Wanderung in die Vergangenheit Finnlands und in die Natur
Published on Juli 19th, 2013 @ 13:16:00 , using 129 words,
2013_07_19 Auf Katanpää
Nachdem der Tag erst einmal mit Regen anfing, der nur sehr langsam aufhörte, krabbelte ich dann irgendwann aus dem Schiff und schaute mich hier um.
In den ersten Jahren des ersten Weltkrieges haben die Sowjets hier auf dieser Insel eine Geschützstation mit einer Reichweite von 15 Km aufgebaut, die später von den Finnen übernommen worden ist und diese Gebäude und Einrichtungen sind hier noch zu sehen. Dorthin ging mein erster Spaziergang.
Am Spät-Nachmittag dann, nach dem ich gekocht hatte und die Sonne sich richtig durchsetzte, machte ich dann noch am Wasser eine Wanderung in den Südosten der Insel, auf die Halbinsel Hamskeri, die wirklich sehr schön, wild und inzwischen unberührt ist. Ist hier alles Naturschutzgebiet, soweit ich das verstanden habe.
Turku-Radio meldet dann am Abend nichts gutes: N-NW 5-6.
Geigend nach Katanpää
Published on Juli 18th, 2013 @ 13:03:00 , using 567 words,
2013_07_18
Turku-Radio hatte zwar gestern Abend für den Archipelagos W – NW 5-10 Meter pro Sekunde vorausgesagt, das sind 4-5 Beaufort, aber als es langsam Mittag wurde, und man im Hafen nicht so richig beurteilen kann, was draußen für Wind herrscht, hatte ich mir eine Anlegestelle ganz in der Nähe ausgesucht, die notfalls unter Motor zu erreichen wäre, denn ich wollte aus diesem Trubel hier in Uusikaupunki weg.
Um 12:00 hatten wir im Stadthafen ein bisschen NW, ich legte ab und setzte draußen die SWF und bei den NW 3 war das zunächst gemütliches Segeln.
Je weiter ich südlich kam, desto mehr Wind wurde es und um 14:00 maß ich 18 kn in 2 Meter Höhe, da darf man dann für die offizielle Windgeschwindigkeit in 10 Meter Höhe gut eine Windstärke draufpacken und so verhielt sich MISS SOPHIE auch: Bei dem jetzt zu N gewordenen achterlichen Wind war es immer noch gut kontrolliertes Segeln mit der SWF, aber die immer wieder erreichten 5-6 kn unter diesem wirklich kleinen Segel mit meiner 5 Tonnen wiegenden MISS SOPHIE zeigten mir doch, welche Kraft da oben im Segel am wirken war.
Längst hatte ich die nahe Anlegestelle verworfen und wollte zurück an den Eingang des STRÖÖMI, des Weges zwischen den Schären Katkuru und Lypyrtti, wo auf der westlichen Seite ein kleiner und für diesen Nordwind sehr geschützt liegender Yachtanleger war: Katanpää (920, Karte D 723), den ich schon mal ansteuern wollte, als mir dort im Ausgang der Motor bei dem gleichen Wind ausging (siehe 11.07.).
Unter dem achterlichen Platt-vor-dem-Laken-Wind fing MISS SOPHIE an zu geigen und ich kuschelte mich in meine Plichtecke, steuerte mit dem Pinnenausleger, ließ mich hier wie in der Kindheit richtig durchschaukeln und alles war gut.
In meiner digitalen Seekarte war diese Anlegestelle nicht enthalten, ich wusste deshalb auch nicht, ob die schmale Einfahrt mit einer Tonne gekennzeichnet war und konnte von draußen auch praktisch nicht erkennen, wo dort an der Küste diese Einfahrt war, als mich eine finnische Yacht unter Motor überholte und dabei grüßte und dann offensichtlich dort auch hin wollte, weil sie vom Weg in die Einfahrt des STRÖÖMI nach Westen abbogen und zielstrebig auf eine kleine Öffnung der Küstenlinie zusteuerte, dort, wo meine Anlagestelle liegen musste.
Das war meine Chance.
