Abschied von Lettland und MISS SOPHIE
Published on August 29th, 2012 @ 18:47:54 , using 97 words,
Dann nahte sich der Tag meiner letzten Nacht an Bord meiner MISS SOPHIE und Lettland schickte mir noch einmal all seine Schönheit mit in meine Träume mit diesem wunderschönen Sonnenuntergang. MISS SOPHIE ist hier in dieser kleinen Werft sicher und geborgen für den Winter aufgehoben und das beruhigt.
Am nächsten Morgen muss ich um vier Uhr morgens aufstehen, meinen Bus nach Riga bekommen und mich auf die 28-stündige Busfahrt nach Bremen begeben.
Tschau Lettland, Tschau MISS SOPHIE.
Bis nächstes Jahr
Wer wissen will, wie es hier j e t z t aussieht, hier bitte klicken:
Hoch in der Luft
Published on September 21st, 2012 @ 18:39:49 , using 127 words,
Damit ich nicht noch die recht hohe Hafengebühr bezahlen muss und weil am Unterwasserschiff einiges zu tun ist, hatte Baiks von Holzlager einen Kran besorgt, der MISS SOPHIE aus dem Wasser hob und an Land setzte. Dafür musste ich noch den Mast legen und dann schwebte ich auch schon in der Luft.
Am Wochenende trudelten die Yachten ein, die am Sonnntag an der Regatta Mersrags - Riga teilnehmen wollten und es wurde lebendig im Hafen. Am Sonntag machten sich dann die Yachten auf den Weg zum Start, der wohl an der Ansteuerungstonne Mersrags seine Startlinie hatte.
Und an einem der Abende gab es dann auch noch diesen wunderschönen Regenbogen als Abschied von dem Tag und ich leiste mir in der kleinen Bar ein wunderbares Fisch-Essen für 4 Lats (5 EUR).
Vorbereitung auf die Überwinterung
Published on August 21st, 2012 @ 18:16:08 , using 112 words,
Jetzt gab es hier für mich viel zu tun.
MISS SOPHIE musste winterfest gemacht werden und davor gab es an einigen Stellen Schweißarbeiten, Roststellen mussten entrostet und mit Rostschutz gestrichen werden und die Werft sollte das Deck sanieren, weil ich das mit meinen Bordmitteln nicht schaffen konnte.
Die Segel mussten ausgebreitet und sorgfältig zusammengelegt werden, das Tauwerk wurde noch einmal an der Sonne getrocknet, die Lebensmittel, die nicht an Bord überwintern konnten, bekamen in einem frostfreien Raum auf der Werft eine Unterkunft und dann kam Charles und lud mich noch einmal zu einem kleinen Segeltörn ein.
Und in diesem kleinen Second-Hand-Laden bin ich dann auch noch bei zwei Hosen pfündig geworden.
Zurück von Ruhnu nach Mersrags bei Flaute
Published on August 18th, 2012 @ 10:37:48 , using 183 words,
Da in den Tagen vorher hier der NE mit bis zu 6 Windstärken wehte, waren Hafentage angesetzt gewesen.
Aber nun wehte er mit 2-3 aus N und ich setzte Segel, die mich nach Mersrags bringen sollen, auf der linken Seite des Rigaer Meerbusens, wo auf MISS SOPHIE ihr Winterlager wartet und in der kleinen Werft dringende Rostarbeiten gemacht werden müssen.
Bald schlief der Wind ein und James musste an die Arbeit und an die Pinne kam Admiral von Schneider. Rund 30 Seemeilen waren zu schaffen und ich konnte mich mal wieder ungestört einem Lesevergnügen widmen. Auf dem Dampfertreck nach Riga passierte mich dann ein Containerschiff und danach war dann wieder Ruhe bis zum Horizont.
Bald konnte ich am Horizont ahnungsweise die Hafenanlagen sehen und nach 7 Stunden Fahrtzeit konnte ich dort um 17:30 festmachen.
Ein wenig ereignisreicher Tag beendet die diesjährige Segelsaison – aber es gibt ja noch allerhand zu tun an MISS SOPHIE.
Am nächsten Tag nutzte ich das gute, sonnige Wetter und kramte alle Segel aus der Hecklast und gab sie der Sonne zu angesicht und legte sie dann schön und zunftgemäß zum Winterlager zusammen.
