FUSK, Koeppen, Hanse, Mussorgsky, Sibylla Schwarz
FUSK, Koeppen, Hanse, Mussorgsky, Sibylla Schwarz
Published on Juli 29th, 2010 @ 16:30:12 , using 368 words,
Nachdem Björn und Yana mich gestern besucht haben, habe ich mich heute in den Stadthafen von Greifswald verholt, weil es in den nächsten zwei Tagen richtig wehen soll und zwar aus der Richtung, in die ich weiter will. Das war auch gut so, Greifswald wollte ich mir sowieso anschauen.
Ich komme mit einem Mitarbeiter der Hanse-Yachten ins Gespräch, der mir voller Stolz die Erfolgsgeschichte dieser Greifswalder Yachtbauwerft erzählt.
Vor 15 Jahren angefangen, sind sie jetzt eine der ganz großen - Dehler aufgekauft, und daran hängt wohl auch Bavaria, Moody in England aufgekauft und selbst bestens im Geschäft.
Beim bummeln durch die Stadt entdecke ich eine Boris Godunov-Einspielung auf drei CDs für 8 EUR, die sofort gekauft wird, denn diese Oper habe ich schon lange nicht mehr gehört, alldieweil ich eine wundervolle Aufnahme auf Tonband habe, aber diese Geräte schon lange nicht mehr funktionieren. Eine ungemein fesselnde Musik.
Abends dann ins Koeppenhaus, Jazz. Das Wolfgang Koeppen, der wohl neben Arno Schmidt wichtigste Schriftsteller der 50ziger Jahre in Greifswald geboren wurde, war mir auch neu. Er hat hier ein schönes Domizil in einem Haus gefunden, in der viele Fotos und Schriften von ihm ausgestellt sind und ein lebendiger Raum für kulturelle Veranstaltungen zu sein scheint.
Der kleine Veranstaltungsraum war mit 100 Personen bis auf den letzten Stuhl belegt, was bei einer solchen Jazz-Formation wie die dänisch-deutsche Gruppe FUSK nicht selbstverständlich ist. Deren Rhythmen sind so komplex, dass ich nicht einmal herausbekommen habe, wo die 1 ist - obwohl ich selbst (leidlich) Saxophon spiele. Und es war mir auch nicht möglich, irgendwelche Strukturen in ihren Klangwelten zu entdecken - nur virtuos sind sie alle und haben sich zugleich die Seele aus dem Leib gespielt. Musikalisch ausgedrückte Emotionen, die in kühlen Kopfstrukturen toben.
Ja, und dann entdecke ich noch bei meinem Bummel durch die Stadt an der verfallenden Fasssade eines alten Hauses ein Gedicht. Und daneben die Inschrift: "Hier wohnte von 1621 - 1638 Sibylla Schwarz".
Eine Barockdichterin, die mit 17 Jahren schon starb und wie ich finde dieses hochmoderne Gedicht neben ca. 200 anderen Gedichten hinterlassen hat, die sie anfing mit 10 Jahren zu schreiben.
Eine Zucchini, eine Zwiebel, zwei Möhrchen, ein paar Knoblauchzehen, eine Tomate, die zwei übrig gebliebenen Kartoffeln von gestern, alles zusammen in den WOK und dazu eine Flasche Rotwein.