Meine SWF zu bergen war dann garnicht so einfach, weil sie in dem Wind heftig an zu knallen fing, als in den Wind drehte, doch dann hatte ich sie runter und folgte dem finnischen Segler.
Und bald war ich in diesem kleinen Naturhafen und musste nun bei den 5 Windstärken und halben Wind meine Boje aufpicken, aufpassen, dass ich nicht dem Nachbarboot zu nahe komme und dann aufstoppen.
Aber die Boje aufzupicken misslang mir zweimal, weil der Seitenwind mich auf den paar Metern über die Boje drückte und die inzwischen am Steg auf mich wartenden Bootsbesatzungen deuteten mir an, auf der anderen windzugewandten Seite des Steges längsseits zu kommen, was ich dann auch machte und einer war schon im Beiboot und bot mir an, meinen Gurtbandhaken mit seinem Schlauchboot an der Boje zu befestigen, was ich dankbar annahm.
MISS SOPHIE dann gegen den Wind an die Boje zu bringen gelang nur dadurch, dass ich sie mit dem Gurtband über die Winsch Zentimeter für Zentimeter herankurbelte, soviel Winddruck war hier.
Dann war alles gut, ich machte hinten dicht, um den Winddruck aus dem Schiff zu nehmen und machte mich an mein Essen, was noch von gestern übrig geblieben war und war sehr froh, dem Trubel in Uusikaupunki entflohen zu sein.
Platt vorm Laken nach Uusikaupunki
Published on Juli 16th, 2013 @ 14:06:00 , using 597 words,
2013_07_15
Platt vorm Laken nach Uusikaupunki
Da ich so schnell wie möglich weiter nach Uusikaupunki (Nystad) wollte, versprach der heutige Tag ein solches Vorhaben und um 11:00 schmiss ich die Leinen los.
Der SW zwischen 3 und 4 Windstärken lies ein geruhsames Segeln erwarten und ich lief bei dem Wind mit meinem Nordkurs und unter Groß und SWF zwischen 5 und 6 kn.
Als ich meinen Punkt am Ende des Fahrwassers zwischen diesen großen Schären erreicht hatte, der Punkt, wo ich letztes mal Umkehren musste wegen meines Motorproblems, war etwa um 12:00 erreicht und jetzt mit meinem NE-Kurs hatte ich den Wind platt vorm Laken – und dass sollte auch so bleiben bis Uusikaupunki.
Inzwischen hatte sich der Himmel völlig zugezogen, ich war bei wolkenlosem blauem Himmel losgesegelt, und ich hatte das Gefühl, dass sich das Wetter ändern würde.
Und das tat es auch.
Der Wind brieste auf, MISS SOPHIE war unter dem heftig auffrischenden Wind schwer zu halten und querab der Schäre Pitkäriutta schoss ich in den Wind, drehte bei und nahm das Groß weg.
Jetzt nur mit der SWF, mit ihren 10 Quadratmetern segelte ich knapp einen Koten weniger, also jetzt zwieschen 4 und 5 kn, und ich hatte es hinten an der Pinne total entspannt und konnte mich des Lebens freuen, während ich vorher immer achtsam darauf zu achten hatte, dass der Wind nicht etwas das Großsegel halst und die Fock zudem immer wieder vorne einfiel, weil sie in den Windschatten des Großsegels geraten war.
Aber der Wind nahm zu.
Als ich mich Uusikaupunli näherte, schon die ersten Stege und Yachtanlagen sah, überholte mich ein Finne, grüße, fragte, wo ich hinwolle und ich deutete auf eine Marina hin, die ein wenig weiter weg von der Stadt war und als er darauf nichts sagte, fragte ich, ob er etwas besseres wüsste und er deutete mir an, ihm zu folgen.
Etwas später waren wir mitten in der Stadt, er schwenkte in seinen Stegplatz ein und ich begab mich auf die Suche nach einem freien Liegeplatz, denn der Hafen war rammelvoll.
Auf der direkten Cityseite fand ich keinen Platz, deshalb ging ich auf die andere Seite, wo ich bald einen Platz fand, ohne Elektrik, die ich eh nicht brauche und ohne Wasser, was ich auch nicht brauche, dafür vermutlich umsonst.
