Der Herbst kündigt sich an
Der Herbst kündigt sich an
Published on August 25th, 2010 @ 15:42:45 , using 397 words,
Seit Tagen ist Schlechtwetter: für morgen sind beim Hafernmeister bis zu 10 Windstärken angekündigt - der Herbst schickt seinen ersten Herbststurm: W - SW 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10.
In der Nacht hatte ich das Gefühl, als würden manche Böen wirklich auf die Masten der hier im Hafen liegenden Yachten einprügeln, besonders natürlich auf die von MISS SOPHIE, denn die spührte ich körperlich, wenn wie ein Faustschlag eine Böe den Mast traf und sich MISS SOPHIE auf die Seite legte und die Festmacher aufgequält kreischten.
Ich stürze mich wieder in den Roman: Wir Ertrunkenen.
Denn er stellt nebenbei eine existenzielle Frage: was lernen Menschen und vor allem Menschengruppen, so, wie sie die Bevölkerung von Marstal eine solche Menschengruppe darstellt, aus dem, wie sie ihr Leben unter den jeweils gegebenen Umständen gestalten oder von den Umständen gestalten lassen? Und kann daraus irgendeine ethische, moralische, gesellschaftspolitische Konsequenz gezogen werden? Nein. Und doch Ja.
Nein in dem Sinne, dass es vielleich ein Lernen aus der Geschichte nur in sehr sehr kleinen, räumlich und zeitlich überschaubaren Räumen möglich ist und zudem jeder Mensch mit anderen Brillengläsern auf diese Welt sieht (auch wenn er sich einer Wissenschaft verpflichtet fühlt und versucht in ihren Kategorien zu denken - es bleibt eine von seinen Eigenarten gefärbte Art Wissenschaft). Das klingt alles sehr platt - wenn man es aber aus den Figuren dieses Romans heraus füllt, dann ist es eine prall mit Leben gefüllt Plattheit, die dann überhaupt nicht mehr platt ist und vielmehr die Wissenschaft zu einem kargen, leblosen Knochengerippe werden lässt.
Fast alle Figuren in diesem Roman scheitern in ihrem Lernen in ihrem Leben.
Aber wie sie scheitern, gerade das lässt sie zu Menschen werden, die in anderen Menschen ihre Brüder und Schwestern entdecken und darin liegt (für mich) das Lernen in der Menschheitsgeschichte: nicht in den jeweiligen Utopien einer Zeit, sondern in dem Entdecken und dem hinterherforschen, "dass es im Menschen etwas soziologisch Undefinierbares gibt, das uns mit allen anderen verbindet und die Triebkraft ist, wenn wir lesen und wenn wir schreiben: Der Drang, einen sich weit erstreckenden inneren Kontinent zu erforschen." (Carsten Jense).
Wir sind uns selbst ein Kontinent.
Und ihn zu erforschen, darum geht es. Und das geht nur, in dem wir in der Welt leben. Voll und bei, wie der Seemann sagt.
Ich muss mich jetzt mal langsam um meinen Winterliegeplatz kümmern.
Um mich in Bewegung zu halten, bin ich zum Strand gelaufen und dort lang fast bis Zinnowitz.
1 Kommentar
Hallo Jörg,
diesen ersten Herbststurm habe ich von Kiel nach Norwegen 2 Nächte lang erlebt. Auch auf diesen großen Fähren spürte ich die Wellentätigkeit( 5-6m hoch) hautnah und es nahm und nahm kein Ende!! Wie mag es dir in diesem kleinen Boot ergangen sein? Tagsüber genoß ich dann aber die gigantisch schöne Landschaft.Ein erträglichen Seegang!!
Ilse