Ist die Welt klein: Auf Ruhnu
Published on August 15th, 2012 @ 16:17:51 , using 202 words,
Am Abend habe ich dann noch ein bisschen mit dem Skipper der Mytilus geplaudert, die in Hamburg beheimatet ist und vor allem mit Pfadfindergruppen unterwegs ist. 1939 in Tönning gebaut (siehe Tagebuch vom 02.05.2010), wurde es von dem Verein Mytilus – Verein zur Erhaltung und Nutzungf eines historischen Segelschiffes für Pfadfindergruppen e.V. gekauft und in den 90ziger Jahren fast neu gebaut und wird nun von Vereinsmitgliedern ehrenamtlich beschippert.
Da es am folgenden Tag kräftig wehte, war Hafentag angesagt. Plötzlich standen zwei nette Menschen neben MISS SOPHIE und stellten sich als BremerInnen vor. Sie wurden natürlich sofort an Bord geholt und erzählten, dass Leena, eigentlich eine Finnin, von ihrem Bruder hier auf Ruhnu ein kleines Häuschen geerbt hat und mit Hannes zusammen hier nun regelmäßig Urlaub macht und sie luden mich auch gleich ein, wenn ich am nächsten Tag noch hier sei, zu ihnen zu kommen.
Das habe ich dann auch gemacht und nach einem langen Klönschnack mich an dem Umräumen des Holzstapels an der Schuppenwand in den Schuppen beteiligt. Nach drei Stunden war der Stapel weg.
Die Ruhe hier auf dieser Insel ist förmlich physisch wahrzunehmen. Ich wünsche den beiden allzeit eine schöne Zeit hier. Und in Bremen ist ein Treffen verabredet.
Segeln auf einem Ententeich: Von Heltermaa nach Kuivastu
Published on August 12th, 2012 @ 12:57:23 , using 139 words,
Eigentlich sollte der Wind schwach aus NE wehen. Er wehte aber noch schwacher aus Süd. Das hieß James musste an die Arbeit und Admiral von Schneider kam an die Pinne.
Und ich langweilte mich mehr oder weniger, weil ich nichts zu tun hatte, als ab und zu auf den Kartenplotter zu schauen und den Kurs zu überprüfen. Irgendwann angelte ich mir den Belloc und las aus einer Zeit, als Motoren bei Yachties noch nicht sehr verbreitet war.
Dann sichtete ich plötzlich Seehunde, die neugierig MISS SOPHIE nachschauten und dann wohl zu vertrauteren Dingen zurückkehrten.
Nach 7 Stunden war ich in Kuivastu fest und habe ein wenig mit dem sehr netten Hafenmeister hier geplaudert, der mich sofort wieder erkannte.
Morgen früh starte ich zu meinem 60-Seemeilen-Törn auf die kleine Insel Ruhnu im Rigaer Meerbusen und ging daher relativ früh schlafen.
Da wollte mich Rasmus doch noch einmal prüfen: von Kuivastu zu der kleinen Insel Ruhnu
Published on August 13th, 2012 @ 11:26:38 , using 848 words,
Abends hatte ich noch mit dem sehr netten Hafenmeister gesprochen und wir haben im Internet noch die Windvorhersagen für den Rigaer Meerbusen durchgeschaut: Einhellig NE 3-5 m/s, das sind 3 Beaufort.
Weil ich 60 Seemeilen zu bewältigen habe, legte ich mir deshalb schon mal den Blister zurecht, das sehr große, leichte Vorsegel, denn um diese Strecke zu bewältigen brauche ich um die 5 kn Durchschnittsgeschwindigkeit, und dann sind das immer noch an die 13 Stunden.
Abends war ich noch schnell in dem dortigen Schnellrestaurant etwas essen gegangen, zum ersten Mal in diesem Urlaub – und wahrscheinlich zum letzten mal. Denn ich schlief grauenhaft schlecht und ich vermute, dass das irgendwelche Essenszusätze waren, die ich nicht mehr gewohnt war zu essen, denn ich habe die ganzen Monate jeden Tag gekocht.
Entsprechend unausgeschlafen weckte mich der Wecker um 04:00 Uhr morgens. Ein Blick raus und schwarze Dunkelheit umgab mich. Also wieder umgedreht und den Wecker auf 5 gestellt.
Dann schnell Zähneputzen, derweil Teewasser heiß wird, Leinen losgeworfen und los.
Es war der angesagte NE um 2, der dann aber schnell zu 3 wurde und ich James von seiner Arbeit erlösen konnte, als ich nach einer halben Stunde auf Südkurs ging.
