von Jörg Streese

Törnbericht: Von Kolobrzeg im Gewitter nach Darwolo

Törnbericht: Von Kolobrzeg im Gewitter nach Darwolo

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Published on Juni 8th, 2011 @ 16:29:10 , using 416 words,
Törnbericht: Von Kolobrzeg im Gewitter nach Darwolo
Törnbericht: Von Kolobrzeg im Gewitter nach Darwolo
Törnbericht: Von Kolobrzeg im Gewitter nach Darwolo

 


06_07_darwolo

 


Morgens um 06:40 wird der Wetterbericht noch einmal bestärkt einschließlich der Gewitterböenwarnung.

Aber nach meinen bisherigen Erfahrungen gehn die Gewittern in der Regel erst am späteren Nachmittag durch und da gedenke ich schon in Darwolo zu sein, obwohl es 35 Seemeilen bis dahin sind.


Mit mir geht die Sarah los, ein wunderschöner, aus Holz gebauter Lotsenkutter, ebenfalls mit einem Einhandsegler, den ich dann in Darwolo kennen lernen werde.


Um 08:00 bin ich auf Kurs 60 Grad, SW 3-4, Groß und Fock und MISS SOPHIE läuft 4 kn.


Um 09:00 steht der Wind mit 4 gut durch und ich laufe 5 kn. Wenns so weiter geht, rechne ich aus, bin ich zwischen 15:00 und 16:00 in Darlowo.


11:15 habe ich den Leuchtturm Gaski querab.


11:45 schläft der Wind ein. Nach 20 Minuten ist er wieder auf 3-4, wieder 20 Minuten später ist er ganz weg. Motor.


Hinter mir und über dem Festland fängt es jetzt an, glasig blau zu werden, es wird diesig und hinter mir baut sich langsam eine Gewitterfront auf.

Das gefällt mir garnicht. Der Wind kommt jetzt aus NE, genau aus meiner Richtung, vielleicht mit 2 Windstärken und weht in das Gewittertief hinein.


Das baut sich nun hinter mir zu einer riesigen Gewitterwolkenlandschaft auf, aus der beständig Blitze in das darunter liegende Meer speien, der Donner ist den Blitzen nicht zuzuordnen, weshalb ich auch keine Bestimmung der Entfernung machen kann, aber die Bewegungsrichtung der Gewitterfront kann ich sehr gut beobachten: Sie geht hinter mir in einem großen Kreisbogen nach Nord und dann nach Ost, wobei sie mich dabei überholt, mich aber in der Mitte dieses Kreisbogens in Ruhe läßt.

Nun kommen die Blitze über den gesamten Halbkreis hinter mir und an Backbord , dort wo nun die weitausholende Front inzwischen angekommen ist, sind auch schon Blitze zu sehen, und ich forsche ängstlich danach, ob die Front nun mit dem Oberflächenwind auf mich zukommen wird.

Das tut sie aber nicht, sondern verwschwindet langsam in der Ferne.


Ich scheine Glück gehabt zu haben.


Ich schaffe es noch, um 17:00 die geöffnete Brücke in Darwolo zu passieren. Als ich an ihr vorbei fahre, winken mir begeistert zwei Schulklassen zu. Das tut gut nach solch einer Fahrt. Um 17:30 liege ich an der Pier, direkt vor der "Sarah" und wir kommen auch sofort ins Gespräch, weil er meine Leinen angenommen hat.

Der im Handbuch hier avisierte Yachthafen existiert nicht. Aber es gibt einen funktionierenden Sanitär-Kontainer und ich kann meine seit einer Woche sehnsüchtig erwartete Dusche nehmen und die Welt ist – bis auf das internet – wieder in Ordnung.

Schnell noch Fisch von gegenüber gekauft.

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