Im Handwerksmuseum in Turku
Published on Juli 2nd, 2013 @ 17:02:00 , using 296 words,
2013_07_02
Dienstag Turku Handwerksmuseum
Beim Schlendern durch die Stadt bemerke ich am Ende einer Straße eine Ansammlung älterer Holzhäuser, die an einer kleinen Erhebung gebaut wurden und so alt aussehen, dass ich neugierig darauf zu gehe. Es stellt sich als großes Freilichtmuseum dar: DAS HANDWERKSMUSEUM AUF DEM KLOSTERBERG. Als alle Städte der früheren Jahrhunderte praktisch aus Holzhäusern bestanden, wenn auch in Mitteleuropa oft die Mauern aus Lehm oder Stein bestanden, waren Brände die immer wiederkehrenden städtischen Katastrophen. So auch in Turku, wo der Brand von 1827 aber nicht nur die alte Bausubstanz vernichtete, sondern die Stadt danach nun mit einem neuen, regelmäßigen Straßennetz versehen wurde, also neu geplant wurde. Die Siedlung am Klosterberg hatte diesen Brand überlebt, sollte aber ebenfalls der neuen Stadtplanung weichen, was aber aus finanziellen Gründen zunächst verschoben wurde. Das rettete schließlichen diesen Stadtteil, der zudem noch wegen dem jederzeit drohenden Abriss von den Bewohnern praktisch nicht mehr erneuert, renoviert und modernisiert wurde. Das stellte sich im Nachhinein als Glücksfall heraus, weil die Häuser, als sie 1937 dem Historischen Museum überlassen wurden, praktisch noch in dem gleichen Zustand wie 1827 waren. Bewohnt war es in den zweiJahrhunderten von kleinen Handwerkern, die in diesen winzigen Häusern nicht nur ihre Werstatt hatten, sondern in dem angrenzenden zweiten Raum auch wohnten und lebten. Mit weitestgehend originalen Werzeugen und Werkbänken der damaligen Zeit sind hier die Werkstätten von Schumachern, Kautabakherstellern, Geigenbauern, Bortenwirker, Buchdrucker, Korbmacher, Sattler, Uhrmacher und Kammmacher zu sehen und einmal im Jahr werden noch alte Handwerker eingeladen, hier an den originalen Werkstätten mit den hier vorhandenn Werkzeugen zu arbeiten und die damalige Arbeitskunst zu zeigen. Weil ich mich doch recht lang hier aufgehalten habe, reichte die Zeit nicht mehr, noch in das FORUM MARINUM mit den historischen Segelschiffen zu kommen und ich habe das auf den morgigen Tag verschoben.
Das endlose Spiel....mit dem Kiel
Published on Juli 2nd, 2013 @ 07:37:00 , using 432 words,
2013_06_30 Sonntag
Als ich aufwache, stecken mir immer noch die unfreiwilligen 30 Km von gestern im Gemüt und weil sich im letzten Kielsegment seit Tagen schon wieder etwas Diesel gesammelt hat und ich noch eine Dose Flexofoss habe, entscheide ich mich, heute noch einen letzten Versuch zu unternehmen, das Dieselproblem aus der Welt zu schaffen.
Lange tüftel ich herum, wie ich die Menge verteilt auf zwei unterschiedlich große Dosen (800 und 200 Gramm) in vier Teile teilen kann, baue mir entsprechend aus Dosen und Plastikbechern, die ich hier im Müll gesucht und gefunden habe, entsprechende Behältnisse (125 ml + 48 ml) und dann mix ich die erste Mischung an, die kaum unten angekommen und verstrichen ist, schon wieder an der Oberfläche kleine Dieselflecken bekommt.
Wieder versuche ich, wie ich es schon dreimal getan habe, diesma mit einem gefundenen Allublech eine Sperrschicht unten anzubringen, und nach zwei Stunden des Trocknens der ersten Lage setze ich dieses Allublech, umkleidet mit dünner Plastikfolie, die ich unten versuchen werde, an den Seiten hochzukrempeln, unten ein, was erst beim zweiten Versuch glückt und schon nach dem ersten Versuch meine beiden Hände bis zu den Ellbogen mit diesem widerlichen Plastikzeug verkleistert sind.
