von Jörg Streese

Törnbericht: on the way again - von Leba nach Hel

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Published on Juni 15th, 2011 @ 16:26:00 , using 528 words,
Törnbericht: on the way again - von Leba nach Hel

 

06_14 on the way again - Leba bis Hel


Wieder klingelte der Wecker um 6 Uhr, diesmal aber mit Waschen und Frühstücken, so dass ich dann um 07:30 auf Fahrt ging zusammen mit der „Piet“ und der „Jentamie“.

Geplant war der Törn nach Hel, unten an der Südküste der langgezogenen sehr schmalen Halbinsel, die teilweise nur ein paar hundert Meter breit ist und nach Süden hin die Putziger Wiek bildet, ein Törn von ca. 55 Seemeilen. Also ein langer Törn, der nur bei guten Windbedingungen machbar ist und auch dann nicht unter 10 Stunden zu machen wäre. Und die schienen wir zu haben, mit der Vorhersage von W 4-5 mit einzelnen Schauerböen.


Mit dem Kartenkurs 75 Grad hatten wir den Wind platt von hinten und wir versuchten Schmetterling, das Groß nach Steuerbord und die Fock nach Backbord.

Aber die Fock fiel immer wieder ein und ich entschloss mich, meinen Kurs so zu ändern, dass ich auf Steuerbordbug kam und müsste dafür dann später, wenn ich auf den neuen Kurs 125 Grad beim Kap Rixhöft gehen würde, einen etwas längeren Schlag zum Festland hin machen – hätte damit aber bessere Segelbedingungen.


Alles lief gut, ich machte 4-5 kn, konnte aber Admiral von Schneider nicht einsetzen, weil bei einem direkt von hinten kommenden Wind die Anlage nicht schnell genug reagiert und sowieso sehr aufmerksames Steuern notwendig wurde, weil der Wind langsam auf 5 zuging.


Dann nahm meine Geschwingigkeit zu und ich lief zwischen 6,5 und 7,8 kn und da merkte ich, dass der Wind noch einmal um eine Winddstärke zugelegt hatte und jetzt bei 6 war.


So um 11:00 herum wurde mir die Gefahr einer unfreiwilligen Halse, entweder durch Versteuern oder durch eine ungewöhnlich hohe See, die sich inzwiwschen aufgebaut hatte, ausgelöst, zu groß und ich drehte bei und nahm das Großsegel runter. Bei der Windstärke war die Gefahr, dass etwas bei einer Halse zu Bruch gehen könnte zu groß.


Um 12:00 flaute der Wind ab und ich lief nur noch zwischen 3,5 und 4,5 kn – zu wenig, um noch nach Hel zu kommen.


Das Wetter war gut, die Stimmung war gut, ich konnte zwar die Pinne nicht verlassen, aber ich hatte mich wieder eingewiegt in den spezifischen Rhythmus der MISS SOPHIE, die Küstenlandschaft war langweilig, wie an der gesamten polnischen Westküste und immer wenn ich müde wurde, fing ich, mir zu überlegen, was ich jetzt wohl filmen könnte.

Das brachte dann meinen Kreislauf und meinen etwas dösigen Kopf wieder in Schwung und die neuen oberhalb des Kartentisches angebrachten Taschen ermöglichen mir es, meine Kamera zu greifen, ohne die Pinne verlassen zu müssen.


Auf dem Niedergangsbrett sitzend, kann ich ebenfalls Karte gucken, den UKW-Funk bedienen oder den aktuellen Wetterbericht hören, ohne die Pinne aus der Hand zu geben, weil sie so lang ist, dass sie auch aus dieser Stellung noch zu händeln ist.

 

Wir hatten Funkkontakt miteinander verabredet, wenn das Kap Rixhöft (Rozewie) querab sein würde und ich hatte mir ausgerechnet, dass die beiden anderen Schiffe um 13.30 dort vermutlich stehen würden. Zwischenzeitlich hatte ich mich entschieden, nach Wladyslawowo zu gehen, was nach dem Kap nur noch ca. 4 Seemeilen sein würden. Die „Piet“ antwortete auch sofort und sagte, dass sie das gleiche machen würden und wir verabschiedeten uns, wir würden uns dann im Hafen wieder begegnen.