Das Essen von Gestern war schnell warm gemacht, ein kurzer Gang in die City, die nichts besonderes bot und dann habe ich mich bei dem sehr warmen Abend ins Cockpit gesetzt und gelesen.
Eigentlich vom Schiff aus hier ganz schön, weil man mitten in der Stadt ist.
Irgendwann gegen Null Uhr wurde dann der Himmel bedrohlich schwarz und da der Wind von achtern kam und in meiner Cockpitpersenning ein riesiges Segel findet, machte ich hier zu.
Und das war gut so.
Denn eine halbe Stunde später fing es hier im Hafen an zu heulen und der Nordwest keifte mit bis zu 7 windstärken durch die Takelagen. Dann kann man ganz behaglich in der Koje liegen, wenn man weiß, dass draussen alles sicher verzurrt ist.
Am nächsten Morgen jaulten immer noch die Windböen durch den Hafen, ich machte mich zum Tourist-Office auf und dann plünderte ich bei einem Tödler vier uralte Wassergläser noch aus der Sowjetzeit oder kurz danach für 4 EUR, kaufe noch einen weiteren Gummidämpfer für die vorderen Festmacheleinen und einen entsprechenden großdimensionierten Karabinerhaken dazu bei einem Laden etwas weiter weg, finde beides erstaunlich billig, geh noch beim Supermarkt vorbei, Gemüse, Dauerbrot und Käse und bin dann wieder an Bord.
Ich puzzle ein wenig rum, backe Brot und bekomme langsam mit, dass der Wind weniger wird und sich das Wetter wieder bessert.
Mal schaun, ob morgen segeln drin ist.
Zurück mit Süd, dann West, dann Nord nach Lootholma
Published on Juli 14th, 2013 @ 17:45:00 , using 290 words,
2013_07_14
Zurück mit Süd, dann West und dann Nord nach Lootholma
Am Morgen bastel ich einen Sperrriegel für meine Ankerkettenrolle und dann lege ich mit Südwind ab, mein Weg soll mich heute – wenn machbar – nach Uusikaupunki (Nytad) bringen, was um die 30 Seemeilen sein werden.
Zunächst gondel ich unter der SWF den schmalen Weg zwischen den Schären JUMO, HEPMO und KOLKO entlang, dann gehe ich euf meinen Nordkurs, wo bei der Wind inzwischenauf West gegangen ist und ein wenig schlapp geworden ist, so daß ich das Groß dazu setze.
Je näher ich meinem schon bekannten Schärenweg komme, desto kräftiger weht der Wind und zwar zunehmend aus Nord, und in der Richtung mit einem leichten Schlag nach West verläuft auch mein Weg.
Kaum bin ich in dem Fahrwasser, brist es derart auf, dass ich mich unter dem Windpress auf die Seite lege, der Nord beißt mir mit 5-6 zwischen die Zähne und ich muss sehen, weil ich in diesem schmalen Fahrwasser nicht kreuzen kann, wie ich die Segel hier runter kriege.
Pinnenpiloten angeworfen, der MISS SOPHIE wie eine Besoffene von steuerbord nach backbord und wieder zurück schlingern lässt, aber aufs Ganze gesehen den Kurs hält, dann habe ich das Groß gebändigt, die SWF runtergerissen und es ist erst einmal wieder etwas Ruhe in Schiffsleben getreten.
Ein Blick auf die Karte sagt mir, dass es noch zwei Seemeilen zu meinem alten Hafen Lootholma sind un d dann bin ich auch schon da, auch hier im Hafen pfeifen die Windstärken durch die Taklelage, aber ich habe MISS SOPHIE gut im Griff und am Steg nehmen mich vorne zwei Segler an die Leine, nach dem ich achtern an der Boje festgemacht habe.
Morgen soll es wieder Süd geben, was dann erneut Uusikaupunki heißen könnte.
Schaun wir mal.