Nach zwei Stunden ist doch wirklich unten noch kein Diesel auf der Oberfläche.
Ich will es nicht glauben.
Aber auch beim zweiten Blick kein Diesel zu sehen.
Auf diese Lage kommt jetzt noch eine weitere.
Und als auch auf dieser nach zwei Stunden kein Diesel zu sehen ist, wagt sich langsam in meinem Kopf der Gedanke breit zu machen, es könnte ja vielleicht diesmal..... aber ich werde es nicht aussprechen, nicht bevor das Problem wirklich gelöst ist.
Bei den verschiedenen Müllcontainern hier im Yachthafen ist auch eine große Plastikkiste mit Batterien und als ich da einen Blick reinwerfe, kann mich mich nicht von zwei Batterien trennen, die da noch sehr sehr neu aussehen und mein Messgerät gibt bei ihnen auch noch eine Voltleistung von 12,6 an.
Ich schleppe sie an Bord, denn sie sind wirklich sauschwer und die eine hat mit 107 Amp sieben mehr als meine alte, lasse sie die ganze Nacht an meinem Refreshing-Programm meines Ladegerätes und am nächsten Morgen ist sie putzmunter.
Weil sie aber höher als meine alte Batterie ist, muss ich jetzt an der seefesten Halterung improvisieren und nach einigen Nachdenken fällt mir auch eine Lösung ein.
Und für die alte Batterie muss eine Zwischenlösung gefunden werden, solange ich nicht sicher bin, dass sie auch das leistet was ich von ihr erwarte.
Nach dem das alles auf die Reihe gebracht wurde, ist es Montagabend und ich bin rechtschaffend kaputt.
Morgen steht noch einmal Turku an, diesmal aber mit dem Bus.
Fusswanderung in die turbulente Stadt Turku
Published on Juni 29th, 2013 @ 07:29:00 , using 542 words,
2013_06_29
Fußwanderung nach Turku
Als ich aufwache, regnet es, deshalb bin ich aufgewacht.
Gegen 08:00 Uhr stehe ich dann wirklich auf, Schnellfrühstück und dann mache ich mich auf die Socken nach Turku. Diese Schäre ist mit einer Brücke mit dem Festland und damit mit der Stadt Turku verbunden, da will ich hin, weil ich da rüber muss.
Der Weg ist nur für Fußgänger und Radfahrer, geht durch Wiesen, Wald und Schilf, es ist Samstag und irgendwann kommen mir die ersten Radfahr-Ausflügler entgegen.
Aber der Weg ist länger als ich dachte, bis mir klar wird, ich hatte auf der Seekarte natürlich den Weg in sm nicht in km abgenommen.
Dann endlich die Brücke und dann bin ich in einem Areal von Beton, vierspurigen Autobahnen, Industriegroßflächen, riesigen Lagerhallen, Eisenbahn-Rangier-Flächen, Einkaufszentren und den Verladeflächen für drei unterschiedliche Großfähren, die Turku vermutlich mit Schweden verbinden. Hier lese ich auf dem Autobahnschild: St. Petersburg 555 km.
Als ich dann endlich erste menschliche Häuser – und zwar alte finnische Häuser und zu dem noch in einer interessanten, wohnliche Innenflächen schaffenden Bauform erreiche, bin ich auch schon ziemlich am Ende meiner guten Laune.
Ich brauche jetzt sofort was zwischen die Zähne, finde einen kleinen Supermarkt, ein Liter Trinkjoghurt und ein paar weiche Semmel sind mein und dann gehe ich auf die andere Straßenseite, wo ich gegenüber einem schrecklichen Betonwohnsilo eine in Backsteinbauform auf einem kleinen Hügel gebaute Kirche ansteuere, wo ich in dem sie umgebenden Grün meine gerade erworbenen Leckerbissen zu mir nehme.