Törnbericht: Von Darwolo nach Leba, 3. teil

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Published on Juni 13th, 2011 @ 21:39:27 , using 169 words,
Törnbericht: Von Darwolo nach Leba, 3. teil

 

Um 18:30 war ich dann in der verdammt engen Hafeneinfahrt von Leba, 40 Meter breit, in der ich nicht einem auslaufenden Fischkutter begegnen möchte und die seitlich einfallenden Wellen waren ebenfalls nicht ganz ohne.


Im Yachthafen winkte mir schon Christoph von der „Sarah“ zu, und zeigte mir schon meinen Liegeplatz und dann war ich um 19:00 in Leba fest, nach 12 Stunden an der Pinne.


Dann haben wir noch lange auf der „Jentamie“ gesessen, diverse Schnäpse und andere Alkoholika wurden getestet und irgendwann kurz vor Mitternacht begann ich mein Logbuch zu schreiben, das aber entsprechend kurz wurde.


Am nächsten Tag, dem Montag, sind dann Jutta und Peter von der „Jentamie“(norwegisch: Mein Mädchen) und die Mannschaft der „Piet“ aus Hamburg und ich auf dem Weg zur größten polnischen Wanderdüne gewesen.


Danach habe ich ein paar Dinge geändert, die während der Schaukelei geklappert hatten und mich nach einem kleinen Dösen an mein Tagebuch gesetzt.


Morgen nun soll es nach dem derzeitigen Stand nach Wladyslawowo gehen, der möglicherweise letzte Hafen vor Danzig.

Schaun mer mal.

Törnbericht: 55 Seemeilen an der polnischen Dünenküste lang - und was das mit dem Bauch der Mutter zu tun hat - von  Darwolo nach Leba, 2. Teil
Törnbericht: 55 Seemeilen an der polnischen Dünenküste lang - und was das mit dem Bauch der Mutter zu tun hat - von  Darwolo nach Leba, 2. Teil

Um 07:30 war ich auf Kurs 30 Grad über Grund, NW gute 4, Groß und Fock und MISS SOPHIE lief zwischen 5 und 6 Knoten.


Um 09:00 Uhr hatte ich das Leuchtfeuer Jaroslowiec querab, das den Beginn des militärischen Sperrgebietes bezeichnet, das aber heute (Sonntag) zur Durchfahrt freigegeben ist.


Ich änderte meinen kurs auf 65 Grad und jetzt begann die lange Zeit an der Pinne, denn für dieses Törn würde ich zwischen 11 und 14 Stunden brauchen.


Um 11:00 wurde ich etwas schläfrig.


Ich war etwas ungnädig über diesen langen Törn, der mich so lange an die Pinne zwingen würde. Und das war verbunden mit einem Gefühl von mich Scheiße zu finden, mich nicht geliebt zu finden, vom Wetter, vom Wind, von den geografischen Gegebenheiten und und und.


Ich begann darüber nachzudenken.


Ich machte das ganze ja freiwillig und ich erwartete eigentlich von mir, dass ich das mit der entsprechenden Freude machen würde. Aber auch freiwillig übernommene Arbeiten sind ja nicht immer lustig und schön. Trotzdem war ich unzufrieden mit mir, denn ich wusste, dass Segeln mein Traum war und jetzt segelte ich und der Traum war nicht da.


Damit wollte ich mich nicht zufrieden geben.


Und während ich so über mich nachdachte, merkte ich plötzlich, wie das Steuern meines Schiffes völlig unbewusst ablief.


