Ein Leben in Extremen: Gestern Bikiniwetter heute sibirische Kälte
Ein Leben in Extremen: Gestern Bikiniwetter heute sibirische Kälte
Published on Mai 28th, 2014 @ 18:58:00 , using 281 words,
Es ist Sonntag und das Leben hier an Bord geht seinen gewohnten Gang: Arbeit am Schiff.
Hier Lack schleifen, dort spachteln, dann ein technisches Problem lösen (Ankerkettenfeststeller), ein, zwei Roststellen entdecken und und und.
Dann plötzlich Wetteränderung: statt wie bisher Bikiniwetter jetzt plötzlich sibirische Kälte aus Nord: zu dem mit sehr viel Wind.
Schlechtwetterhimmel, Regenwolken, das seit langem anstehende Streichen des Decks entfällt.
Statt dessen unter Deck: Grog.
Dann entroste ich die Rostecken in den Grätingsecken und dann male ich am Heck von MISS SOPHIE, wo viel gespachtelt wurde und ich keine blaube Farbe habe, am Heck einen roten Streifen - und der gefällt mir gut.
Heute morgen, es ist der 28. Mai und 5 Uhr, falle ich fast aus der Koje, so arbeitet MISS SOPHIE an ihren Leinen durch den hier durchgehenden Seegang.
Das liegt vor allem daran, dass die Hafeneinfahrt durch keinen Knick gebrochen wird und die Wellen ungehindert bis in den letzten Winkel des Hafens kommen.
Ich muss nach draußen, um zu schauen, ob die Leinen alle noch klar sind.
Schweinekalt, ein beißender strenger Wind aus Nord, aber es ist alles klar.
Zurück in die warme Koje.
Ich schere neue Fallen ein. Nach mehr als 30 Jahren schien mir dies angesagt, aber trotzdem erstaunlich, was heutiges Tauwerk zu Wege bringt.
Aber den Großfall habe ich aus einem mir bisher unklaren Grund nicht auswechseln können: er ließ sich nicht ausscheren, selbst mit Gewalt nicht, obwohl es bei dem Fockfall problemlos ging.
Dann spachtel ich die Plichtgrätingstellen und entdecke weitere kleinere Roststellen unter dem Süllrand. Also wieder den Multimaster in die Hand genommen, eine Regenpause abgewartet und dann raus und arbeiten.
Abends lasse ich mir dann mal was neues zum Essen einfallen: "Sophies Allerlei".