So ein wenig gestärkt frage ich mich nach einem Tourist-Information-Center durch, dass natürlich in der Altstadt liegt, bekomme dort einen Stadtplan und auch gleich gesagt, dass ein internetcafe in der großen Staatsbibliothek vorhanden sei, was gar nicht weit weg ist.
Auf dem Weg dorthin lande ich natürlich wieder mal in einem Second-Hand-Laden, erstehe für 5 EUR einen Regen-Wander-Poncho, den ich sowieso brauche, aber möglicherweise auch heute hier brauchen werde, denn die dunklen Wolken oben werden immer dunkler und nehmen schon geraume Zeit den ganzen Himmel ein.
Die Bibliothek ist ein imposantes, architektonisch interessantes Gebäude, was lebhaft frequentiert wird von Kindern, Jugendlichen, Müttern mit Kleinkindern an der Hand und Babys unter dem Arm wie auch alten Menschen. Ich bekomme einen PC-Platz und ich kann endlich mein Tagebuch auf den Stand bringen.
Ich beschreibe gerade den Segeltörn nach Turku, als ein Gong läutet und auf dem PC erklärt mir eine Schrift, dass etwas ist. Bis ein Bibliothekar mir erklärt, am Samstag schliesst die Bibliothek um 16:00 Uhr.
Blöd, aber nicht zu ändern.
Ich mache mich wieder auf und lande in einem Mittelaltermarkt mit Straßentheater, vielen Ständen mit entsprechenden Angeboten von (sehr schönen) Kleidern über Schuhe, Musikinstrumenten, und und und, dazwischen wieder Gaukler, Musikgruppen und und und und ich lasse mich durch dieses turbulente Geschehen treiben.
Es geht langsam auf 20:00 Uhr zu und in Anbetracht des langen Rückweges beschließe ich den Heimweg jetzt anzugehen.
Den Stadtplan in der Hand gehe ich an einem der Fjorde entlang, lande noch im maritimen Museumsfeld der Stadt, habe aber leider keine Zeit mehr, mich hier den Dingen zu widmen und marschiere los und bin dann endlich um 22:00 Uhr (ist ja um diese Zeit noch tageshell hier) wieder auf MISS SOPHIE, gönne mir noch einen Drink und ein paar herzhafte Bisse ins selbstgemacht Brot und falle dann in die Koje.
Durch den äusseren Schärengürtel nach Turku
Published on Juni 28th, 2013 @ 07:08:00 , using 350 words,
2013_06_28
Durch den Schärengürtel mit Nordkurs nach Turku
Ich lege ohne Motor mit der SWF ab, immer einen mehr oder weniger Nordkurs, ca. 20 Seemeilen, die Sonne strahlt, ich bin guter Dinge und MISS SOPHIE läuft bei dem S 3-4 wieder gute 4-5 kn.
Dann ist die Sonne weg und ein graugriesiger mit tiefliegenden Wolken verhangener Himmel begleitet mich auf dieses durch unendlich viele Schären führende Fahrwasser, das manchmal sehr schmal, dann wieder weite Flächen bietet.
Nach 6 Stunden kommt endlich die Sonne ein wenig durch, der Wind ist bei der gleichen Richtung auf 2 Windstärken heruntergegangen, und ich dusel so langsam dem immer näher kommenden Turku zu, die Segelboote und Motorboote nehmen an Anzahl heftig zu, weil es Wochenende ist und dann tut sich vor mir der sehr schmale Sund auf, der extrem gut betonnt ist, an dem mein Hafen liegen wird.
Am Horizont sehe ich eine große Fähre hinter mir aufkommen und als ich mir langsam Gedanken mache, wieso sie immer noch auf mich zuhält und nicht langsam in das breite Fahrwasser eindreht, wird mir langsam klar, dass die hier auch in dieses Fahrwasser will, das ich schon für mich als recht schmal bezeichnen würde und diese Fähre die volle Breite des Fahrwassers einnehmen wird. Und so ist es auch und ich muss schleunigst aus dem Fahrwasser raus.
MannoMann, das ist hier ja ne heiße Gegend. Aber das Fahrwasser ist tief (Solltiefe 10 Meter) und kaum ist diese Fähre hinter der Biegung verschwunden, taucht auch schon eine zweite Fähre gleichen Kalibers auf und es wird in dieser nächsten halben Stunde nicht die letzte gewesen sein.