Der jetzt achterlich aufkommende Wind und die von achterlich auflaufenden Wellen, die ein bis eineinhalb Meter hatten, hoben hinten mein Schiff an, weil sie dort früher auf mein Schiff stießen als vorne, hoben es an, schoben es nach vorne, beschleunigten es also, so das der Bug, der noch langsamer war, weil ihn die Welle noch nicht erreicht hatte, nach Luv gedrückt wurde und ich merkte, dass ich der MISS SOPHIE das überlassen konnte, wie sie am besten mit diesen Wellen umgeht. Sie schmiegte sich an, legte sich nach Lee über und kletterte mit dem Bug über die Welle und ich brauchte dann auf dem Kamm der Welle ihr nur mit zwei Finger an der Pinne zu sagen, dass sie jetzt wieder auf den alten Kurs gehen solle, was sie sofort ganz freiwillig und willig tat.


Und ich merkte, dass ich mit meiner Aufmerksamkeit garnicht mehr hier auf See war, sondern bei mir und das Steuern meines Schiffes längst meinem Unterbewusstsein überlassen hatte.


Und plötzlich begann ich mich zu freuen.


Darüber, dass ich mich so über diesen langen Törn geärgert hatte, dass ich dann darüber anfing, darüber nachzudenken, warum ich mich darüber so ärgerte und plötzlich dieselbe Situation von der ganz anderen Seite ansah und mich zu freuen begann, wie schön es doch ist, so innig verbunden mit einem Schiff und einer Situation zu sein, dass man darüber garnicht mehr nachdenken muss und es ganz selbstverständlich ist, so, als könne es garnicht anders sein.


Und ich begann weiter nachzudenken.

Dieses achterliche Angehoben werden, das sich auf die Leeseite Legen des Schiffes, das kleine Anluven zum Wind hin und die darauf folgende kleine Kurskorrektur, die so willig vom Schiff ausgeführt wurde, dass sie mit einem Finger machbar war – an was erinnerte mich das?

Was war daran für mich so schön und so vertraut, dass es so automatisch ablief?


Ich glaube es ist die uralte Erinnerung an den Bauch meiner Mutter, in der ja ähnliche Bewegungsabläufe für mich abliefen.

Bei dem einen Schritt von ihr mit dem linken Fuss wurde ich nach Lee geworfen, bei dem darauf folgenden Schritt mit dem rechten Fuss, nach Luv.

Und jedes Kind muss diesen ganz spezifischen Gang seiner Mutter und die damit verbundenen Bewegungsabläufe sich aneignen und als seine ganz spezifische Eigenart erleben, mit der vermutlich auch sein Rhythmusgefühl entscheidend geprägt wird.


Ich glaube, dass diese Erinnerung an den Zustand des Paradieses, und was anderes ist ja das Leben im Bauch der Mutter in der Regel nicht, im Bauch meiner Mutter mich dazu hier brachte, einfach etwas zu tun, von dem ich das Gefühl hatte, es mein Leben lang getan zu haben.


Mit diesen Gedanken und Erinnerungen und Gefühlen gingen die Stunden so vor sich hin.


Der Wind war gleichmäßig, die See wurde langsam weniger und ich begann, Admiral von Schneider auf seine Aufgabe vorzubereiten.


Dann ging ich unter Deck, ein längerer Gang zum WC stand an, ich hatte noch ein bischen in der Karte geguckt und noch mal im Handbuch die Hafeneinfahrt gelesen und dann ging ich erfrischt nach oben, habe ein paar Filmaufnahmen gemacht und dann wieder an die Pinne, denn optimal steuert mein Admiral von Schneider mein Schiff nicht. Es fiel auf 4,5 Knoten zurück und das war mir zu wenig, also ging ich wieder an die Pinne und brachte es auf 5,5 – 6 Knoten.


Um 13:00 habe ich das Festfeuer Rowy querab und der Wind kam nun von West und wurde weniger.

Und das gleiche Spiel von vorhin begann: ich ärgerte mich darüber, wie mir der Wind dies antun kann und das gleiche Spiel begann von vorn – nur diesdmal mit einem anderen Ausgang.


Komm Streese, du bist müde, zugegeben, also tu was, das du wieder in die Gänge kommst. Was war zu tun?

Großsegel runter, Fock weg und austauschen gegen die Genua und dich dann von dem Platt vor dem Laken kommenden Wind ziehen zu lassen.


Nun ist das nicht mal eben getan.


