Bei anständigem kalten Wind zurück nach Mersrags
Bei anständigem kalten Wind zurück nach Mersrags
Published on Oktober 5th, 2022 @ 19:01:00 , using 451 words,
23.09.2022 - Törn Engure - Mersrags
Also diese Wetterkarten versprechen ein stabiles
Wettergeschehen zumindest für mein Areal,
aber ansonsten ist da oben schon ne
Menge los und zwar sehr großflächig.
Und da der Wind sehr kalt ist, werde ich mich
richtig einmummeln: Unterwäsche, Fleece
und darüber meinen Helly-Hansen-Overall,
der innen mit einer dicken Schaumschicht
ausgestattet ist, die mich im Wasser
auftreiben lässt. Und die ist vor allem
auch richtig warm.
So richtig schnell bewegen kann man sich
mit in einer solchen Bekleidung nicht,
man fühlt sich eher wie eine Mettwurst
und hat die Bewegungen eines Teddybärs.
Egal. Hauptsache man friert nicht an
der Pinne.
Südliche, vielleicht auch südwestliche
Winde um 3 - das ist sehr ok, blöd wäre
es, wenn er richtig nach Westen gehen
sollte, dann hätte ich ihn zum Schluss gegen an.
Egal, mein Kurs ist nord-nord-west und selbst
wenn es spitz gegen an gehen sollte - na, das
ist das eben so.
Das Wegkommen vom Steg und von der Boje klappte
reibungslos, ich hatte entschieden, wenn der
Wind eh achterlich kommt, nur die Fock zu nutzen,
die auch reibungslos nach oben ging und dann
war ich schon an der 10-Meter-Linie, die
meine Kursklinie werden sollte.
Ja, und dann kam die Bordroutine:
In der linken Hand einen Knust Brot,
rechts die Pinne, ein Blick rauf zum
Verklicker, ein Blick auf die Fock, ein
Blick auf den Kompass, ein Blick auf das GPS,
wo die Kurslinie mitgeplottet wird,
ein Blick auf das Echolot, ein Schluck
Tee aus der Thermoskanne - und alles
beginnt wieder von vorn.
Dann kamen irgendwann die beiden Windräder
ganz klein am Horizont in Sicht, die eine
gute Landmarke für Mersrags sind, der Wind
wurde etwas stärker, wir segelten um die 4 kn
ich fing langsam an zu überlegen, ob ich
die Fock noch in der Ansteuerung runter nehme
oder erst im Holzhafen, entschied mich, es
im Holzhafen zu machen und langsam freute ich
mich auf mein warmes Essen, was mich im Hafen
erwarten würde - es stand schon auf dem Feuer.
Im Hafen hatte ich dann ein Problem.
Die neue Kaimauer gegenüber ist für große
Schiffe gemacht, die mindestens vier Meter
über der Wasserlinie ihre Bordwand haben.
Da habe ich Schwierigkeiten, meine Leinen
festzumachen - geschweige denn von Bord zu kommen.
Dann gibt es noch ein kleines Stück der Kaimauer,
die sehr viel niedriger ist, da ist es
allerdings sehr flach.
Ich hatte beim Ansteuern auch ganz kurz
eine leichte Grundberührung, die aber
problemlos ist, weil es weicher Sand ist.
Ich war fest, das Schiff gut vertaut und
ich konnte mich an mein Essen machen.
Die nächsten Tage das Schiff grundsäubern,
Lebensmittel aussortieren und alles
Winterfest machen.
Tja, und das wars dann für dieses Jahr.
Seglerisch nicht so toll, aber dafür
haben wir ja andere Dinge auf dem Zettel.