Als ich am Yachthafen an der äußeren Kaimauer festmache, nimmt eine nette Bootsfrau meine Vorderleine an und auf meine Frage, wo hier freie Plätze wären, sagt sie, ich könne auf ihren Platz, sie wären die nächsten zwei Wochen unter Segeln weg.
Prima. Es ist 19:00 Uhr, als ich fest bin, seit 8 Stunden an der Pinne und der Seekarte und jetzt brauche ich schnell was zwischen die Zähne.
Morgen will ich nach Turku und ich denke, ich werde den Weg gehen, bevor ich mich auf so undurchschaubare Dinge wie Buspläne etc. einlasse.
Eigentlich wollte ich nach Västaboland....
Published on Juni 27th, 2013 @ 06:40:00 , using 484 words,
2013_06_27
Auf dem Weg nach Västaboland
Es donnert.
Davon wache ich auf. Lausche. Wieder Donner.
Dann fängt es an zu regnen.
Also kein rechtes Wetter, diesen Ort zu verlassen.
Ich frühstücke, dann nehme ich mir die Seekarten vor und schau mal, was alles so an lohnenswerten Zielen sich im nördlichen Sektor auftun.
Zwei Städte tauchen dort auf: Turku und die etwas kleinere und südöstlich davon liegende Stadt Västaboland.
Ich entscheide mich dafür, zunächst die etwas näher liegende Stadt Västaboland anzusteuern, aber was heißt hier ansteuern: ich muss mir einen Weg durch das Gewirre von tausenden von Schären suchen, d.h. einen der hunderte betonnten Wasserwege suchen, die dort hinführen.
Als der Regen um 12:00 aufhört, hole ich den Anker ein, klariere vorne das Vorschiff und lasse mich dabei vom Pinnenpiloten fast auf einen Felsen fahren.
Blödes Ding. Von diesem unfähigen Gerät habe ich jetzt die Schnauze voll und es landet unter Deck .
Dann bin ich endlich unter Segel. Ich habe die Fock gesetzt, weil wir bei dem West-Wind fast immer mehr oder weniger halben Wind haben, das Fahrwasser hier aber verwinkelt ist und dann ist mir die Fock allein lieber.
Der Wind weht WNW 4-5, MISS SOPHIE sprintet los wie ein junges Pfohlen, was lange im Stall gestanden hat und wir machen Fahrt mit 5 bis 6,5 kn.
Als ich um 16:00 Uhr in das enge Fahrwasser zwischen den Schären Sorpo und Järmo einlaufe, und Wasser und Wind etwas weniger meine Konzentration benötigen, nehme ich mir noch einmal die Seekarte zur Hand und stoße bei dem Zuweg zu dem Yachthafen in Västaboland auf die Tiefenangabe 1.20.
Heute morgen hatte ich die 1 als 7 gelesen, jetzt aber wurde ich unsicher. Ich hole das Vergrößerungsglas – und wirklich, es ist eine 1,
keine 7.
Einmeterzwanzig Wassertiefe zu einem Yachthafen, zu dem einzigen Yachthafen dieser größeren Stadt Västaboland?
Das will mir nicht in den Sinn, wie heute morgen schon, weshalb ich aus der 1 eine 7 gemacht habe.
Aber diese Seekarte ist neu und es ist eine 1.
Sicherheitshalber will ich da nicht hin.
Als ich diese Entscheidung getroffen habe, die Pinne in der linken Hand, die Seekarte in der rechten, stellt sich die Frage, wohin dann.
Da taucht vor mir ein Yachthafen auf der Steuerbordseite auf und als ich schon drauf loshalte, bemerke ich, dass da kein Platz frei ist, bzw. zu sein scheint, aber etwas davor sind zwei Festmacherbojen im Wasser und ich halte drauf zu, Festmacher eingeklingt und ich bin fest.
Ich schau nochmal in die Seekarte, finde diesen Ort mit Portnaset und es ist eigentlich klar, dass jetzt Turku ansteht.
