

 

 

Alles war gut, die Sonne war da, und eigentlich hätte das ein guter Törn werden können.

 

 

Aber.

 

 

Um 10:00 Uhr waren es schon 5 Beaufort und MISS SOPHIE krängte bis zum Süllrand weg, wenn die Böe einfiel, machte aber gute Geschwindigkeit, so zwischen 6 und 7 kn.

 

 

Um 11:00 waren es 6 Beaufort und die Böen nahmen zu, die Wellen wurden höher, weil wir aus der Landabdeckung der Insel kamen und der Skipper fing an, immer wieder ein bedenkliches Gesicht zu machen.

 

 

Das Grosssegel muss jetzt das 2. Reff bekommen, aber jetzt bei dem Seegang beidrehen?

 

Also wurde das Gross mit einem Schrick am Vorliek gesegelt.

 

Ging ja auch noch.

 

 

Um 12:00 wurden die Böen mit 7 Beaufort mehr, MISS SOPHIE segelte mehr und mehr mit 8 kn und der Wind kam etwas vorlicher ein und die Wellen wurden höher, ich schätze sie zwischen 1,5 und 2 Meter hoch, weil sie jetzt durch die Meerenge zwischen Saaremaa und dem Festland aus der nördlichen Ostsee hereinstanden.

 

 

Aber MISS SOPHIE nahm das alles nicht so ernst, segelte ihren Kurs, musste immer wieder sanft zurück gebracht werden, kränkte manchmal bis zu den Fenstern weg, wenn wieder einmal eine Böe einfiel, aber war insgesamt sehr willig und gutmütig.

 

Aber der Schrick am Vorliek im Grosssegel wurde größer und größer und um 13:00 drehte ich bei und band das zweite Reff ins Grosssegel.

 

 

Das war garnicht so einfach, weil auf dem Vorsegel mit seinen 20 qm ein riesiger Druck stand, der Grossbaum weit ausserhalb der Reling stand und das Grossegel im Wind knallte, als sei Sylvester.

 

Und ich hatte dies mit dem neuen Grosssegel auch noch nie gemacht und hoffte nur, dass das alles irgendwie gut gehen würde.

 

 

Na ja, es ging gut, aber so richtig gut für dieses Wind stand es nicht.

 

 

Aber selbst mit dieser Verklkeinerung des Segels, ich schätze von 18 qm standen jetzt noch 12 qm, konnte ich nur mit einem Schrick im Vorliek segeln.

 

 

Es ging weiter, ich stand jetzt seit 4 Stunden an der Pinne und es musste in der ganzen Zeit sehr aufmerksam gesegelt werden und ich machte mir Gedanken, wie lange das wohl noch dauern würde.

 

 

Es waren immer noch mindestens 30 sm.

 

 

Ab und zu bekam ich einen Keks von Dörte zwischen die Zähne und trinken mochte ich nicht, weil dass irgendwann einen Toilettengang zur Folge haben würde und ich dafür die Pinne verlassen müsste.

 

Also kein Tee.

Aber immer öfter dachte ich daran, wie lange ich hier noch stehen/sitzen muss.

 

 

Um 16:00 Uhr wurde es etwas moderater, die Seen hatten nicht mehr so viel Biss, wohl weil inzwischen die Landabdeckung von Saaremaa wirkte, aber gute 5-6 waren es immer noch.

 

 

So um 17:00 Uhr ahnte ich am backbordigen Horizont sowas wie Land, um 18:00 waren es noch 4-5, die Seen hatten keine Schaumkronen mehr und Dörte löste mich am Steuer ab.

 

 

Das war herrlich.

 

Ich konnte mich auf der hohen Kante in der Plicht langlegen, die Augen zu machen und langsam entspannen.

 

 

Um 20:30 waren wir als einziges Schiff in Kuivasto fest.

 

 

Und jetzt wurde von Dörte gekocht.

 

Prima.

 

 

Und das Seewetter lasse ich in Zukunft von Dörte gegenlesen.

 

Das wird mir nicht noch einmal passieren.


(Das Bild ist nicht von mir, zum Fotografieren war keine Zeit)

 

 

 

 

 

 

 

Dorffest zur Einweihung des neuen alten Dorfgemeinschaftshauses auf Ruhnu

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Published on Juli 7th, 2016 @ 18:34:00 , using 120 words,
Dorffest zur Einweihung des neuen alten Dorfgemeinschaftshauses auf Ruhnu
Dorffest zur Einweihung des neuen alten Dorfgemeinschaftshauses auf Ruhnu
Dorffest zur Einweihung des neuen alten Dorfgemeinschaftshauses auf Ruhnu
Dorffest zur Einweihung des neuen alten Dorfgemeinschaftshauses auf Ruhnu

Als wir abends zurück in Ruhnu sind, treffen wir die beiden Bremer in der Kneipe, die uns erzählen, das heute abend das neue alte Dorfgeminschaftshaus eingeweiht wird, mit viel Musik und viel Tanz und wir da unbedingt noch hin müssen.
Gesagt getan, kaum sind wir dort, werden wir auch sofort zum tanzen aufgefordert, vor dem mich selbst mein Behindertenausweis nicht geschützt hat (!).

Ausgelassene Stimmung bei den beiden Spieler, einem wunderbaren Sänger und einem Akkordeonisten, der wohl mit so etwas wie einem Knopfakkordeon mitreissende Musik machten.
Der Saal kochte und ging dann draussen noch weiter – wir aber mussten jetzt zurück, denn morgen wird der Wecker um 06:00 Uhr wecken: 75 sm stehen an.

Und ich hätte lieber noch einmal den Seewetterbericht angeschaut – habe ich aber nicht.

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