Naturstig Luontopolku auf der Schäre Iniö
Published on Juli 13th, 2013 @ 17:21:00 , using 135 words,
2013_07_13
Schärenwanderung
Beim neugierigen Herumschnuppern hier auf der Schäre entdecke ich nicht weit entfernt ein Hinweisschild auf einen Wanderpfad: „NATURSTIG LUONTOPOLKU“ und bald bin ich hier auf diesem wirklich verwunschenen Wandersteig.
Zunächst geht es wie hinter einen Vorhang aus frischen Laub in eine geheimnisvolle Welt, die sich dann ein wenig lüftet und man geht auf Balken über sumpfige Grasnarben immer tiefer in den Wald hinein.
Dann durchquert man sonnendurchflutete junge Birkenhaine, geht durch lichte alte Kiefernwälder, die zu ihren Füßen Blaubeerbüsche haben, die mit leider nicht sehr großen aber trotzdem wohlschmeckenden Blaubeeren voll sind, kommt an einem Schachterhalmpulk vorbei, überquert rundgewaschene Schärenfelsen, in deren winzigen Felsspalten sich Krüppelkiefern festgekrallt haben und steht dann irgendwann ganz oben auf dem Schärenrücken und hat einen weiten Blick auf die Schärenwelt.
Wer hier vorbei kommt, muss diesen Weg einfach gehen.
Tolle Motorenwerkstatt in Noorby auf der Schäre Iniö
Published on Juli 12th, 2013 @ 17:16:00 , using 487 words,
2013_07_12
Lootholma
1015 mit steigender Tendenz, 23 Grad, SW anfangs 2, dann 4, wolkenloser blauer Himmel
Meine Stegnachbarin plaudert mit mir ein bisschen Deutsch, weil sie sich an ihre Studienzeit in Braunschweig erinnert, wo sie sehr gerne gewesen ist und studiert hat, meine anderen Stegnachbarn erzählen mir von einer Motorenwerkstatt hier ganz in der Nähe auf einer Schäre 10 – 12 Seemeilen entfernt und er greift gleich zu seinem Handy und telefoniert mit ihnen, ja ich solle vorbeikommen.
OK. Also los. Zur Schäre Iniö.
Um 13:30 werfe ich die Leinen los, bei dem achterlichen Wind bin ich um 15:00 querab von meinem gestrigen Hafen am Eingang dieser Schärendurchfahrt, jetzt nähere ich mich einem Gewirr von Schären , Inseln, Steinen, Felsen und gerade über die Wasseroberfläche auftauchenden rundgewaschenen Klippen und muss mich erst einmal zurechtfinden: also das da vorne ist vielleicht die...., dann müsste diese da vorne diese sein und dann müsste ich da durch, aber das kommt mit dem Kompass nicht überein, also noch mal.... und so ging das eine Weile bis ich den Dreh raus hatte: nicht immer sofort meinen, den Gesamtüberblick haben zu müssen, wenn die Gesamtsituation komplex ist, sondern ein bisschen warten, bis sich die Dinge klären, weil sie näher gekommen sind, auch die Blickperspektiven eindeutiger werden und die Proportionen deutlicher sich herausstellen und dann löst sich meist alles sehr schnell in Wohlgefallen auf.
Um 16:00 Uhr bin ich zwischen der Schäre Kolko und Hepmo und muss jetzt auf einen SW-Kurs gehen, der sehr sehr schmale Stellen hat und das bei SW-Wind.
Ich trimme die SWF so hart wie nur möglich, doch als ich eine Tonne einen halben Meter neben mir habe, muss ich doch den Motoer anwerfen und mit Motorunterstützung diesen Teil der Strecke bewältigen.
Dann ist der kleine Hafen vor mir, ich lege an, suche diese besagte Werkstatt auf, die von einem älteren Mann und einer jüngeren Frau betrieben werden, die Frau spricht gut englisch und auch ganz gut Deutsch und kommt bald an Bord, lässt sich das Problem schildern und sagt, dass sie im Moment noch ein anderes Problem lösen müssen und wieder kommen werden.