Beidrehen, Groß runter, Fock runter.

Jetzt begann das Schiff natürlich zu rollen: es lag quer zur See, und die Wellen ließen es von Backbord nach Steuerbord überholen, immer und immer wieder, dabei sich an Deck zu bewegen ist schwierig und gefährlich, denn man ist schnell außenbords.


Eine halbe Stunde dauerte das Manöver, dann war ich wieder auf Kurs und ich musste die geigende MISS SOPHIE sehr aufmerksam die nächsten drei Stunden steuern, denn wenn immer sie sich nach Lee überlegte, fiel der Wind von der falschen Seite ins Segel, aber ich fuhr wieder 4-5 Knoten.

Törnbericht: Auslaufen von Darwolo nach Leba, 1. Teil

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Published on Juni 13th, 2011 @ 21:13:17 , using 185 words,
Törnbericht: Auslaufen von Darwolo nach Leba, 1. Teil

 


 

Der Wetterbericht sagte ideale Windbedingungen für diesen langen Törn voraus: Bis Mittags W-NW 3-4, zwischenzeitlich 5 und dann für den weiteren Tag W – SW 4, abnehmend 3.


Morgens um 6 klingelte der Wecker – aber völlig umsonst. Denn seit zwei Stunden war ich schon wach und fing an, mein Boot zu richten. Denn hinter mir und vor mir fingen ab 4 Uhr morgens polnische Sportangler an, die dafür hier an der Pier liegenden großen ehemaligen Fischerboote zu besteigen und laut zu palavern, so dass an Schlafen nicht mehr zu denken war.


Um 7 Uhr sind dann die „Biet“ aus Hamburg, die „Sarah“ aus der Elbe bei Stade und die „Jentamie“ aus Kiel verabredungsgemäß vor der sich öffnenden Brücke gewesen und wir liefen aus der Seekanalmündung, wo noch eine grobe See stand.


Bei diese Welle hatte ich einige Schwierigkeiten, mein Großsegel hochzuziehen und als ich dann damit fertig war, waren die anderen Boote schon am Horizont. Denn wenn einer hinten steuert, kann der andere schon im Seekanal das Großsegel hochziehen und es ist alles kein Problem, wofür ich alleine, draußen, von den Seen hin und hergebeutelt, eine halbe Stunde brauche.

MISS SOPHIE von oben

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Published on Juni 11th, 2011 @ 12:36:54 , using 156 words,
MISS SOPHIE von oben

 

06_11_Darwolo


Gestern Nachmittag haben mich Christoph von der „Sarah“ zusammen mit Peter vom Nachbarschiff in den Mast gewinscht, damit ich dort meinen neuen Windex anbringen kann.

Bei dem immer noch mit 5 wehenden Wind, der die MISS SOPHIE zum hin-und herwiegen bringt, sind die unten gemessenen 10 cm hier oben 10 Meter über Deck gleich ein ganzer Meter und die Sache wurde zu einer schwankenden Angelegenheit, zumal die Schraube des alten kaputten Windex in den Jahren dort oben im Mast sich zugesetzt hatte und ich sie nur unter Mühen und mit beiden Händen am Schraubschlüssel losbekommen habe.


Hach – und ich habe wieder einen Windrichtungsanzeiger.


Den Hafentag nutze ich, in dem ich in die Gemüsekiste Luftzirkulationslöcher bohre, dem Ersatzradiogerät im Vorschiff einen sicheren Platz verschaffe – na ja, und das eine und das andere kam dann auch noch dazu.


Morgen ist das militärische Sperrgebiet frei und alle Schiffe hier im Hafen sind wildentschlossen, morgen nach Leba zu gehen.

Viel Wind und Viel Welle in Darwolo

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Published on Juni 11th, 2011 @ 12:32:54 , using 141 words,
Viel Wind und Viel Welle in Darwolo

 

06_10_Darwolo


Am Freitag weht es immer noch mit 5 Windstärken und ich gehe mal zuHafeneinfahrt, um mir ein Bild von den Wellenverhältnissen zu machen.
Erstaunlich hohe Wellen bauen sich dort auf und freiwillig will da keiner der Yachten durch – und die sind größer als mein Schiff.