5 kn lief MISS SOPHIE so, aber weil der Wind achterlicher als querab einfiel, konnte ich das Steuer nicht Admiral von Schneider übergeben, denn das führt immer wieder zum Einfallen des Vorsegels. Also saß ich hinten an der Pinne und versuchte meine verschlafenen Augen aufzuhalten. Zu sehen gab es für die nicht viel. Und das war das Problem. Übermüdet von wenig Schlaf musste ich mich immer wieder Zwingen, meine Augen über den Horizont schweifen zu lassen. Aber da gab es nichts zu sehen. Kein einziges Schiff ließ sich blicken und auch sonst gab es bald um mich herum nur einen Wasserhorizont.
Also ging das schon bekannte Spiel weiter: mein Blick wandert vom Windex zum Kompass, 260 Grad, der zu einem wahren Kurs von 290 Grad wurde, dann zum Kartenplotter, auf dem meine Kurslinie eingetragen war und der mir meine wahre Geschwindigkeit über Grund anzeigt, zum Großsegel, vom Großsegel zur Fock, über die Fock nach vorne auf den Horiziont und wieder zurück zum Windex und das Spiel beginnt von neuem.
1 Stunde. Noch ne Stunde. Und noch eine Stunde. Am Druck an der Pinne merkte ich, das der Wind zunahm. Und an der Geschwindigkeit: Immer wieder wurden dort 6,5 und manchmal auch 7 kn angezeigt. Jetzt waren es gute 4 Windstärken. Und immer wieder legte sich MISS SOPHIE auf die Seite, wenn eine etwas höhere achterliche See MISS SOPHIE auf ihren Buckel nahm und sie erst auf die Steuerbordseite und danach auf die Backbordseite wälzte.
Und es kam noch mehr Wind. Was ist hier mit den Windvorhersagen los?
Als die Geschwindigkeit imme öfter über die 7 kn ging, so um 10:00 Uhr herum, drehte ich bei. Ein Toilettengang stand an, ich machte mir ein paar selbstgebackene Brote, gab dem Großsegel ein Reff und weiter gings.
25 Seemeilen hatte ich schon bewältigt, ich hatte noch 35 vor mir.
Und hatte Mühe, meine Augen aufzuhalten.
Und der Wind nahm weiter zu. Wir hatten jetzt gute 5 Windstärken, die Wellen hatten eineinhalb Meter Höhe, es begann, in den Wanten zu pfeifen und um 13:20 drehte ich nochmals bei: Pinkelpause, Karte studieren und noch 17 sm bis zu meinem WP 1, der drei sm vor der Ansteuerungstonne lag, gut frei von den der Insel vorgelagerten Flachs.
Als ich den Nordkopf der Insel querab hatte, der Wind weiterhin mit 5 und vielleicht auch mehr ein wenig achterlich einkam, drehte ich bei und nahm das Großsegel weg. Meine Konzentration, beständig Großssegel und Fock so auszubalancieren, dass die Fock nicht einfällt und andererseits nicht zu weit von meiner Kurslinie abzukommen, ließ nach und dann ist es einfacher, sich von der Fock ziehen zu lassen. Die 1 kn Geschwingkeitseinbuße nahm ich locker in Kauf, es waren ja nur noch 12 sm.
Etwas Gedanken machte ich mir über die inzwischen höher gewordenen Wellen, denn ein Blick auf die Karte sagte mir, dass die Einfahrtsrinne zum Hafen westlich verläuft und nur 5 Meter tief ist, und die Wellen querab zu dieser Rinne verlaufen.
Dann war ich da, ich steuere die Einfahrtsrinne entlang, die querab anrollenden Wellen nehmen MISS SOPHIE immer wieder auf ihren Buckel, heben sie hoch, lassen sie danach tief ins Wellental fallen - und nochmal das Ganze - und nochmal - und nochmal - und dann rutsche durch den sehr engen Eingang (ca. 20 Meter) der Hafenmole dieses wirklich sehr kleinen Hafens und bin drin.
Bei den Stegen steht schon der Hafenmeister und nimmt die Vorleine an, denn ich hatte kaum Möglichkeit, MISS SOPHIE hier kurz treiben zu lassen, um Fender und Vor- und Achterleinen bereit zu legen und ich war fest.