Am nächsten Morgen ca. 10:00 Uhr stehen die beiden an meinem Schiff, und die Frau geht jetzt systematisch mit mir durch: Welche Filter sind hier eingebaut, prüft die von mir als Problem benannte Brennstoffpumpe, erklärt, die läuft und ist es nicht, schaut sich den SEPA-Filter an, zapft ein wenig Diesel dort, der völlig sauber und rein ist, öffnet oben die Entlüftungsschraube am Filter .....
- und das war es: Luft im Filter.
Als die beiden gehen, frage ich natürlich, was sie für diese klasse Arbeit haben wollen und der Mann überlegt einen Moment und sagt dann: Das ist in Ordnung so.
Ich bin etwas sprachlos, dann strahle ich und bedanke mich herzlich, überlege, was ich ihnen vielleicht als Dankeschön mitgeben könnte, aber so schnell fällt mir nichts ein und dann sind sie auch schon weg.
Also: wer eine gute Motoren-Werkstatt braucht: In Noorby auf der Schäre Iniö (Nr. 954, Karte D 725 Finnland)
Eigentlich nach Katanpää.....
Published on Juli 11th, 2013 @ 19:16:00 , using 403 words,
2013_07_11
Eigentlich nach Katanpää, aber dann notgedrungen zurück nach Lootholma
Morgens schmeiss ich mir ein paar Brocken meines selbstgebackenen Brotes in den Hals und schon bin ich vom Steg weg und los.
Noch im Hafen setze ich den SWF, was einige interessiert bis aufgeregte Gesichter produzierte, weil ich doch recht nah an einigen Booten hier entlang duselte, aber weil alles klar ging und ich keinerlei Hektik zeigte, lösten sich alle Gesichter bald in Wohlgefallen auf und weg war ich.
In dem Wasserweg zwischen diesen großen Schären kam mir allerdings der NW direkt gegenan und ich musste motoren. Leider.
Nach drei dösigen Stunden kam ich dann an den Ausgang dieses Schärenweges, und hier biss mir der NW mit 5 und in den Böen auch mit 6 in die Zähne und ich musste noch eine Viertel Seemeile gegenan, um dann meinen segelbares Kurs zu meinem Bestimmungsziel haben zu können: den Hafen auf Katanpää, der auch bei diesem NW sehr geschützt lag.
Tja, und dann kam dass, was ich eigentlich schon seit zwei Stunden erwartet habe: der Motor geht auf 800 Umdrehungen zurück, dass heißt, er hat keinen Schub mehr, und ich muss schnell auskuppeln, das Schiff drehen und unter der SWF zurück.
Irgendwie habe ich dass Gefühl, dass es an der Dieselpumpe liegt, die schon seit Tagen ein ungutes Geräusch beim Betrieb macht.
Aber wie soll ich dass überprüfen?
Und wenn es stimmen sollte, was sollte ich dann tun?
Hier diese Dieselpumpe ersetzen, würde wahrscheinlich Wochen dauern.
Und würde wenn überhaupt nur in einem der Hauptstädte gehen.
Also müssen wir mit diesem Problem leben, und dass so gut wie möglich.
Als ich gestern nach einem Nachtlager suchte, war mir auf der Seekarte ein nur über ein verwinkeltes und sehr schmales Fahrwasser zu erreichender Yachthafen aufgefallen – und in den wollte ich nun rein.
Und schmal war das Fahrwasser wirklich. Zwei Schiffe konnten sich hier nicht begegnen.
Dann war ich drin, der Wid pfiff mit gut 5 Windstärken auch hier in diesem geschützen Hafen, ich suchte mir eine der wenigen noch freien Plätze aus, die den heftigen Wind nicht von achtern bekamen, dann hatte ich diese Stelle, bog ein, Achterleine in die Boje eingepikkt, am Steg stand ein netter Mensch, der dort meinen Bug in Empfang nahm, und ich war fest.
Hier natürlich das übliche, und weil es hier eine kostenlose Waschmaschiene gibt, wird ein großer Sack Wäsche gepackt und gewaschen und dann auch noch gleich getrocknet, weil es schon abend ist.
Segeln Schweizer? Und wie!
