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Karosta - nicht ganz von dieser Welt

Karosta - nicht ganz von dieser Welt

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Published on Juli 21st, 2011 @ 15:30:15 , using 471 words,
Karosta - nicht ganz von dieser Welt
Karosta - nicht ganz von dieser Welt

Den gepriesenen Stadtteil Karosta wollte ich unbedingt kennnenlernen und deshalb lieh ich mir ein Mountainbike, weil er ca. 5 km vor der Stadt selbst als eigener Stadtteil liegt. Von den Sowjets gebaut für das militärische Personal und deren Angehörige der atomaren U-Bootflotte. Das erste Bild zeigt die Wohnblöcke, von denen  es hier hunderte gibt, die zwischen Bäumen angesiedelt, ein riesiges Areal füllen. Fast alle scheinen noch bewohnt zu werden, nur einige wenige sind durch eingeworfene Fensterscheiben als aufgegeben gekennzeichnet. Es ist völlig ruhig hier, kein Radio brüllt, nur wenige Autos fahren hier, es gibt einen funktionierenden Busverkehr, die Stationen sind sauber und in gutem Zustand. Die Mädchen und jungen Frauen hier laufen genau  so leicht bekleidet und allein gehend hier rum, wie in der City, ich sehe nirgend Müll, die Straßen und Wege sind gepflegt und ich habe keinen einzigen Moment mich hier unsicher gefühlt hätte. Ganz im Gegensatz zu Deutchland, wenn ich in Frankfurt oder Berlin in ähnliche Gegenden gekommen wäre.

Vor manchen dieser Wohnblöcke sind liebevoll gepflegte kleine Vorgärten, hier spielen Kinder in sauberer Kleidung, Jungs und Mädchen sind auf dem Weg zur Schule oder kommen von dort, nicht lärmend, sondern konzentriert oder mit Knopf im Ohr oder sich unterhaltend. Viele Balkons sind mit Blumen geschmückt.

Aber für diese Menge von Wohnraum sind hier wenig Menschen zu sehen. Merkwürdig.

In dem kleinen Laden, wo ich mir ein Frühstück zusammen stelle, ist es sehr gepflegt. Als ich mich auf eine Bank in einem der großzügigen Parks setze, kommt eine junge Frau mit Kinderwagen vorbei und setzt sich eine Bank weiter hin. Vorher aber reinigt sie die Bank mit einem Taschentuch, denn es hatte die Nacht Gewitter gegeben und die Bänke hatten davon noch die Folgen auf ihrem Holz. Wenig später kommen zwei Frauen mit den üblichen Neon-Westen vorbei, die dabei sind, die Wege vom Laub zu reinigen.

Ich fühle mich hier nicht von dieser Welt. Ich verstehe garnichts mehr.

Ja, und dann steht man plötzlich vor dieser Kirche.

Aber die Kunstszene konnte ich nicht finden, obwohl ich kreuz und quer durch das Gebiet geradelt bin. Sie scheint nur Insidern zugänglich zu sein. Dummerweise hatte ich keinen Reiseführer nicht mitgenommen, weil er so dick ist.

Nachtrag:

Heute habe ich einen Dänen kennen gelernt, der nun in Liepaja lebt und der sagte mir, Nachts würde er dort nicht alleine unterwegs sein. Kann ich nicht nachprüfen, gebe ich einfach mal so weiter.

Und für die Sauberkeit auf den Straßen und Wegen, die wirklich bewerkenswert ist, sorgen anscheinend für wenig Geld arbeitende Arbeitslose, denn es sind deren so viele, dass die nicht alle als Beamte untergekommen sein können. Der Hintergrund dafür könnte sein, dass es in Lettland keine sozialen Sicherungen gibt: keine Arbeit, kein Geld, betteln.

Gestern Abend bin ich noch durch die Rock-Cafe-Szene der Stadt gepilgert. Diese Stadt lebt wirklich von der Musikszene. Toll.



1 Kommentar

Kommentar von:
lothar.jentzsch

Hej Jörg,
jetzt ist mir doch wieder einmal ein Kommentar abgestürzt. Dann will ich mal dort weitermachen, wo ich den alten wegdriften sah. Also, die Balten gerade in der EU. Vorletzte Station der Reise: Nidden. Auch so gesehen. Klaipeda (Memel) allerdings verwahrloster, genauso Palanga (ein fürchterlicher Zeltplatz, als ob das früher ein Truppenübungsplatz der Sowjetarmee mit allen noch vorhandenen Hinterlassenschaften war). In Lipaja wurde nur eine Stadtrunde gefahren, da es zum Aussteigen nicht lohnend erschien. Also, die in meiner Erinnerung haften gebliebenen Dinge kommen noch. Auch der Baustil in Lettland ist wunderbarer Jugendstil. Also unbedingt eine Villa erwerben… Jetzt segel gut weiter. Liebe Grüße, Lothar

21.07.2011 @ 18:59


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