von Jörg Streese

Wiedermal ein überaus überraschender Segelanfang in Lettland - Saling kommt runter

Wiedermal ein überaus überraschender Segelanfang in Lettland - Saling kommt runter

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Published on Juni 8th, 2023 @ 09:44:00 , using 838 words,
Wiedermal ein überaus überraschender Segelanfang in Lettland - Saling kommt runter

Wiedermal ein überaus überraschender Segelanfang in Lettland - Saling kommt runter

Der Wetterbericht DWD meldete für Sonntag den 04. 06. N 3-4 in Böen 5, ab Montag dann allerdings bis Donnerstag südliche Winde - und das ging gar nicht, weil ich Südkurs habe. Also musste ich am Sonntag los.
Um 12:00 hatte ich die Leinen los, bei dem Kurs würde ich nur mit der Fock (20 qm) segeln. Das Wetter war gut, Sonne mit einigen dunkleren tiefliegenden Böenwolken.
Es war kalt, der Wind kam aus dem eisigen Norden und hatte in den Böen Biss und meine Schlechtwetterjacke musste ihren Dienst tun.
Bei direkt achterlichem Wind funktionieren die Windsteueranlagen nicht und ich musste an die Pinne.
4 - 5 Stunden rechnete ich für die knapp 20 sm, weil ich bei 4 BF um die 5 kn segel.

Ich dachte ich würde etwas Schwierigkeiten haben, von der Pier wegzukommen, denn direkt vor mir lag ein dicker, breiter Zweimaster und ich hatte Strom von achtern.
Ich zog mich mit der Achterleine weiter nach hinten, aber bald merkte ich, hier wurde es flach, ich hatte leichte Grundberührung, was hier aber kein Problem ist, weil es sich um Sandboden handelt.
Dann mich mittseitig abgestoßen - und bis diese leichte Strömung mein 5-Tonnen-Schiff in Bewegung setzt, bin ich schon in der Mitte des Fahrwassers.
Unmittelbar nach dem Verlassen der beiden Molenköpfe setzte ich die Fock - was merkwürdigerweise nur mit der Winsch ging, was ich mir überhaupt nicht erklären konnte. Später wurde dann klar warum: ich hatte natürlich für die Nacht den Fockfall zur Topwant abgespannt - und heute morgen vergessen, diese Abspannung wieder zu lösen. KLar - das ging dann nur mit der Winsch. Blöde.

Ich hatte meinen Kurs etwa an der 10-Meter-Linie ausgerichtet, weil es hier einige Untiefen von nur 2 Metern gibt, die bei Wellengang unangenehm werden können. Und um die gut landseitig liegen zu lassen, hatte ich mir die 10-Meter-Linie ausgeguckt, da ich dann einen geraden Kurs laufen konnte.
Na ja, ich schaukelte mich langsam in den Seegang ein, um 13:00 Uhr wurden die Wolken über mir dunkler und ich merkte die Böen, die Miss Sophie auf 7 kn Geschwindigkeit brachten - 5 Tonnen, Knickspannter, 20 qm-Fock - also da war Musik drin.

Langsam baute sich auch Seegang auf und das Steuern wurde anstrengender, weil ich den Wind direkt von achtern bekam und die Fock auf dem Kurs nur unter Last halten konnte, wenn ich den Kurs bis zum Letzten ausreizen musste, also direkt vor dem Wind - die jetzt höher werdenden Wellen mich aber immer wieder aus der Kurslinie brachten, weil ich sie aussteuern musste.

Aber es war herrliches Segeln - für meinen Geschmack für den ersten Törn nach einem halben Jahr Pause etwas zu viel, da hätte ich es für den Anfang gern etwas moderater gehabt. Aber das Wetter ist wie es ist. Und ich würde schnell ankommen.

Dachte ich.

Aber dann passierte es.

In einer Böe, die Miss Sophie kräftig auf die Luvseite legte, löste sich plötzlich die Luvsaling und kam zur Reling runter und die Luvwant schlackerte hin und her.

Ich war für einen Moment völlig verwirrt - dann aber kapierte ich die Situation und schmiss den Fockfall los, humpelte vorsichtig nach vorne, denn der Seegang war jetzt beachtlich und versuchte die Fock zu bändigen und an der Reling zu befestigen.

Damit war erstmal die größte Gefahr beseitig und ich schmiss den Motor an, der dann auch sofort problemlos losschnurrte und ich dankbar irgendwo nach oben schaute, dass ich mich mittlerweile wohl auf meinen vetus wirklich verlassen kann - obwohl er so wenig wie möglich von mir in Gebrauch genommen wird.

Ich lies ihn mit 1000 Umdrehungen laufen, damit komme ich bei dem achterlichen Wind auf 4 - 5 kn und ich konnte schon ersten Konturen der kleinen Stadt ausmachen.

Die Hafeneinfahrt ist hier ein Problem, weil sie versandet und man sich genau an die Tonnen halten muss - die waren aber nicht da. Hhhmmm.

Prompt hatte ich dann schon im Hafen Grundberührung - Sandboden, also kein Problem, ich war sehr langsam hier reingefahren , eben wegen der Untiefen - Rückwärtgang rein und ich war wieder frei.

An die Boje zu kommen war kein Problem, das beherrsche ich inzwischen problemlos, Karabinerhaken eingeklinkt und ich war erstmal an der Boje, dann aber lief das Gurtband nicht richtig ab, weil ich die Festsetzung der Rolle vergessen hatte zu lösen.

Aber ich hatte neben mir viel Platz, deshalb gehe ich gerne an solche Stellen, wo ich keine Nebenlieger habe, der Wind drückte mich von achtern Richtung Steg und ich konnte in Ruhe das Problem lösen.
15:30 war ich fest und sicher.
Wunderbar.
Jetzt erstmal runterkommen vom doch irgendwo vorhandenen Stress, denn in mir habe ich noch die vielen Situationen, wo mir im Hafen oder kurz davor der Motor versagte - wegen Dieselbakterien, wie ich erst Jahre später feststellen musste.
Und das hätte ich hier nicht gerne gehabt.

Flasch Bier und auf die schnelle Spaghettie mit ner schnell gemachten Soße aus Knoblauch, Zwiebeln, bischen Speck und ner kleinen Dose Tomaten und dann Essen.

Das war mal wieder ein Anfang.

Aber die Strecke Mersrags - Engure hat mich bisher jedes Mal mit einer seglerischen Überraschung versehen.

Ob das Charma hier....?

PS
Ich bekomme die mit meinem handy gemachten Fotos nicht auf das chromebook übertragen - weiß nicht warum - muss ich wohl später nachfolgen lassen.

 

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