Segeln Schweizer? Und wie!
Segeln Schweizer? Und wie!
Published on Juli 9th, 2013 @ 18:44:00 , using 669 words,
2013_07_09
Von Pähkinainen nach Parattula
Angesagt waren SW 4-5, mein Kurs rauf in den Norden verläuft zunächst NW und geht dann ca. 6 Seemeilen nach West, bevor er dann wieder Nord verläuft.
Also sollte das mit dieser Windvorhersage gehen.
Tat es auch.
Schon lange sah ich hinter mir ein Folkeboot mit einer deutschen Nationale und ich war gespannt, wann sie mich wohl überholen würden.
Das war dann auch irgendwann soweit und wir wechselten kurz miteinander woher und wohin, sie kommen aus der Schweiz und dann sagten sie mir noch, dass sie mein Tagebuch lesen werden und dann waren wir schon wieder so weit auseinander, dass eine Verständigung nicht mehr möglich war.
Mein Ziel ist eigentlich Uusikaupunki oder schwedisch Nystad, aber das werde ich heute nicht mehr schaffen, deshalb war die Frage, wo ich einen Zwischenstop einlege.
Aber jetzt hatte ich erst einmal sehr hoch und spitz an den Wind zu gehen, der jetzt auch mit 4-5 blies und MISS SOPHIE oft richtig auf die Seite legte, aber alles war easy und gut im Griff und die Höhe konnte ich noch gut halten.
Dann standen wir (MISS SOPHIE und ich) vor dem Eingang in das schmale Fahrwasser zwischen großen Schären, wovon die steuerbortige Schäre, die in meiner Seekarte keinen Namen hat, Festlandverbindung hat, und auf diesem Teil gab es zwei, drei Yachthäfen und als ich gerade in dieses Fahrwasser einlaufe, sehe ich hinter Bäumen viele große Masten und ich entscheide mich dafür, hier und jetzt den Törn zu beenden.
Es ist 18:30, ich sitze seit 6 Stunden an der Pinne und das darf für Heute genug sein.
Der Hafen ist groß´und es liegen hier viele große Plastik-Yachten, also eigentlich nicht so mein Fall.
Aber dann bin ich fest und nach einer Weile beginnt mein Stegnachbar ein Gespräch mit mir, wir unterhalten uns über unsere Elektronik, er kommt interessiert von seinem 12-Meter-Schiff in Best-Zustand zu mir an Bord und nach einer halben Stunde bekomme ich von ihm seinen 10 Jahre alte Seekartensatz für den nördlichen Bereich hinter Nytad geschenkt, mit der mündlichen Warnung versehen, sich in diesem Bereich nicht von den eingezeichneten Schiffahrtsrouten zu entfernen, denn hier seien viele große Steine und Felsen, die man nicht sehen könne und die auch oft nicht in den Seekarten vermerkt sind (sind einfach zu viele).
Nun bin ich mit diesem Hafen wieder etwas versöhnt, dann kommt kochen, essen, Tagebuch schreiben im Restaurant und dann noch ein bisschen entspannen.
Der nächste Morgen weckt mich mit prasselndem Regen.
Na gut, denke ich, Hafentag.
Ich frühstücke ausgiebig, puzzle ein bisschen am Schiff herum, versehe die Niedergangsverschlussbretter mit einem neuen verschließbaren Beschlag und dann sehe ich, als ich einen Moment Pause mache, auf der anderen Seite des Yachthafens eine deutsche Nationale und die an einem Heck eines Folkebootes.
Könnten dass????
Ich gehe rüber - und sie sind es. Die beiden Schweizer, die mich gestern überholt hatten.
Bald darauf sitze ich bei Monika und Alfred an Bord und wir schnacken.
Sie sind erfahrene Ostseesegler. Haben mit ihrem Folkeboot, der „Hilde“ die gesamte Ostsee umrundet, bis oben nach Haparanda, wohin sie auf der schwedischen Seite gesegelt sind und mir diese Route sehr ans Herz gelegt haben, weil sie wunderschön sei, haben in Finnland einen Sommer lang den großen Inlandsee, der nur über den russischen Sektor zu erreichen ist, besegelt und mir auch den sehr ans Herz gelegt und haben über all diese Touren im Internet ein Tagebuch geschrieben: www.hildes-logbuch.ch, was ich mir in den nächsten Tagen ausgiebig anschauen werde.
Für den Abend haben wir ein Treffen bei mir an Bord verabredet, wenn sie mit ihrer Sauna fertig sind und dann sitzen wir bei mir an Bord und ich muss ihnen erst einmal meine Endlosgeschichte mit dem Diesel in dem hintersten Kielsektor schildern, den sie schon auf der MISS-SOPHIE-Seite gelesen haben.
Es wurde ein langer Abend, wie das so ist, aber auch der endet irgendwann und dann ist Schluss und man geht auseinander mit dem irgendwo komischen Gefühl, dass man diese Menschen, die einem in so kurzer Zeit so nah geworden sind, nie in seinem Leben wieder sehen wird.