Riga - immer wieder spannend
Oktober 2nd, 2022
Riga - immer wieder spannend
Written by:js
Published on Oktober 2nd, 2022 @ 09:39:00 , using 552 words,
Published on Oktober 2nd, 2022 @ 09:39:00 , using 552 words,
Posted in Tagebuch der Miss Sophie
In Riga angekommen, finde ich mein youthhostel
'Baltic-Hotels' nicht. Ich hatte ein anderes
als all die Jahre vorher genommen, weil mein
bisheriges Elizabeth-Youth-Hotel mir nur ein
6-Bettzimmer anbot, was für eine Großfamilie
geeignet wäre und weder telefonisch noch per
email zu erreichen ist, ich es deshalb auch
nicht in Frage stellen konnte oder mich
darauf einlassen, das noch weitere Gäste in
dem Zimmer nächtigen werden, was ja für eine
Nacht kein Problem ist und ich unter diesen
Bedingungen nicht mehr mitspielen wollte. Aber jetzt hatte ich ein anderes Problem: ich
fand meine Unterkunft nicht. Die Straße war richtig, die Hausnummer Nr. 1
war auch richtig, aber ausser ein paar Firmen und
Rechtsanwaltsschildern war da nichts zu sehen. Aber der Türcode funktionierte, also musste es
das richtige Haus sein. Ich war drin und als ich in der fünften und
letzten Etage ankam, sah ich in die offene Tür
einer Fahrschulklasse beim Theorieunterricht -
aber von einem Hostel nichts zu sehen. Nach einer 24-stündigen Busfahrt hat man nicht
mehr so richtig Lust auf solche Scherze. Also wieder nach unten, im Hausflur nach irgend
welchen Hinweisen gesucht - nichts.
Selbst ein entsprechender hauseigener Briefkasten
des 'Baltic-Hotels' war nicht zu finden. Dabei war die Lage hier war für mich optimal;
ca. 500 Meter vom zentralen Omnibusbahnhof entfernt
- besser geht es nicht. Wenn man denn in dem
richtigen Haus den richtigen Eingang findet. Also Etage für Etage noch einmal abgesucht nach
irgendwelchen Hinweisen auf ein Hostel: nichts! Eine genervte 'Rechtsanwältin', die gerade aus
einem der Türen kam, zeigte nur abwesend mit
dem Finger nach oben, als ich sie fragte, wo
hier das Baltic-Hotel zu finden sei,
hhmmmmm, da war ich schon zweimal. Na gut, also ein drittes Mal Anlauf genommen und
die Treppenstufen erklommen.
Aber auch diesmal drei Türen, zwei mit
Rechtsanwaltsschildern oder ähnlichem und eine
dritte
ohne ein Namensschild, ohne einen Klingelknopf,
ohne ein Türschild, ohne eine Türklinke -
einfach nur eine alte, ziemlich hässliche Tür.
Aber das musste es eigentlich sein. Da öffnet sich die Tür und ein junger Mann mit
einer Plastiktüte und einem Tagesrucksack
kommt aus der Tür. Auf meine Frage: 'Baltic-Hotels?'
nickt er nur, hält mir die Tür auf
und ich bin drin. Ein älterer Mann kommt mir entgegen und bedeutet mir,
ich möge mich auf einen Stuhl setzen
und einen Moment warten. Gleich würde die zuständige
Person kommen. Und so war es auch. Eine ältere Dame, die, als sie
merkte, ich kam aus Deutschland,
gleich ihr weniges Deutsch anbrachte, meine Personalien
aufnahm, Schlüssel ausgehändigt und
mein Zimmer zugewiesen - ein Vier-Bett-Zimmer mit
Etagenbetten, daneben in der Breite eines
Stuhles noch Platz, um zu den Betten zu kommen - und
das war es. Selbst auf die Vorhänge des großen Fensters, dass sich
direkt gegenüber des Hauptbahnhof befindet,
mit dem entsprechenden Autoverkehr, den Leuchtreklamen,
den blinkenden überdimensionalen
Info-Bildschirmen, die auf was-weiß-ich-was-man-kaufen-soll
hinweisen - hat man wohl aus Platz -
und Kostengründen verzichtet - aber was solls, ich habe
den Raum für mich, packe mein
mitgebrachtes selbstgebackenes Brot aus, finde noch ein
Stück Käse und ein Stück Salami, mache
meine gerade noch erstandene Flasche Rotwein auf und
beginne in aller Gemütsruhe mit meinem
Abendbrot.
Und das ich selbst unter diesen Bedingungen gut schlafen
werde, bin ich gewiss, denn im Bus habe ich nicht pennen
können - er war mal wieder rappelvoll zumindest von
Berlin bis Warschau - und im Sitzen kann ich außer
vor Erschöpfung nicht schlafen.