Um 17:15, nach 12 Stunden an der Pinne, gönne ich mir einen Schluck Wodka, überprüfe noch einmal die Windgeschwindigkeit, die hier im Hafen zwischen 4 und 5 Beaufort pendelt und dann lege ich mich für ein kurzes Nickerchen ins Cockpit und lasse mit die Sonne auf den Pelz scheinen.
Da wollte Rasmus mich wohl noch einmal vor der Winterpause prüfen.
Ich denke, ich habe sie bestanden.
In der Nacht geht es dann weiter mit dem Wind und am Morgen sind es 6 Beaufort hier im Hafen.
Was ist mit den Wetterberichten hier los?
17 Stunden an der Pinne von Lapohja in Finnland nach Heltermaa, Estland.
Published on August 11th, 2012 @ 14:01:28 , using 644 words,
Der Wecker klingelte um 04:30 – und mit einem Schreck prang ich aus der Koje, denn er hätte um 03:30 wecken müssen. In Windeseile wurde eine Kanne Tee gekocht und Brot und Käse und eine Flasche Energydrink ins Cockpit verfrachtet und dann die Leinen los und weg.
Durch die (für mich) komplizierte Ausfahrt aus dem finnischen Archipelagus mit seinen tausend kleinen und größeren Inseln ging ich noch unter Motor, dann, draussen vor der Küste, setzte ich Segel. Nord-Ost 4, manchmal ging der Wind auch in die 5, und MISS SOPHIE spurtete los. Im Schnitt um die 5 kn, manchmal auch 6,5 – und wenn es 7 wurden, jubelte innerlich mein Herz.
Mein Kurs verlief 190 Grad. Da ich den Wind ein wenig achterlich als querab hatte, musste ich höllisch aufpassen, dass mir vorne die Fock nicht einfiel.
Auf die Selbststeueranlage musste ich deshalb leider verzichten, weil sie bei dem Schlängelkurs, den sie steuert, heillos durcheinander kommt, wenn dann immer die Fock einfällt und im übrigen konnte ich mir die dadurch bewirkte Geschwindigkeitseinbuße nicht erlauben.
Ich hatte die stattliche Zahl von rund 80 Seemeilen (140 km) zu bewältigen, was alleine schon bei einer kontinuierlichen Geschwindigkeit von 5 kn 16 Stunden Segelzeit bedeuten würde. Letztlich war ich 17 Stunden ohne Unterbrechung an der Pinne.
Dann kam ich in den Dampfertrail – und da war viel los. Helsinki, Tallinn und St. Petersburg werden über diesen Weg erreicht und entsprechend groß ist das Schiffsaufkommen hier. Insgesamt 7 Großschiffe hatte ich aus beiden Richtungen vor mir und bei zwei musste ich auch kurzfristig beidrehen, weil der Wind eine Kursänderung hinter ihr Heck nicht erlaubte.
Aber das war auch gut so, ein Toilettengang stand eh an und eine kurze Verschnaufpause tat mir auch gut, denn das Steuern mit der beständig vom Einfallen bedrohten Fock kostete Konzentration und Energie.
Energie kostete auch die Länge der Zeit an der Pinne, wo es ausser Wasser nichts zu sehen gab. Dann ermüdet sehr schnell das Auge und die Konzentration und man muss sich dann noch mal konzentrieren, um die nötige Aufmerksamkeit zu behalten.
Langsam baute sich im Finnischen Meerbusen auch ein kleiner Seegang auf, der schätzungsweise 1,5 Meter hoch war – aber es waren auch 2 Meter Wellen dabei, die, wenn sie sich direkt hinter meinem Heck aufwarfen und dort brachen, mir ihre Gischt ins Cockpit schäumten.
Wie gesagt, aufmerksames Steuern war angesagt – und das über 17 Stunden ohne Pause und Unterbrechung.
Irgendwann setzte ich ins Großsegel ein Reff, weil MISS SOPHIE unter der achterlichen großen Segelfläche des Groß (20 Quadratmeter) immer wieder seitlich auszubrechen versuchte.
Um 17:30 dann hatte ich dann meinen Waypoint 1 erreicht, dort, wo das Wasser langsam flacher wird und ein leichter Zick-Zack-Kurs zwischen die estländischen Inseln Hiiumaa und Vormsi führt. Jetzt waren es noch 15 sm.