Published on Juli 9th, 2013 @ 18:44:00 , using 669 words,
2013_07_09
Von Pähkinainen nach Parattula
Angesagt waren SW 4-5, mein Kurs rauf in den Norden verläuft zunächst NW und geht dann ca. 6 Seemeilen nach West, bevor er dann wieder Nord verläuft.
Also sollte das mit dieser Windvorhersage gehen.
Tat es auch.
Schon lange sah ich hinter mir ein Folkeboot mit einer deutschen Nationale und ich war gespannt, wann sie mich wohl überholen würden.
Das war dann auch irgendwann soweit und wir wechselten kurz miteinander woher und wohin, sie kommen aus der Schweiz und dann sagten sie mir noch, dass sie mein Tagebuch lesen werden und dann waren wir schon wieder so weit auseinander, dass eine Verständigung nicht mehr möglich war.
Mein Ziel ist eigentlich Uusikaupunki oder schwedisch Nystad, aber das werde ich heute nicht mehr schaffen, deshalb war die Frage, wo ich einen Zwischenstop einlege.
Aber jetzt hatte ich erst einmal sehr hoch und spitz an den Wind zu gehen, der jetzt auch mit 4-5 blies und MISS SOPHIE oft richtig auf die Seite legte, aber alles war easy und gut im Griff und die Höhe konnte ich noch gut halten.
Dann standen wir (MISS SOPHIE und ich) vor dem Eingang in das schmale Fahrwasser zwischen großen Schären, wovon die steuerbortige Schäre, die in meiner Seekarte keinen Namen hat, Festlandverbindung hat, und auf diesem Teil gab es zwei, drei Yachthäfen und als ich gerade in dieses Fahrwasser einlaufe, sehe ich hinter Bäumen viele große Masten und ich entscheide mich dafür, hier und jetzt den Törn zu beenden.
Es ist 18:30, ich sitze seit 6 Stunden an der Pinne und das darf für Heute genug sein.
Der Hafen ist groß´und es liegen hier viele große Plastik-Yachten, also eigentlich nicht so mein Fall.
Aber dann bin ich fest und nach einer Weile beginnt mein Stegnachbar ein Gespräch mit mir, wir unterhalten uns über unsere Elektronik, er kommt interessiert von seinem 12-Meter-Schiff in Best-Zustand zu mir an Bord und nach einer halben Stunde bekomme ich von ihm seinen 10 Jahre alte Seekartensatz für den nördlichen Bereich hinter Nytad geschenkt, mit der mündlichen Warnung versehen, sich in diesem Bereich nicht von den eingezeichneten Schiffahrtsrouten zu entfernen, denn hier seien viele große Steine und Felsen, die man nicht sehen könne und die auch oft nicht in den Seekarten vermerkt sind (sind einfach zu viele).
Nun bin ich mit diesem Hafen wieder etwas versöhnt, dann kommt kochen, essen, Tagebuch schreiben im Restaurant und dann noch ein bisschen entspannen.
Der nächste Morgen weckt mich mit prasselndem Regen.
Na gut, denke ich, Hafentag.
Ich frühstücke ausgiebig, puzzle ein bisschen am Schiff herum, versehe die Niedergangsverschlussbretter mit einem neuen verschließbaren Beschlag und dann sehe ich, als ich einen Moment Pause mache, auf der anderen Seite des Yachthafens eine deutsche Nationale und die an einem Heck eines Folkebootes.
Könnten dass????
Ich gehe rüber - und sie sind es. Die beiden Schweizer, die mich gestern überholt hatten.
Bald darauf sitze ich bei Monika und Alfred an Bord und wir schnacken.
Sie sind erfahrene Ostseesegler. Haben mit ihrem Folkeboot, der „Hilde“ die gesamte Ostsee umrundet, bis oben nach Haparanda, wohin sie auf der schwedischen Seite gesegelt sind und mir diese Route sehr ans Herz gelegt haben, weil sie wunderschön sei, haben in Finnland einen Sommer lang den großen Inlandsee, der nur über den russischen Sektor zu erreichen ist, besegelt und mir auch den sehr ans Herz gelegt und haben über all diese Touren im Internet ein Tagebuch geschrieben: www.hildes-logbuch.ch, was ich mir in den nächsten Tagen ausgiebig anschauen werde.
