Segeln zu einem kleinen verschwiegenen Örtchen: Koiguste
Segeln zu einem kleinen verschwiegenen Örtchen: Koiguste
Published on Juni 19th, 2012 @ 12:32:39 , using 640 words,
Als ich gestern Abend beim Hafenmeister meine Liegegebühr zahlte, fragte er, wo ich hin wolle und ich nannte Koiguste.
„Ohh, no, no, no, kein guter Ort, Marina gibt es nicht mehr, der Eigentümer ist verstorben und davor ist es sehr sehr flach“.
Also, er riet mir dringend ab, nach Koiguste zu gehen. Die Konsequenz davon aber wäre, dass ich bis Kuivastu in der Suur-Straße, dem ersten Teil der Seeverbindung zwischen Rigaer Meerbusen und dem Finnischen Meerbusen, 60 sm zu bewältigen hätte, was selbst bei bestem Wind und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 kn, was in der Regel nicht zu schaffen ist, 12 Stunden und mit An- und Ablegen 13 Stunden brauchen würde.
Was tun?
Ich entschied mich, trotzdem dort hinzusegeln und mich dort vor Anker zu legen, denn der Ort ist sehr sicher und vor allen Winden sehr geschützt. Seewetterbericht: NW 3, dann 2.
Morgens, weil kein Wind war, erst noch einmal gut gefrühstückt und dann, als um 08:30 Wind aufkam, los.
Großsegel und Fock und nach dem kurzen, engen Seekanal, Motor aus und endlich wieder mal segeln.
Ein zwei andere Boote waren auch unter Segeln unterwegs und die Sonne versuchte sich vergeblich, durch die Wolken zu kämpfen. Aber trotzdem angenehmes Wetter.
Mit 140 Grad auf die Ansteuerungstonne K6 zu mit achterlichem Wind.
Also Admiral von Schneider an die Pinne, dem ich aber beständig ins Handwerk greifen musste, weil er bei dem schrägachterlichen Wind immer wieder nicht schnell genug reagierte, MISS SOPHIE ausscheerte und die Fock back schlug.
Um 10:00 mit Kurs 80 Grad auf die Untiefentonne N von Allrahu, jetzt mit Wind platt vorm Laken, W 3, was aufmerksames Steuern erforderte. Also ich an der Pinne statt Admiral von Schneider.
Einmal verhaspel ich mich, und der Großbaum, der mit seinen 3.60 Meter Läge, eine ungeheure Wucht entwickelt, kommt über, weil ich gerade im Hafenhandbuch etwas nachgeschlagen habe. Ich saß auf der hohen Kante, d.h. der Großbaum geht etwa 5 cm über meinem Kopf hinweg. Wenn der getroffen hätte, läge ich vermutlich im Wasser.....
Ich habe sofort einen Zettel geschrieben, der jetzt über dem Niedergang hängt: bei Halsengefahr nur aus der Plicht steuern.
Um 12:30 wird mir das beständige Einfallen der Fock zu viel und ich nehme das Großsegel runter und lasse mich nun von der Fock von einem SüdWest zwischen 3 und 4 mit Kurs 60 Grad auf meinen WP ziehen, von dem aus ich dann in die Ansteuerung Koiguste gehen kann. Gleiche Geschwindigkeit, zwischen 3 und 5 kn.
Über Land zieht sich langsam die Wolkendecke dunkel zusammen, der Wind nimmt etwas zu, SW 4-5, es sieht nach Gewitter aus, wird dann aber keins, aber es fängt an zu regnen.
Als ich an meinem Ansteuerungspunkt um 15:30 bin, kann ich auf halben Wind gehen und MISS SOPHIE maschiert mit 5-6 kn los.
Davor ist noch ein Flach mit 90 Zentimeter Tiefe sicher zu umrunden und dann sehe ich schon die Einfahrt in diesen kleinen natürlichen Seehafen. Auf jeden Fall ist vor mir dort schon die „Thule“ aus Berlin, die mich überholt hat, eingelaufen und ich sehe dort noch einen weiteren Mast. Mal sehen, was mich dort erwartet.
Weil meine Seekarte in den Einzelheiten der kleineren Häfen keinerlei genaue Angaben enthält, pirsche ich mich hier sehr langsam heran.
Aber dann ist alles klar. An einem verrosteten Schwimmponton liegen zwei deutsche Schiffe und an dem größeren frage ich, ob ich längseits gehen kann, was sofort freundlich bejaht wird.
Um 17:30 fest.
Scheint ein kleines Naturparadies hier zu sein. Viele Seevögel gehen hier ihrem Tagewerk nach und man hört sie beständig „schreien“.
Schön hier. Vielleicht bleibe ich einen Tag.
Spät abends briest es dann auf: Ost 4-5 und der Seewetterdienst sagt für morgen SüdOst 6 voraus.
Das stimmt ziemlich genau mit der Vorhersage des Wind-Guru zusammen, der für Sonntag S – SW zwischen 4 und 6 Beaufort vorausgesagt hat.
Das heisst für mich bleiben.
Roomassaare – Koiguste Planung
Roomassaare zu K5 140° 6 sm
K5 zu Nordtonne 80° 7 sm
Nordtonne zu 05 WP1 55° 12 sm
05 WP1 zu Koiguste 335° 6 sm