Der Wind war jetzt ENE (Ost-Nord-Ost) gute 4 mit Anteilen von 5 und ich nahm, weil das beständige Austarieren von Groß und Fock anstrengendes Segeln ist, das Großsegel runter und ließ mich von der Fock ziehen. Das war gut 1 kn weniger Geschwindigkeit, aber dass konnte und wollte ich mir hier gönnen, weil meine Konzentration auch ein wenig nachließ und die noch zu segelnde Strecke jetzt auch kalkulierbarer geworden war.
Als ich den Leuchtturm von Vormsi querab hatte, hatte ich den Landschutz von der Insel und das Wasser wurde sanft wie das Fell einer Katze.
Langsam näherte ich mich meinem Bestimmungshafen, auf den gerade eine Fähre zufuhr und ich scherte in die sehr schmale, betonnte Zufahrtsrinne ein und musste noch etwas ausserhalb der Betonnung einer entgegenkommenden Fähre ausweichen – dann war ich im neuen Yachthafen.
Ich war im Grund genommen zu müde, um noch mein vorgekochtes Essen zu mir zu nehmen. So blieb es bei ein paar Bissen davon, ein wenig Brot mit der leckeren selbstgemachten Himmbeer-Rhabarber-Marmelade von Elli und dann gönnte ich mir einen LAPHROAIG Whisky, ein Geschenk von Björn auf Helgoland und verkroch mich in die Koje.
Draußen sang die Takelage – es blieb bei den 4-5 Windstärken auch über Nacht.
Eine gute Feh weht mir Elli vor den Bug
Published on August 8th, 2012 @ 13:37:54 , using 564 words,
Morgens sitze ich noch beim Frühstück, als ich jemanden rufen höre. Da mich hier niemand kennt, habe ich dies nicht auf mich bezogen und das jemand kommt, um Liegegebühr abzukassieren, ist auch noch nicht vorgekommen - und der würde klopfen.
Also frühstücke ich weiter. Aber das Rufen hört nicht auf und da hier kein weiteres Boot liegt, komme ich nicht darum herum, mal zu schauen, was da los ist.
An Land steht eine freundliche, lachende Frau und ist offensichtlich erfreut, als ich mich langsam bequeme, auf sie zu reagieren. Und sie spricht mich auf deutsch an. Hhhmmm, denke ich, vielleicht Landsleute ebenfalls mit einem Schiff hier – und das ist selten, denn in den letzten 14 Tagen habe ich kein einziges deutsches Schiff mehr gesehen.
Elli ist Finnin, spricht hervorragend Deutsch und fragt, ob sie mich mitnehmen könne nach Tammissari, sie würde dort in eine Ausstellung wollen und hätte dort einen Einkauf zu tätigen und habe Lust, Deutsch zu sprechen und habe meine Fahne gesehen.
Kurz und gut, 10 Minuten später sitze ich bei ihr im Auto und wir sind auf dem Weg nach Tammissari.
Elli und ihr Mann haben hier auf der Nachbarinsel von Stuvuholmen ein Sommerhaus, und weil sie gerne Deutsch spricht und es dafür in ihrer Heimatstadt Helsinki und vor allem hier in den Ferien wenig Möglichkeiten gibt, hatte sie meine Fahne gesehen und das weitere ist schon berichtet worden.
Zuerst zeigt sie mir in Tammissari ein Wohnhaus, direkt am Wasser, an dem ich auch schon ein paar Mal vorbeigeschlendert war, was ich zwar etwas ungewöhnlich für diese Stadt fand – aber na ja, man kann nicht allen Fragen nachgehen.
Das Haus war von Alvar Aalto 1970 gezeichnet worden für seinen Freund, den Journalisten und Schriftsteller (und Segler) Göran Schildt (1917 - 2009), der sich hier niederließ.
In zwei benachbarten typischen Tammissari-Häusern ist die Christine und Göran Schildt Foundation untergebracht, die in einem der Häuser eine ständige Ausstellung betreibt.
Z.Z. sind hier Fotos von dem Segeltörn von Bettina und Göran Schildt auf ihrem Segelboot „Daphne“ nach und auf dem Nil durch Ägypten zu sehen und dazu wunderschöne Skizzen von einem Mann, dessen Name ich mir nicht aufgeschrieben habe.
Und in der Ausstellung sind die Bücher von Göran Schildt zu kaufen und es ist eine beachtliche Zahl von dicken Bänden, die dieser Mann geschrieben hat, u.a. die vierbändige Biografie Alvar Aaltos.
Und eines davon kenne ich sogar: „Im Kielwasser des Odysseus“.