Für den Abend haben wir ein Treffen bei mir an Bord verabredet, wenn sie mit ihrer Sauna fertig sind und dann sitzen wir bei mir an Bord und ich muss ihnen erst einmal meine Endlosgeschichte mit dem Diesel in dem hintersten Kielsektor schildern, den sie schon auf der MISS-SOPHIE-Seite gelesen haben.
Es wurde ein langer Abend, wie das so ist, aber auch der endet irgendwann und dann ist Schluss und man geht auseinander mit dem irgendwo komischen Gefühl, dass man diese Menschen, die einem in so kurzer Zeit so nah geworden sind, nie in seinem Leben wieder sehen wird.
Zu einen der schönsten Liegeplaetze: Pähkinainen
Published on Juli 4th, 2013 @ 17:44:00 , using 628 words,
2013_07_04
Von Turku nach Norrskata
1017 mit steigender Tendenz, 19 Grad, Sonne mit einem Drittel Bewölkung, SW 2-3
Über den Tag ist nicht viel zu berichten, ausser dass er längere Regenpassagen hatte, der Wind immer mehr aus der Richtung kam, in die ich wollte, nämlich nach West, die Schärenlandschaft sich nicht groß unterschied von der bisherigen und ich dann auf einem Mal einen Seeadler über mir sehe.
Von den Ort hatte ich mir auch etwas mehr versprochen, eben halt ein Nutzhafen.
Ich mache einen längeren Spaziergang über diese größere Schäre und stelle fest, dass sie sehr bewohnt ist, so bewohnt, wie ich es mir eigentlich nicht vorstellen konnte.
Viele dieser Häuser zeigen Spuren von landwirtschaftlicher Tätigkeit, die aber hier natürlich in kleinstem Maßstab gesehen werden muss: Die Felder kleinräumig in die Schärenlandschaft eingebettet, ein wenig Vieh und das war es dann schon.
Ich will noch zu einem anderen Platz, den ich mir auf der Karte ausgesucht hatte und am nächsten Mittag geht es bei WSW 2-3 in die richtige Richtung los.
Als ich an der engsten Stelle zwischen zwei Schären bin, sehe ich plötzlich oben auf einem dieser gerundeten Steine zwei Pfauen.
Hier Pfauen?
Aber ein Zaun ist nirgends zu sehen.
Dann bin ich vor der Schärenansammlung und komme mir vor wie im Roman „Die Schatzinsel“, denn es ist eine verwinkelte Einfahrt, die einem die wahre Gestalt des Ganzen immer erst ganz kurz bevor man da ist erblicken lässt.
Mein Anlegemanöver vor der Ankerboje wird wie jetzt üblich mit den kritischen und wachsamen Augen meines Segelgnoms am Achterstag beobachtet und für gut befunden und auch die beiden Frauen meines neben mir liegenden Segelbootes beobachteten dies Geschehen mit Wohlgefallen, was sich aus dem bald darauf stattfindenden Gespräches von Bordwand zu Bordwand ergibt. Bald bin ich bei ihnen an Bord und sie zeigen mir einige lohnende Anlege-und Ankerplätze, sozusagen Geheimtipps von Eingeweihten.
Dann fange ich an zu kochen und als ich merke, dass das ganze mehr wird als ich dachte, frage ich kurz neben an an, ob sie Lust haben mit zu essen, was bejaht wird und bald sitzen wir bei mir in der Kajüte und plaudern in wildem Englisch-Kauderwelsch was wir machen, wie wir leben und und und und ich opfere natürlich noch zwei Bier und es wird ein anstrengender Abend, weil das ins Englisch zu übersetzen und das Englisch zu verstehen nach einem ja auch aufregenden Tag an der Pinne meine Kräfte stark beansprucht. Ich serviere dann noch mein selbstgebackenes Brot, bekomme dafür von Ulla ihr selbstgebackenes Brot als Gegengeschenk und es ist email-Kontakt verabredet, wenn Ulla morgen das Schiff verlässt und Susanna mit ihrem Mann auf der gerade erstandenen, ebenfalls 40 Jahre alten “Dione“ fortsetzen wird.
