Schon wieder eins auf die Mütze gekriegt. Nach Kuivasto
Schon wieder eins auf die Mütze gekriegt. Nach Kuivasto
Published on Juli 12th, 2016 @ 10:50:00 , using 593 words,
Morgens um 09:00 Uhr sah das eigentlich ganz gut aus: ein paar Cumuli am Himmel, der Wind war kräftig und kam aus West und einen kräftigen Wind brauchten wir auch, denn wir hatten bis zum nächsten Hafen runde 75 sm zu bewältigen.
Also los und ich konnte zum ersten mal neben der Fock mein neues (gebrauchtes) Großsegel setzen, musste dann aber feststellen, dass ich den Lümmelbeschlag am Mast etwas höher setzen musste, was aber jetzt nicht ging.
Alles war gut, die Sonne war da, und eigentlich hätte das ein guter Törn werden können.
Aber.
Um 10:00 Uhr waren es schon 5 Beaufort und MISS SOPHIE krängte bis zum Süllrand weg, wenn die Böe einfiel, machte aber gute Geschwindigkeit, so zwischen 6 und 7 kn.
Um 11:00 waren es 6 Beaufort und die Böen nahmen zu, die Wellen wurden höher, weil wir aus der Landabdeckung der Insel kamen und der Skipper fing an, immer wieder ein bedenkliches Gesicht zu machen.
Das Grosssegel muss jetzt das 2. Reff bekommen, aber jetzt bei dem Seegang beidrehen?
Also wurde das Gross mit einem Schrick am Vorliek gesegelt.
Ging ja auch noch.
Um 12:00 wurden die Böen mit 7 Beaufort mehr, MISS SOPHIE segelte mehr und mehr mit 8 kn und der Wind kam etwas vorlicher ein und die Wellen wurden höher, ich schätze sie zwischen 1,5 und 2 Meter hoch, weil sie jetzt durch die Meerenge zwischen Saaremaa und dem Festland aus der nördlichen Ostsee hereinstanden.
Aber MISS SOPHIE nahm das alles nicht so ernst, segelte ihren Kurs, musste immer wieder sanft zurück gebracht werden, kränkte manchmal bis zu den Fenstern weg, wenn wieder einmal eine Böe einfiel, aber war insgesamt sehr willig und gutmütig.
Aber der Schrick am Vorliek im Grosssegel wurde größer und größer und um 13:00 drehte ich bei und band das zweite Reff ins Grosssegel.
Das war garnicht so einfach, weil auf dem Vorsegel mit seinen 20 qm ein riesiger Druck stand, der Grossbaum weit ausserhalb der Reling stand und das Grossegel im Wind knallte, als sei Sylvester.
Und ich hatte dies mit dem neuen Grosssegel auch noch nie gemacht und hoffte nur, dass das alles irgendwie gut gehen würde.
Na ja, es ging gut, aber so richtig gut für dieses Wind stand es nicht.
Aber selbst mit dieser Verklkeinerung des Segels, ich schätze von 18 qm standen jetzt noch 12 qm, konnte ich nur mit einem Schrick im Vorliek segeln.
Es ging weiter, ich stand jetzt seit 4 Stunden an der Pinne und es musste in der ganzen Zeit sehr aufmerksam gesegelt werden und ich machte mir Gedanken, wie lange das wohl noch dauern würde.
Es waren immer noch mindestens 30 sm.
Ab und zu bekam ich einen Keks von Dörte zwischen die Zähne und trinken mochte ich nicht, weil dass irgendwann einen Toilettengang zur Folge haben würde und ich dafür die Pinne verlassen müsste.
Also kein Tee.
Aber immer öfter dachte ich daran, wie lange ich hier noch stehen/sitzen muss.
Um 16:00 Uhr wurde es etwas moderater, die Seen hatten nicht mehr so viel Biss, wohl weil inzwischen die Landabdeckung von Saaremaa wirkte, aber gute 5-6 waren es immer noch.
So um 17:00 Uhr ahnte ich am backbordigen Horizont sowas wie Land, um 18:00 waren es noch 4-5, die Seen hatten keine Schaumkronen mehr und Dörte löste mich am Steuer ab.
Das war herrlich.
Ich konnte mich auf der hohen Kante in der Plicht langlegen, die Augen zu machen und langsam entspannen.
Um 20:30 waren wir als einziges Schiff in Kuivasto fest.
Und jetzt wurde von Dörte gekocht.
Prima.
Und das Seewetter lasse ich in Zukunft von Dörte gegenlesen.
Das wird mir nicht noch einmal passieren.
(Das Bild ist nicht von mir, zum Fotografieren war keine Zeit)
2 Kommentare
Moin ihr beiden, ûbertreibt man nicht zu sehr. Wollt Miss Sophie wohl fit machen, um gegen den fliegenden Holländer anzutreten. - Viele Grüße und gute Wünsche von Ulrich
Hallo ihr 2: Eine Frage. Wie feiert ihr heute ( Donnerstag, d. 14. Juli) den Seemanns- Sonntag? Herzlich Ulrich