Und in einem der kleinen, schmalen Schärenfahrwasser habe ich auch einen Yachthafen entdeckt, der ca. eine halbe Stunde Fußmarsch von der Stadt entfernt liegt (leider habe ich hier die Seemeilen mit Kilometer gerechnet – es wurde eine längere Wanderung).
Ca. 20 Seemeilen von hier mit Nordkurs, also ein schöner Törn für den morgigen Tag, der Westwind verspricht.
Kochen, dann den letzten Teil von Moby Dick und dann unter die Decke.
Von Norrfladen nach einem Schreck an den kleinen Steg in Högsara
Published on Juni 29th, 2013 @ 10:57:00 , using 937 words,
2013_06_24
Von Norrfladen nur einen Sprung weiter nach Högsara verholt
Auf der Karte hatte ich eine benachbarte Schäre entdeckt, in der ein ähnlich geschützter Ankerplatz wie mein jetziger ist und da wollte ich hin.
Um 13:00 Uhr mach ich los, bin gerade dabei die Fock zu setzen, als ich bemerke, dass das Display des Kartenplotters schwarz geworden ist.
Ein Schreck tobt durch mein Gehirn.
Ohne Kartenplotter wird es hier für mich allein sehr sehr schwierig.
Der Sache muss sofort auf den Grund gegangen werden.
Ein Blick in die Runde zeigt mir ein paar Yachten und einen kleinen Steg am Horizont, ein Blick auf die Karte zeigt, dass der Weg dorthin tief ist und bald bin ich da, Karabinerhaken des Ankergurtbands in die Boje eingepickt, nach vorne und ich bin fest.
Messgerät raus und Strohmführung überprüft. OK.
Gerätesicherung überprüft. OK.
Aber am Gerät keine Spannung.
Ich mache den Schaltkasten auf, gehe die Leitungen durch und da entdecke ich es. Das Kabel der Null-Leitung hatte sich abgelöst, hatte wohl zu wenig Spiel bei den Operationen, die ich hier gestern zu machen hatte, um den Pieper des Echolotes anzubringen, und hat da wohl schon einen kleinen Bruch am gelöteten Ende bekommen, der sich jetzt ganz gelöst hatte.
Problem gelöst, aber jetzt wollte ich hier bleiben, denn auch hier war es sehr ruhig und beschaulich.
Oben am Steganfang gab es eine kleine Bude mit ein paar Kartoffeln, Dosen, Wasser und Getränke und für die Nacht brauchte ich nur 12 EUR zu zahlen und an Land gab es die hier üblichen Kompost-Toiletten auf Mulchbasis.
Ich fing an zu kochen: Ein achtel Wirsingkohl, sehr klein geschnitten, zwei kleinere Karotten, zwei kleinere Zwiebeln, 6 Knoblauchzehen, Salz, Pfeffer und etwas Chili, alles in den WOK und nach 10 Minuten ein Glas Bulgur dazu, gut umrühren, zweieinhalb Glas Wasser drauf, umrühren, Deckel drauf und immer mal wieder schauen, dass es unten nicht anschmort.
Als ich nach dem Essen mit A.E.Johann, Abenteuer der Ferne, das Uwe mir dagelassen hatte, hinten in der Plicht sitze/liege, stelle ich dicht neben mir links das in Finnland so kostbare Glas Bier, als sich ganz blitzartig kurz mein Unterbewusstsein meldet: „Streese, stellt da nicht dein wertvolles Glas Bier ab“, so kurz, dass selbst ein Blitzlicht daneben wie eine Ewigkeit gedauert hätte.
Aber jetzt kam mein Ich-Bewusstsein in Fahrt, denn sowas konnte es natürlich nicht dulden: „Wer kann es wagen meinen Herrn und Gebieter mit Vorschlägen zu versehen oder gar kritisieren – ist ja eine unglaublich Anmaßung. Also schweig still“.