Ich habe ein neues Rezept für Bulgur entwickelt: in das zu kochende – oder besser gesagt – zu garende Bulgor schneide ich drei Zwiebeln und drei Knoblauchzehen und dazu gebe ich ein wenig Gemüsebrühe und habe mit dem Bulgur immer auch gleich ein wenig Gemüse.

Zwiebel halten sich an Bord sehr lange, genauso wie Knoblauch, also zwei Sachen, die immer zur Verfügung stehen. Dazu in der Regel geräucherten Fisch, den es hier direkt von denn Fischern gibt und unglaublich billig ist.


Tja, und dazu höre ich diesmal die Biografie von Leonardo da Vinci.

 

Gewitter

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Published on Juni 9th, 2011 @ 10:57:22 , using 357 words,
Gewitter

Diese vor mir liegende englische 22-Meter-Allu-Yacht „ONORA“ war gestern später als wir aus Kolobrzeg ausgelaufen und mitten in die Gewitterfront gekommen. Mein Stegnachbar erzählt mir, das ein Blitz in ihren Mast eingeschlagen ist und die gesamte Elektronik zerstört hat.

Um 20:00, als wir nach Planung durch die Brücke wollten, um davor bis 22:00 zu warten , um dann durch das militärische Sperrgebiet zu gehen, das frei ist von 02:00 bis 05:00, steht ein Gewitter über Kolobrzegh und kommt langsam die Küste lang auf uns zu und der Wetterbericht meldet um 21:05 W 6-7 – also ein Abend im Hafen.

Heute morgen kommen die durch den starken West aufgebauten Wellen direkt in die Hafenmündung und lassen unsere Schiffe 1 Meter hoch und runter schaukeln und die Leinen werden dadurch zum bersten angespannt. Heute Nacht soll ein zweiter Versuch gemacht werden.

Schaun mer mal.

 

Der NW-Wind 6-7 treibt die Wellen ungebrochen durch die Hafeneinfahrt, die nach NW geöffnet ist, durch den ganzen Hafen und nunsere Schiffe fangen an, an den Leinen zu reissen und ein Leben unter Deck wird nervenaufreibend.


Um 12:00 reisst bei mir die erste Festmacherleine und auch ich beschließe jetzt, wie die anderen Yachten schon vorher diesen Platz zu verlassen und entweder in den Industriehafen in Rügenwald zu gehen oder in dem Fischerhafen einen Platz zu suchen. Und den finde ich dort auch neben einem großen Angelboot.


In dem kleinen Yachtzubehörladen finde ich einen gebrauchten Windex für 88 SL (20 EUR) – super, denn neu kostet der 80 EUR.

Mal sehen, wer mich morgen in den Mast kurbelt.


Der Wetterbericht um 21:05 auf DF lässt alle Gedanken auf ein nächtliches Überfahren des Sperrgebietes verschwinden: W 6-7 mit schweren Schauer- und Gewitterböen und für die nächsten Tage sieht es ähnlich aus.


Törn-Planung kann man unter diesen Umständen überhaupt nicht machen. Man muss halt schauen. Ich kaufe frischen Fisch.


Abends höre ich die gelesene Hörfassung von Daniel Kehlmann Roman: „Die Vermessung der Welt“ über die so unterschiedlichen Lebenswege zweier Genies, die uns die Welt begreifbar gemacht haben: Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß. Dabei kann man wunderbar kochen und Essen und nach dem Essen weiterhören. Danke Björn, eine wunderbare Idee – und auf der SD-Karte sind noch viele weitere Bücher.

 


08.02. Darwolo

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Published on Juni 8th, 2011 @ 16:38:12 , using 82 words,
08.02. Darwolo

Ich bin natürlich mal wieder auf der Suche nach einem Zugang zum Internet.

Ich gehe zum Hafenmeister, frage, ob es hier irgendwo einen Internetzugang gibt. Internet? No.


