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Ein Tauchgang in den Bauch von Miss Sophie

Ein Tauchgang in den Bauch von Miss Sophie

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Published on Juni 5th, 2025 @ 05:30:00 , using 837 words,
Ein Tauchgang in den Bauch von Miss Sophie
Ein Tauchgang in den Bauch von Miss Sophie

Ein Tauchgang ins Leinenshap - in den Bauch von Miss Sophie


Am Montag war mein großer Tag.

An der Backbordseite ist die große backskiste, in der alles Leinen- und Tauwerk, Schoten Fallen und so weiter gestaut wird.

Rechts davon ist die tiefe Kiste für die Gasflasche, eine 10 kg-Flasche, die einiges an Gewicht hat und 80 cm tief ist.

Unter der Kiste, die nicht ganz bis zum Boden des Schiffes geht, ist noch Stauraum für Leinen, die nicht immer gebraucht werden.

Da wollte ich ran, um zu schauen, was sich da alles in den Jahren angesammelt hat.

Nur da ranzukommen ist das Problem.

Der obere Bereich der backskiste ist 24 cm breit. Darunter wird sie nach 10 cm breiter, aber da oben muss ich durch.

Unter dem Bord ganz oben ist die Kiste 56 cm - aber durch die 24 cm breite Öffnung oben muss ich mit meinem Körper durch.

Die Frage war: krieg ich da hin?

Und wenn, wie?

Also erstmal ein paar Tage gehungert (;-), und dann der erste Versuch.

Die Kiste leergeräumt, tief Luft geholt und in die Kiste eingestiegen.

Das geht nur, wenn ich den Bauch einziehe und mich so dünn wie möglich zu machen, nämlich 24 cm und dann langsam in die Kie gehen.

OK, das klappte nach mehreren Versuchen.

Ich war unten auf den Knien.

jetzt musste ich mich so klein wie möglich machen, also so, als würde ich in einem moslimischen Gebetshaus zu Allah beten und mich dann ganz vorsichtig mit dem Oberkörper nach vorne bewegen.

Die ganze Zeit ging mir durch den Kopf: komme ich hier auch wieder raus?

Und wenn nicht, was mache ich dann?

Schreien?

Hhmmm.

Wenig erfolgsversprechend, denn erstens ist das hier sehr abgelegen, hier kommen am Tag vielleicht 2 Menschen vorbei, meist Angler, und dann ist das Gelände der Werft mit einem Zaun und einem Tor verschlossen. Das Tor ist zwar offen, aber dafür muss man das Tor öffnen.
Also eher unwahrscheinlich, dass das jemand macht, ohne zu wissen, ob die Hilferufe denn auch wirklich von dem Werftgelände kommen.

Und es ist fraglich, wie laut ich eigentlich zu hören sein werde, wenn ich aus einem solchen Sarg schreie - ich glaube, ich werde nicht weiter als 10 Meter gehört werden können.

Aber jetzt waren diese Gedanken ja völlig blödsinnig, denn jetzt war ich ja drin und wollte auch noch garnicht raus sondern noch tiefer rein.

Also hhabe ich mich in Gebetshaltung langsam nach vorne geschoben, um unter dieses Gasflaschenshap zu kommen. Nicht ich selbst, das wäre selbst einem Schlangenmenschen nicht gelungen, aber ich musste irgendwie mit meiner rechte Hand, meine linke ist dazu nicht in der Lage wegen Lähmung, die wäre aber die richtige gewesen, wegen dem rechten winkel, den ich mit der Rechten Hand nicht machen kann - den ich aber machen muss um nach rechts unter das Shap fühlen zu können.

ich musste ich mich in dieser Gebethaltung nach links drehen, d.h. meine Beine müssen sich nach hinten rechts bewegen, damit ich links mit meinem Oberkörper tiefer runter komme, soweit, das mein rechter Arm frei wird und ich in diese Höhlung fassen zu kann.

Und da habe ich dann einiges an völlig wertlosem Kram rausholen können - 3 größere Auftriebskorken für Fischernetze, Reste von Leinen und Tauen und ein kleiner Kunststoffkanister.

Jedesmal musste ich mich mit meinem ganzen Oberkörper ein Stück weit zurückkrümmen, um die Sachen aus der Höhlung zu bekommen.

Dann kurze Pause, Atem schöpfen und wieder eintauchen.

So.

Jetzt ging es ums wieder auftauchen.

Mehrmals versucht, wieder in die Anfangsposition zu kommen, also Gebetshaltung demütig nach vorn - aber es gelang mir nicht, meine Beine wieder in die dafür notwendige Lage zu bringen, weil mein linkes Bein ebenfalls noch leicht gelähmt ist und bestimmte Bewegungen einfach nicht macht - es muss von meiner Hand dazu gebracht werden.

Also doch schreien?

Nein, noch nicht.

Ganz ruhig. Tief einatmen, langsam ausatmen.

Bis der Körper wieder in die normale Atmung kommt.

Dann den zweiten Versuch.

Der endete schmerzhaft, aber so, dass es mir fast gelungen wäre, die Beine wieder in die Gebetshaltung zu kriegen.

Also wieder ganz ruhig tief einatmen - ganz langsam ausatmen - und das so lange,bis mein Kreislauf wieder normal ist.

Dritter Versuch.

Wieder in der schmerzhaften Weise, aber diesmal die Zähne zusammen gebissen, weiter geschoben, noch einen Zentimeter, noch einen und noch einen und dann noch einen und jetzt hatte ich das Gefühl, wenn ich jetzt durch halte, schaffe ich es.

Also ganz ruhig, mich noch einen Zentimeter kleiner gemacht, den Schmerz weg gebissen - und ich war frei!!!!!!!!!!

Puuuuhhhhhhhh!!!!!!!!!!!!!

Einen kurzen lauten Schrei konnte ich mir aber nicht verkneifen - es war ein Freudensschrei.

Da ihn aber keiner hören konnte - ausser mir - und um mich gings ja - war das völlig ok.

So. Pause. Tee trinken.

ich habe dann die dort zu verstauenden Leinen zu jeweils drei Stück zusammengebunden und mit einer langen Leine versehen, die ich oben festgebänselt habe.

An den Leinen kann ich die Leinenbündel herausholen, so dann ich diesen Gebets-Tauchgang nicht noch einmal machen muss.

Und ich hatte am nächsten Tag auch keine Rücken- oder Gliederprobleme - ich glaube dass mein jahrelanges tägliches Training in der Reha-Fitnisbude sich hier bewährt hat.

 

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