Segeln. Erst Montu, dann Kuivastu, dann Kuressaare – und dann sind wir wieder in Ruhnu.
Segeln. Erst Montu, dann Kuivastu, dann Kuressaare – und dann sind wir wieder in Ruhnu.
Published on Juni 9th, 2013 @ 13:42:00 , using 473 words,
2013_06_09
1007, Tendenz fallend, wolkenloser Himmel, W 3-4, 17 Grad
Der Seewetterbericht sagt SW 3, später dann auf NW bis W drehend vorausgesagt.
Unsere Planung nach Montu zu segeln geht damit nicht, aber nördlich davon liegt Kuressare mit seiner uralten und in europa einmalig in diesem Zustand erhaltenen Burg des Deutschen Ordens mit 5 Meter dicken Mauern – und da soll es hin.
Ein genauer Blick auf die Seekarte hätt uns darüber belerht, dass das einen NordNordWest-Kurs erfordert, an den bei einem Am-Wind-Segeln von MISS SOPHIE von 50 – 60 Grad überhaupt nicht zu denken ist.
Aber wir sind da noch nicht richtig wieder drin im Segelberuf, was wir dann bald feststellen.
Ich richte den Kurs auf dem Kartenplotter auf Kuivastu, was nördlich liegt und schon sind wir auf Kurs.
Bei den drei bis vier Windstärken rennt MISS SOPHIE unter Groß und Fock los wie ein junges Pfohlen und wir preschen mit bis zu 6,5 kn durchs Wasser, die Segel stehen blendend, die Sonne zeigt sich von ihrer besten Seite, der von Uwe gekochte Tee ist heiß, ich mache ein Frühstück und alles ist bestens.
Bald haben wir die fast runde kleine Insel Ruhnu mit ihrem Nordkap querab, ich gehe mal runter an die Karte, Uwe steuert heute gradlinig und beständig, als wäre er auf diesem Schiff geboren und ich setze mich an den Kartentisch und verschaffe mir mal einen Überblick.
Als ich Karte und Kurs auf dem Kartenplotter vergleiche, gucke ich etwas komisch. Von der Nordspitze der Insel Ruhnu verläuft der Kurs auf Kuressaare NordWest, im Kartenplotter ist ein Nordkurs verzeichnet, den wir auch steuern. Hääähhhh????
Dann begreife ich: Ich habe im Verzeichnis der von mir aufgezeichneten Plottpunkte im Kartenplotter Kuressaare mit Kuivastu verwechselt. Und Kuressaare können wir mit dem West nicht anglegen, denn MISS SOPHIE braucht mindestens 50 Grad zum Wind.
Wir gucken etwas blöd aus der Wäsche, dann schmeissen wir das Ruder rum und segeln zurück.
War aber ein schönes segeln und unsere Segelmanöver fangen an auch schon richtig gut zu funktionieren, und das ist ja auch schon mal eine Erfahrungh, so dass der heutige Tag, abgesehen von der nachschlafenden Zeit des Aufstehens, nicht ganz umsonst gewesen ist.
Wir sind wieder im Hafen, als die anderen Yachten mit der Kaffeemuck im Cockpitt sitzen, grüssen freundlich und machen uns nun selbst über ein für uns spätes Frühstück her.
Lehren aus diesem Tag:
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Abends gemeinsam an der Seekarte den nächsten Törn bestrechen
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morgens auf der Grundlage des wirklichen Windes und der Windprognose noch einmal durchdenken
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und das AmWindSegeln von MISS SOPHIE von 50 – 60 Grad einberechnen
Und damit wurde es dann doch noch ein guter, wichtiger Segeltag.
Übrigens ging der Wind dann am Mittag wirklich auf Süd.
Ein paar Stunden später aber kam er aus Nord und zwar kräftig – und wir gucken uns etwas ungläubig an.
Da hat uns aber eine gütige Hand ziemlich früh zu einer Umkehr verholfen, denn der Nord kommt mit gut 4 Windstärken.