Kurz danach höre ich von einem Stegnachbarn, das hier im Hafen W-Lan ist mit Passwort, das er mir auch gleich dazu gibt.


Ich schaue ihn ratlos an, nehme mein laptop und schon bin ich im Netz, sitze im Cockpit und kann endlich mein Tagebuch aktualisieren und meine mails beantworten.

Aber hier in Darwolo ? Internet? NO.

Törnbericht: Von Kolobrzeg im Gewitter nach Darwolo

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Published on Juni 8th, 2011 @ 16:29:10 , using 416 words,
Törnbericht: Von Kolobrzeg im Gewitter nach Darwolo
Törnbericht: Von Kolobrzeg im Gewitter nach Darwolo
Törnbericht: Von Kolobrzeg im Gewitter nach Darwolo

 


06_07_darwolo

 


Morgens um 06:40 wird der Wetterbericht noch einmal bestärkt einschließlich der Gewitterböenwarnung.

Aber nach meinen bisherigen Erfahrungen gehn die Gewittern in der Regel erst am späteren Nachmittag durch und da gedenke ich schon in Darwolo zu sein, obwohl es 35 Seemeilen bis dahin sind.


Mit mir geht die Sarah los, ein wunderschöner, aus Holz gebauter Lotsenkutter, ebenfalls mit einem Einhandsegler, den ich dann in Darwolo kennen lernen werde.


Um 08:00 bin ich auf Kurs 60 Grad, SW 3-4, Groß und Fock und MISS SOPHIE läuft 4 kn.


Um 09:00 steht der Wind mit 4 gut durch und ich laufe 5 kn. Wenns so weiter geht, rechne ich aus, bin ich zwischen 15:00 und 16:00 in Darlowo.


11:15 habe ich den Leuchtturm Gaski querab.


11:45 schläft der Wind ein. Nach 20 Minuten ist er wieder auf 3-4, wieder 20 Minuten später ist er ganz weg. Motor.


Hinter mir und über dem Festland fängt es jetzt an, glasig blau zu werden, es wird diesig und hinter mir baut sich langsam eine Gewitterfront auf.

Das gefällt mir garnicht. Der Wind kommt jetzt aus NE, genau aus meiner Richtung, vielleicht mit 2 Windstärken und weht in das Gewittertief hinein.


Das baut sich nun hinter mir zu einer riesigen Gewitterwolkenlandschaft auf, aus der beständig Blitze in das darunter liegende Meer speien, der Donner ist den Blitzen nicht zuzuordnen, weshalb ich auch keine Bestimmung der Entfernung machen kann, aber die Bewegungsrichtung der Gewitterfront kann ich sehr gut beobachten: Sie geht hinter mir in einem großen Kreisbogen nach Nord und dann nach Ost, wobei sie mich dabei überholt, mich aber in der Mitte dieses Kreisbogens in Ruhe läßt.

Nun kommen die Blitze über den gesamten Halbkreis hinter mir und an Backbord , dort wo nun die weitausholende Front inzwischen angekommen ist, sind auch schon Blitze zu sehen, und ich forsche ängstlich danach, ob die Front nun mit dem Oberflächenwind auf mich zukommen wird.

Das tut sie aber nicht, sondern verwschwindet langsam in der Ferne.


Ich scheine Glück gehabt zu haben.


Ich schaffe es noch, um 17:00 die geöffnete Brücke in Darwolo zu passieren. Als ich an ihr vorbei fahre, winken mir begeistert zwei Schulklassen zu. Das tut gut nach solch einer Fahrt. Um 17:30 liege ich an der Pier, direkt vor der "Sarah" und wir kommen auch sofort ins Gespräch, weil er meine Leinen angenommen hat.

Der im Handbuch hier avisierte Yachthafen existiert nicht. Aber es gibt einen funktionierenden Sanitär-Kontainer und ich kann meine seit einer Woche sehnsüchtig erwartete Dusche nehmen und die Welt ist – bis auf das internet – wieder in Ordnung.

Schnell noch Fisch von gegenüber gekauft.

