von Jörg Streese

Der erste Sturm hier im Hafen:Finale

Der erste Sturm hier im Hafen:Finale

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Published on Juni 11th, 2016 @ 14:19:00 , using 706 words,
Der erste Sturm hier im Hafen:Finale

Irgendetwas klapper metallisch.

Raus.

Der Peehaken macht sich selbstständig.

Das ist schnell geregelt, nur dass ich zum zweitenmal dabei pitsch nass werde und es stockduster ist und der Wind nur so orgelt und das aufgewühlte Wasser das Schiff wilde Bocksprünge machen läßt auf Grund der hier durchrauschenden Wellen.

Wieder unter Deck.

Dritte Lage Klamotten angezogen.

Ich mache mir einen Tee und ziehe mich resigniert aufs Sofa zurück.

Das Theater da draussen will einfach keine Pause machen und dem Seewetterbericht zu Folge soll es bis heute Mittag so weiter gehen und dann weniger werden.

Das ist aber noch lange hin.

Ich habe Sorge, die Leinen machen das nicht die ganze Nacht durch mit.

Deshalb bin ich in einer sehr angespannten inneren Unruhe.

Am Steg sind inzwischen sämtliche Scheuerleisten weggefetzt.

Um 03:00 Uhr ist plötzlich der Wind weg, wie ausgeknipst, - kein gutes Zeichen.

Und nach einer halben Stunde geht es wieder von vorne los, dies mal aus NNE, aber gleiche Stärke.

Um 07:00 Uhr höre ich ein ungutes metallenes Geräusch, wie wenn Metall auf Metall schlägt.

Wieder raus.

Mein Bugsprit schlägt bei besonders heftigen Böen an den rechtsseitig von mir liegenden Metallponton.

Haben die Leinen lose bekommen? 

Sehr merkwürdig, aber keine Zeit darüber nachzudenken, denn es muss etwas passieren.

Versuche MISS SOPHIE mit der Vorleine näher an meinen Steg zu bekommen.

Keine Chance. Bei dem Winddruck schaffen das vermutlich nur drei kräftige Männer.

Aber es muss.

Ich warte auf kleine Windpausen, - was heißt hier Pause, ich meine die 2 Sekunden, die der Wind abflaut um danach noch kräftiger zu blasen.

Diese zwei Sekunden muss ich nutzen dass Tauende eine weitere Drehung um den Poller zu kriegen.

Nach einer viertel Stunde habe ich zwei Drehungen hinbekommen und ich bin zwischendurch so fertig, dass ich schon aufgeben will.

Aber im Moment sind wir frei.

Jetzt versuche ich MISS SOPHIE ein wenige nach achtern zu kriegen, um sie vorne vom Ponton wegzubekommen.

Das geht nur Zentimeterweise, weil , wenn ich vorne lose gebe, gerät sie sofort wieder an den Ponton.

Ohne Öljacke, nur im Fleece, bin ich schweißnass, weil ich beständig zwischen Boot und Steg hin-und her muss, was wegen meinem Bein nur unter großen Verrenkungen geht.

Dann habe ich es geschafft, bin zu fertig um stolz drauf zu sein und dann sehe ich , warum das ganze stattfinden musste:

Die Brücke zum Steg ist abgerissen und hängt nur noch an einer einzigen Stelle mit dem Land zusammen. Und an der Brücke hängt das vordere Teil des Pontons.

Benutzung unmöglich und der ganze Steg treibt jetzt langsam Richtung Metallponton.

Deshalb ditschte MISS SOPHIE da an, nicht weil meine Leinen ihren Geist aufgegeben haben.

Jetzt muss schnell etwas geschehen, denn ich habe kleine Ahnung was passiert, wenn diese letzte Verbindung des Stegs wegreißt.

Aufs Schiff, Handy und Aigars anrufen, den Werftbesitzer, der für die Anlage nicht zuständig ist, aber den Chef anrufen kann.

Mit meinen klammen nassen Fingern reagiert das Display des Handy nicht.

Ich werde nervös.

Dann endlich, aber er versteht nicht was ich sagen will, weil sein Deutsch ist wenig und Englisch kann er nicht.

Irgendwann scheint er verstanden zu haben dass was mit dem Steg ist und eine Strunde später ist er da und bringt auch gleich noch einen Kollegen mit.

Sie bauen mir eine Brücke vom Metallponton, damit ich mich bei ihnen in der kleinen Küche auftauen kann.

Dort bekomme ich eine Tasse Tee, der Heizlüfter wid angeschmissen und dann ist zum ersten Mal indiesem Tag/Nacht Ruhe um mich rum. Ausser dem Gebrause des Sturms kein Geräusch.

Ich falle vom Stuhl.

Eingeschlafen.

Zum Glück steht die Teetasse auf dem Tisch und noch im Fallen wache ich auf und kann mich noch grade drehen, so dass ich auf meinen rechten Arm falle, mit dem ich mich ein wenig abfedern kann.

Ich bin wieder wach.

Inzwischen ist der Werftbesitzer auch da und es wird prowisorisch die Brücke gesichert und der Schwimmponton mit einer dicken Trosse vor dem abdriften gesichert.

OK, das wars dann ja wohl für heute.

Ich ziehe mich auf MISS SOPHIE zurück, nach dem ich sämtliche Leinen durch die dicksten die ich habe ersetzte, dann esse ich mein Mittagessen und dann begebe ich mich in die flache Lage und Ruhe ein bisschen - an schlafen ist nicht zu denken, dafür bin ich zu aufgekratzt.










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