von Jörg Streese

Flaute und die Sonnenseite des Lebens

Flaute und die Sonnenseite des Lebens

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Published on August 10th, 2010 @ 15:45:11 , using 542 words,
Flaute und die Sonnenseite des Lebens
Flaute und die Sonnenseite des Lebens
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Flaute und die Sonnenseite des Lebens
Flaute und die Sonnenseite des Lebens
Flaute und die Sonnenseite des Lebens
Flaute und die Sonnenseite des Lebens
Flaute und die Sonnenseite des Lebens

Caro ist früh wach und springt für ein paar Züge in die erfrischend kühle Ostsee. Der von Millionen Algenpartikeln grün gefärbte Bikini musste anschließend einer gründlichen Wäsche unterzogen werden. Das alles, während der Skipper noch schläft, weil er bis morgens um 4 an seinen Mails gearbeitet und Wein getrunken hatte.

Aber wir wollte ja nach Polen und sind dann auch nach einem ausgiebigen Frühstück ausgelaufen. Wir hatte kaum den Motor aus (zum Auslaufen aus einem Hafen bedarf es dieses Hilfsmittels) als wir in einer Flaute steckten. Mitten auf dem Stettiner Haff lehrte uns das Leben dann seine hängemattige Seite. Wir überließen uns der Ruhe der spiegelglatten See. Ein Kohlweißling schaute vorbei. Ein über uns hinweg ziehender Schwarm Wildgänse ließ sich mit dem Feldstecher beobachten. Zwei Ausflugsdampfer hörten wir sich grüßen, mit trötenden Tonfolgen, die billigen Handymelodien glichen.

Wir genossen es, mitten im Nichts nichts zu tun. Wir spielen Filmekette. Der letzte Buchstabe eines Filmtitels bildet den ersten Buchstaben eines neuen Titels. Aufgegeben haben wir irgendwann als zum hundert und ersten Mal der Buchstabe N auftauchte und wir wirklich keinen Einfälle mehr hatten (noch jemand 'ne Idee?).

Nach zwei Stunden rumdümpeln, jenen oben schon erwähnten tausend Filmtiteln, diversen Flaschen Sonnenmilch, stellte sich langsam die Frage, wo es heute noch hingehen soll. Wir griffen zu den in der Bordbibliothek vorhandenen Hilfsmitteln. Swinemünde wäre ein schönes Ziel. Bei den Windverhältnissen – mal kein Wind, mal Wind aus Ost, mal aus Nord, mal aus West – lag jedoch Kamminke im doppelten Wortsinne näher.

Als wir James aufforderten seine Arbeit zu tun, kräuselte sich plötzlich vor uns das Wasser, wir spürten Wind von Steuerbord auf unserer Haut, die Segel blähten sich und schon zog Miss Sophie mit sechs Knoten auf und davon. Nur leider nicht ganz in unsere angestrebte Richtung. Als wir dem Festland von Usedom so nah waren, dass unter dem Kiel von Miss Sophie nur noch ein Meter Wasser war, mussten wir anfangen zu kreuzen. Aber es war herrliches Segeln und Caro übte, das Schiff zentimetergenau hoch an den Wind zu legen.

Zum guten Schluss zeigte Jörg Caro noch, was zu tun ist, wenn er über Bord geht: Wende fahren bis zur backstehenden Fock, Großschott loswerfen, Pinne parallel zum Vorsegel belegen und warten, ob der (der Schwimmkunst nicht mächtige) Skipper es bis zum Schiff schafft. Mit diesem Wissen kann Caro jetzt beruhigt nach Hause entlassen werden: denn der nächste Segeltörn kommt bestimmt.

Im rustikalen Hafen des kleinen Fischerörtchens Kamminke warteten in der örtlichen Fischräucherei am Hafen schon einige kleine Delikatessen auf uns, die wir zusammen mit ein paar Bierchen verputzten (Seelachs und Makrele, beides geräuchert und reichlich, mit Kartoffelsalat). Der geplante Besuch eines Kriegsgefallenendenkmals auf einem ca. zwei Kilometer entfernten Hügel musste wegen extremen Mückenangriffen und angesichts der fortgeschrittenen Stunde aufgegeben werden.

Die Milchstraße, Vega, Deneb, Atair, Nordstern, Mars, Schwan, großer Wagen, kleiner Wagen, Leier... trotz Wolkenschleier am Horizont um uns herum, war die ganze Mitte des Himmels sternenklar. Liebend gern würden wir jetzt auch noch von einer durchsausenden Sternschnuppe erzählen. Es war aber keine da. Bis Donnerstag soll die Wahrscheinlichkeit, Sternschuppen zu sehen noch zunehmen. Vielleicht wird’s noch was.

Der am Abend aufkommende Wind, der in den Hafen steht, erzeugt einen deutlichen Wellengang, der Caros Koje im Bug Höhensprünge von einem halben Meter machen lässt.

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