03.06. Kolobrzeg

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Published on Juni 8th, 2011 @ 15:37:43 , using 555 words,
03.06. Kolobrzeg

 

03_06_kolobrzeg


Ich kann mein Schiff nicht verlassen, weil ich hier vermutlich nicht liegen darf.

Es ist gutes Wetter, der Wetterbericht sagt NE bis E 3 voraus, aber das ist genau die Richtung, in die ich muss und also beschliesse ich, den zweiten Teil meiner Kajüte zu lackieren: Die Trennwand, die Tür, die Kojenunterzüge und noch ein paar Kleinigkeiten.

Danach polstere ich meinen Ausreitesitz neu und bringe an den Segeln Trimmfäden an und bau mir einen Handgriff für die Pinne.


Ich bin sehr zufrieden mit mir.


Am späten Nachnmittag kommt dann die Aufforderung, meinen Platz zu verlassen. Nach einigem Suchen finde ich dann einen Platz an der Pier, bezahle beim Hafenmeister 15 Sl (4 EUR) und kann jetzt auch mein Schiff verlassen, weil ich jetzt hier offiziell anerkannt bin. Ich bin hungerig, habe keine Lust zu kochen und schau mal, was ich auf meinem Weg in die Stadt finde.


Gleich um die Ecke ist ein nett ausehender Holzbau mit Tischen unter Bäumen und die Bedienung ist ausgesprochen freundlich und ich bleibe.


Am Nebentisch ist eine junge Frau mit zwei älteren Herrn im Gespräch und ihr zweieinhalb-jähriger Sohn ist auf der Suche nach Beschäftigung. Große Auchen schauen mich interessiert und fragend an. Ich lächle zurück. Das nimmt er als Aufforderung, zu mir an den Tisch zu kommen. Und er bringt etwas mit. Einen Stein. Den legt er mir ganz vorsichtig und zögernd ganz an den Rand meiner Bank. Ich schaue den Stein an, dann ihn, dann nehme ich mir ganz langsam den Stein, beschaue ihn mir und legen ihn dann ein deutliches Stück näher zu mir auf die Bank.


Der Kleine durchschaut sofort das Spiel, das ich nun mit ihm anfangen werde. Er lacht und nimmt den Stein und legt ihn ein kleines Stück näher zu mir. Ich nehme ihn und lege ihn noch ein kleines Stück näher zu mir. Der Kleine quietsch vor Vergnügen und so spielen wir dieses Spiel, bis er zu mir auf die Bank klettern muss und nun neben mir sitzt.


Dies Spiel geht nun nicht mehr. Aber es hat ja auch sein Ziel erreicht.


Er zeigt auf meine Sonnenbrille. Ich nehme sie und setze sie mir auf, gucke ihn an und setze sie ihm dann auf, das heißt, ich halte sie so vor seine Augen, als würde er sie tragen. Er quietsch.


Dann entdeckt er auf der Bankrückwand kleine Durchbrüche und er beginnt, die Hand mit dem Stein da durchzustecken. Jetzt komme ich von einem anderen Durchbruch ebenfalls mit meiner Hand ihm entgegen und er gibt mir den Stein. Quietschen.


Jetzt fällt mir nur noch das „ich bin schneller“-Spiel ein: den Stein auf den Tisch legen und als er ihn nehmen will, ihn ganz rasch selbst zu greifen. Quietschen. Nochmal. Quietschen. Nochmal und nochmal und nochmal – und dann bin ich deutlich zu langsam und er hat ihn.

Inzwischen fängt seine Mutter eindrücklich an, ihn zu sich zu rufen, wohl weil sie loswill und ich unterlasse jetzt weiteres Spiel und zeige auf seine Mutter, die aber freundlich zu mir lächelt.

Machs gut Kleiner.


Abends fange ich an, mich mit der Segeltrimmtechnik zu befassen. Ein paar Dinge muss ich noch dafür installieren. Z.B. für die Großschot eine Trevellereinrichtung, die schon vorhanden ist, aber so eingerichtet werden muss, dass ich sie leicht bedienen kann. Aber wir haben ja Zeit, denn morgen bleibt der Wind auf E.

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