Ein Tag mit Überraschungen: MISS SOPHIE auf dem Weg nach Finnland
Ein Tag mit Überraschungen: MISS SOPHIE auf dem Weg nach Finnland
Published on Juli 31st, 2014 @ 16:04:00 , using 558 words,
2014_07_31_dirhami -stuvuholmen-Finnland
Der Seewetterbericht (windfinder) hatte für heute S 4 -5 angesagt, ab 18:0 Uhr dann
W 3 - 4.
Als ich um 06:00 aufstehe, wolkenloser Himmel, und der Wind mit 4-5 ist auch da.
Also los.
Günter kommt noch schnell aus seiner Koje und winkt, dann bin ich weg.
Bei dem sehr achterlichen Wind nehme ich nur die Fock, weil mein Kurs NNO verläuft.
Um 10:30 habe ich den zweiten Dampfertrail gequert und ich versuche jetzt, bei dem achterlichen Wind meine Windvane anzuwerfen.
Nach einigem zuzzeln läuft sie zuverlässig, aber man darf mit ihr nicht pingelig sein. Wenn sie den Kurs einigermaßen anliegen hat und zuverlässig steuert, dann soll man es gut sein lassen und lieber später einen Korrekturschlag machen.
Also habe ich etwas Pause, esse was, schreib mein Tagebuch und solche Sachen.
Im Süden ziehen Wolkenbänke auf, hhmmm....., was das wohl wird
Irgendwann der Blick zurück: jetzt ist klar, was das wohl wird. Nichts gutes.
Eine riesige schwarze Wolkenbank hat sich gebildet, die unten einen Rand wie mit einem Lineal gezogen hat: das ist die Böenwalze.
Das sieht überhaupt nicht gut aus. Die Frage ist, wohin zieht diese Böenwalze.
Inzwischen nimmt sie den ganzen südlichen Horizont ein, läuft an der Küste entlang und ein Ausläufer kommt über das Meer hinter mir her.
Jetzt wird es ernst.
Ich mache alle Luken dicht, zieh mir das Ölzeug an, mache dann den Niedergang dicht und warte auf das, was gleich kommen wird.
Ach ja, ich seile mich an.
Es zieht östlich endlang der Küste.
Aber ein Ausläufer der Front kommt in rasender Geschwindigkeit auf mich zu, es wird dunkel um mich rum und MISS SOPHIE schiesst los. Die Böe ist 30 Minuten lang, dann ist sie vorbei.
Und dann kommt Regen mit haselnussgroßen Tropfen.
Ich verziehe mich unter die Cockpitpersenning, muss aber beständig nun nach Schiffen Ausschau halten, weil ich mich dem nächsten Dampfertrail nähere.
Aber der Wind hat nördlicher gedreht, bleibt auf 5 Beaufort , was ich noch gut anlegen kann, aber die Wellen haben zugenommen und ich muss höher an den Wind, um den beständigen Versatz nach luv auszugleichen, dass aber lässt mich langsamer werden und gleichzeitig ist sehr sorgfältiges Steuern erforderlich.
Um 15:30 komme ich bei meinem in der digitalen Seekarte eingezeichneten Waypoint nach Tammissari an und dieser Kurs verläuft für mich sehr viel günstiger, weil er nördlicher verläuft. Kurz nachgedacht und mich entschieden: Tammissari.
Beim konzentrierten Plotten auf der digitalen Seekarte hatte ich das Steuern vernachlässigt und die Fock schlug back.
Also gut, ich nehme das als ein Zeichen, Fock gegen SWF auszutauschen.
Das wurde eine längere Prozedur, weil der Seegang relativ heftig war (seit mehreren Stunden 5 Beaufort aus WNW), und ich die Fock nur bändigen kann, wenn ich meine beiden Hände gebrauche, also keine Hand für mich am Schiff habe. Also vorsichtig arbeiten.
Und immer einen Blick in die Runde, denn ich nähere mich dem nächsten Dampfertrail.
Um 16:15 habe ich meinen Waypoint erreicht, aber die Wellen bleiben bissig und ich habe noch ca. 20 sm vor mir, die aber immer geschützter verlaufen.
Zum Schluss war seglerisch nicht mehr viel los, dafür aber navigatorisch, weil ich nun im Schärenrevier angekomen war, mit den tausenden gleichaussehenden Schären, den tausenden Navigationszeichen und und und.
Um 21:00 bin ich an der Schäre Stuvuholmen, laufe dort in den kleinen Sund ein und schmeiß den Anker
.
15 Stunden an der Pinne und 55 sm und ein aufregender Tag ist vorbei.
Schiff klarmachen, Kursbuch fertig schreiben, kochen, schlafen.