Anschließend gingen wir in den Ausstellungskomplex, wo auch Helene Schjerfbeck zu sehen ist – dort aber erst einmal in den Ausstellungsraum mit zeitgenössischem finnischem Industrie-Design, vor allem von Künstlern und Desingnerinnen, die finnisch sind, aber in anderen Ländern ihre Ateliers haben. Wunderschöne Sachen sind dabei.
Zum Schluss natürlich noch einmal in die Ausstellung mit den Bildern von Helene Schjerfbeck, aber über diese aussergewöhnliche Frau habe ich ja schon geschrieben. Hier aber fiel mir noch einmal auf, dass sie schon mit 15 Jahren einen fehlerlosen, ausgefeilten Stil entwickelt hatte. Mit 15 !!!!!!!!
Dann wurde ich in das kleine Motorboot verfrachtet und schwupp waren wir auf der kleinen Insel mit ihrem Sommerhaus, wo es dann etwas zu Essen gab und weil ihr Mann genaus so gut Deutsch wie sie spricht, entstand sofort eine angeregte Unterhaltung über Finnland im letzten Krieg, über die alten Beziehungen, die es zwischen Deutschland und Finnland seit je her gegeben hat und und und.
Irgendwann wurde ich dann wieder in den Hafen gebracht. Danke für diesen wunderbaren Tag.
Katastrophe in Lappohja
Published on August 8th, 2012 @ 08:58:19 , using 366 words,
Nachdem am Sonntag-Abend auch die letzten Mitglieder den Steg wieder verlassen haben, habe ich die Insel für mich allein. Aber glücklich macht mich das nicht, weil ich langsam zurück muss. Hier bekomme ich keinen Internetzugang, um mich mittels einer Seewetterkarte über die langfristige Wetter- und Windentwicklung zu informieren und ich beschließe nach dem größeren Bootshafen Lappohja auf dem gegenüberliegenden Festland nicht weit von hier überzusetzen.
Dort tanke ich 20 Liter Diesel und dann mache ich einen saudummen Fehler. Ich überprüfe mittels eines Peilstabes, wie hoch der Diesel im Tank steht, sehe, dass dort noch 4 cm frei sind und tanke noch 10 Liter dazu.
Als ich danach runter in die Kajüte komme, steht in den unteren Bereichen der Bilge, wo die kühl zu lagernden Lebensmittel lagern, 3 cm hoch Diesel, der über das aufgeschraubte Peilstabloch aus dem Tank ausgetreten ist und noch austritt.
Ich bin fast gelähmt vor Entsetzen.
Und dann begreife ich meinen Fehler.
Auf dem Tank sitzt auf einem ca. 2,5 cm hohen Nirosüllrand ein sog. Mannloch, von dem aus man den Tank säubern und andere Dinge tun kann. Dieses Mannloch ist mit einer Stahlplatte verschlossen, auf der das verschraubbare Peilstabloch sitzt. Ziehe ich diesen Süllrand von der gemessenen Dieselhöhe ab, dann verbleibt im Tank vielleicht noch die Resthöhe von 3 Litern – und ich Idiot lasse da noch 10 Liter zulaufen.
Diese Schweinerei wieder sauber zu machen, kostete mich Stunden, hat mein Selbstwertgefühl stark untergraben und mich zudem reif für die Dusche gemacht.
6 Liter Diesel mussten mit einer kleinen zurechtgebogenen Dose ausgepützt werden, dann musste alles, was in der Bilge war, mit diversen Reinigungsmitteln vom Diesel gesäubert werden, die 20-Meter-Reservekette mit einer Bürste gereinigt, die Lebensmittel weggeworfen (war nicht mehr viel), die Bodenbretter mit Seifenlauge gereinigt werden und und und.
Und das in den Keller gerutschte Selbstbewusstsein des Skippers wurde dann in der Nacht durch langes intensives Tagebuchschreiben langsam wieder aufgebaut (zumindest teilweise).
Das war harte Arbeit, wozu die undurchsichtige Wettersituation auch nicht gerade hilfreich beitrug. Denn abends gibt der Seewetterbericht für alle Ostseegebiete eine Starkwind- und Sturmwarnung durch, ausgelöst durch ein Sturmtief über Südschweden, das nach Südfinnland zieht, dort wo ich gerade liege.
Aber wenn der eine Stern gerade am versinken ist, zeigt sich plötzlich ein anderer Stern.
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