von Jörg Streese

Mit einem Riesenschreck zurück nach Mersrags

Mit einem Riesenschreck zurück nach Mersrags

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Published on August 25th, 2013 @ 09:14:00 , using 591 words,
Mit einem Riesenschreck zurück nach Mersrags
Mit einem Riesenschreck zurück nach Mersrags

 

2013_08_25

Gerade noch an einer Katastrophe langgeschrammt: von Ruhnu zurück nach Mersrags

 Mein Motor läßt mich nicht in Ruhe.

Im Hafen von Ruhnu habe ich mich ihm noch einmal intensiv gewidmet. Es ist jetzt klar, dass es nicht der vermeintliche Unterdruck im Tank sein kann, weil er gar nicht entstehen kann.

Das Entlüftungssystem ist frei und funktioniert. Es muss die separat eingebaute Dieselpumpe sein, die sowieso seltsame Laufgeräusche macht.

Egal wie, ich muss heute zurück nach Mersrags, das sind rund 35 bis 40 sm und der Wind dafür ist gut: NE 3-4 waren angesagt.

10:340. Also los.

Den Motor hatte ich schon eine halbe Stunde laufen lassen, um zu schauen, ob er läuft und er lief.

Die Hafeneinfahrt ist ausgesprochen schmal, ca. 20 Meter breit und hat einen Knick nach Süd-Ost-Ost. Der Wind kam wie gesagt aus Nord-Ost.

Ich bin gerade dabei, in diesen Knick der Hafenausfahrt nach SEE einzubiegen, da setzt der Motor aus.

Für den Schreck blieb mir keine Zeit.

Ich schoß aufs Vordeck, in Sekunden war die Fock losgebändselt, schon war sie oben und ich jumpte zurück ins Cockpit, holte die Fock dicht und segelte aus der Hafeneinfahrt.

Jetzt erst kam der Schreck.

Das war knapp. Mehr als knapp.

Ganz ganz langsam kam ich wieder auf den Boden.

Und musste mir jetzt selbst einmal die Hände schütteln: gut gemacht. Obadja lächelte dazu.

Das Groß kam jetzt dazu, um 12:00 war ich auf dem direkten Kurs nach Mersrags mit 190 Grad.

Die Sonne schien, über den Landmassen ringsum hatten sich kleine Cumulusstraßen gebildet, MISS SOPHIE machte 5-6 Knoten und alles schien gut.

Wenn mich nicht das Problem mit dem Motor beschäftigt hätte.

Denn in Mersrags musste ich unter diesen Bedingungen unter Segeln in den Hafen und an den Steg oder an eine Boje.

Das war zwar noch lang hin, aber ich beschäftigte mich damit immer wieder.

Die Hafeneinfahrt öffnet sich nach Ost, die Einfahrtsrinne ebenfalls, ich würde also mit achterlichem Wind da in den Hafen segeln.

Um 13:00 Uhr war der Wind so zurückgegangen, dass bei dem Wind direkt von achtern, mein Großsegel immer wieder einfiel und im übrigen der hier im Rigaer Meerbusen völlig verrückte Seegang MISS SOPHIE immer wieder von der einen Seite auf die andere warf.

Also Groß weg, Fock weg und den Blister gesetzt.

Der stand, brachte mich aber immer noch nur auf 3 kn.

Ich rechnete. Noch ca. 25 -28 Seemeilen. Bei 3 Knoten noch 8 Stunden also zwischen 21:00 und 22:00 in Mersrags, also vermutlich bei Dunkelheit. Wenn es so blieb.

Um 16:00 Uhr hatte der Wind kräftig zugelegt und MISS SOPHIE schob mit 5-6 Knoten durch die Wellen, die inzwischen 1 Meter hatten.

Es war ein ziemlicher Druck auf dem Blister. Aber ihn jetzt gegen die Fock austauschen, hatte ich keine Lust, weil ich letztlich mit der Selbstwendefock in den Hafen gehen wollte und das hieß, die noch angebändselte Fock und den Blister abtakeln und die SWF setzen, eine etwas aufwendigere Prozedur. Und das wollte ich etwa auf Höhe der Ansteuernungstonne Mersrags machen.

Also noch Zeit.

Aber aufmerksames Steuern war hier wieder angesagt, denn der Wind kam achterlich etwas von steuerbord ein.

Um 20:00 Uhr war ich etwa bei der Ansteuerungstonne, Blister runter, Fock in die Kajüte und die SWF gesetzt. MISS SOPHIE machte mit den 10 Quadratmetern immer noch 4 Koten. Dann schob ich in die Hafeneinfahrt, dort ließ ich den Motor an, in der Hoffnung, dass er es sich noch einmal überlegt hat, ob er mir weiter Probleme machen will, nach dem dritten mal lief er durch und ich riss die SWF runter und konnte die letzten 20 Meter zum Steg mit James machen. Aber Herzklopfen hatte ich schon.

Das war ein stressiges Saisonende.

 

 

 

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