Kaum sind die beiden weg, nach dem sie mich noch auf die Windankündigung von 4-5 aus Nord aufmerksam machten, da fängt es hier im Hafen auch schon an zu blasen und die jetzt hier ankommenden Schiffe bedürfen der übrigen Besatzungen der hier schon liegenden Schiffe, um hier heil an den Steg zu kommen.
Dabei scheint die Sonne und das Barometer steigt und steigt und steigt und am Nachmittag pfeifen hier Böen mit 6 durch die Takelage.
Ich wünsche Ulla und Susanna ein gutes Ankommen.
Da es einfach schön hier ist, entscheide ich, hier zu bleiben, es kostet auch nur 8 EUR die Nacht und die Stimmung hier am Steg ist trotz der vielen Kinder sehr ruhig und vertraut.
Von der Familie, die dieses allesbetreibt einschließlich des sehr sauberen Campingplatzes, auf dem zwei drei Zelte stehen, ist die Tochter hinter dem Tresen und mich blickt strahlend ein Pipi-Langstrumpf-Gesicht an, als ich auf Englisch versuche, meinen Obolus zu entrichten.
Die Naturschutzorgansiation oder so etwas ähnliches hat hier einne sehr schön geführten Trampelpfad über die kleine Schäre eingerichtet, den ich in den nächsten Tagen mehrfach entlang wandere, weil es wieder anfängt zu blasen.
Im FORUM MARINUM
Published on Juli 3rd, 2013 @ 17:22:00 , using 311 words,
2013_07_03
Turku
Mich interessierte hier in dem Forum Marinum dieser uralten Seestadt vor allem die hölzerne, 1887 gebaute PARKKI SIGYN, die mit ihrer 10-köpfigen Besatzung Europa und Nord- und Südamerika befuhr. Neben dem Kapitän und zwei Schiffsjungen, die auf den historischen Fotos kaum 14 Jahre alt zu sein schienen, waren noch ein Koch, ein Segelmacher/Tischler und 5 Matrosen an Bord.
Als ich die kleine Broschüre über dieses Schiff erstehen will, stelle ich erscheckt fest, dass ich nur noch 2.40 in der Tasche habe, 10 Cent zu wenig für den Bus zurück zur MISS SOPHIE.
Das junge Mädchen, das heute dieses Schiff betreut und auch sachkundige Auskünfte erteilt, schenkt mir 50 Cent wofür ich ihr an dieser Stelle noch einmal meinen Dank sage.
Das aber bedeutete, da ich meine Kreditkarte auf dem Schiff gelassen hatte, dass ich bis zum Abend hier an dem Hungertuche zu nagen habe.
Dieses Schiff ist für mich deshalb interessant, weil es aus genau der Zeit stammt, in der die Schiffsjungengeschichten geschrieben wurden und auch handelten, deren vermutlich größte und vermutlich auch einzige Sammlung ich im Laufe der Jahre zusammen getragen habe und über die ich eine psychoanalytisch orientierte Arbeit schreiben will.
Erstens ist es die letzte große Zeit der Segelschiffe, die in den zwanziger Jahren dann endgültig von den Motorschiffen verdrängt werden.
Zweitens ist es die letzte Bastion neben den Bergleuten einer rein von Männern ausgeübten Tätigkeit, die zudem noch für Monate, manchmal für Jahre ihre enge Welt des Schiffes nicht verlassen konnten.
Und drittens ist in den Geschichten, wie ich nachweisen werde, eine entwickelte Theorie der männlichen Sozialisation enthalten, die ich auch heute noch für diskussionswürdig halte, auch wenn sich die Rahmenbedingungen vollständig geändert haben.
Aber solch einen Ort des Geschehens wirklich einmal begehen zu können, ist da natürlich wichtig, z.B. um ein Gefühl für die räumliche Enge der Matrosen zu bekommen, die ein wie auch immer geartetes Privatleben völlig undenkbar erscheinen lässt.
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