Dieser bissige Dialog zwischen den beiden in mir kämpfenden Bereichen spielte sich natürlich in Millisekunden ab und blitzte nur ganz kurz in meinem Bewusstsein auf, denn ich war ja am Lesen und schon war alles weg und ich wieder im Buch vertieft.
Irgendwann merkte ich, dass meine Sitzposition nicht die bequemste war und ruckelte mich etwas zurecht – da war es geschehen: das Glas mit dem hier wertvollen alkoholischen Bier kippte um und der kostbare Inhalt rann den Gangway runter, um im Speigatt in den Fluten zu versinken.
Ich bekam einen gehörigen Schrecken, denn natürlich war mir sofort bewusst, was das hieß: meine heutige Tagesration war damit für immer verloren.
Kaum bemerkte ich die leise Trauer über diesen Verlust, als ich ein ganz tief von innen ankommendes gickern wahrnahm.
Machte sich da etwa mein Unterbewusstsein über mich lustig? Sagte da nicht eine innere Stimme ganz sachlich und fast unhörbar:“Na, was habe ich gesagt?“
Und hatte ich nicht in meiner Analyse gelernt, wenn immer ich solche Impulse verspüre, sie so ernst wie nur möglich zu nehmen?
Ich legte mein Buch aus der Hand und rekonstruierte die Situation.
War mein Unterbewusstsein ein Hellseher? Hatte es hellseherische Fähigkeiten oder steuerte es sogar meine Handlungen nach seinem Willen? Woher wusste es schon vorher, dass ich jene, das Glas umwerfende Bewegung machen würde?
Hatte es etwa schon durch die ihm ja unmittelbar zugängliche Tatsache der unbequemen Lage geschlussfolgert, was danach irgendwann kommen würde? Hatte es nicht selbst über die körperlichen Empfingungen den Anstoß dazu gegeben, meine Sitzposition zu ändern? Denn wer anderes als mein Unterbewusstein hat ein vollständiges Wissen über alle meine körperlichen Zustände, vor allem, wenn diese andeuten, nicht seinen Ansprüchen zu genügen?
Das wertvollste Ergebnis meiner vor langen Jahren gemachten Analyse war und ist, dass ich mich solchen Gedanken im unmittelbaren Gefolge eines solchen kleinen aber auch größeren Unglückes völlig ruhig und emotionslos hingeben kann, ganz in mich versunken und ganz bei mir seiend erlebe und in mich hineinhören und dem inneren und äußeren Geschehenen nachspüren kann.
Das sind für mich ganz wichtige Vorgänge, die selbst in den turbulentesten Situationen für mich möglich sind: Dann schließe ich mich wie in eine Nusschale ein und bin für Sekunden aber auch für längere und lange Zeiten wie in einem Kokon und spüre meinen inneren Zuständen, Gefühlen, Regungen und sonstigen Botschaften nach.
Und erlebe dabei immer wieder ein Glücksgefühl.
Ich erlebe mich dann nicht als Opfer meines Körpers, sondern ich erlebe ihn als m e i n Körper, mit dem ich Freundschaft halten möchte, weil ich mit ihm den Dialog brauche.
Mein Körper beherrscht mich. Ohne das ich (wir) das merken.
Mein Ichbewusstsein aber kann das nicht zulassen, weil es sich als Herr im Hause empfindet.
Und manchmal, ganz selten, könnte man denken, auch ist.
Nichts da.
Die Gedanken sind frei.
Sind sie das?
Wundervoll, dieses Leben.
Vor allem an Bord von MISS SOPHIE.
Anmerkung zu den Bildern:
Der nachdenkliche Skipper, nachdem ihm das kostbare Glas Bier umkippte
Den Segelgnom fand ich hier auf einer Schäre und von mir bekam er seine Augen, die nun achtsam ein Auge auf MISS SOPHIE werfen werden, weil er hinten an der Rettungsweste einen guten Ueberblick ueber das Schiff hat.
Abschied von Uwe in Fiskeham und ich ankere bei der Insel Högsara
Published on Juni 29th, 2013 @ 10:34:00 , using 514 words,
2013_06_21
Von Hiitinen Hitis zum Festland nach Fiskeham.
Ost 2 waren angesagt und nach dem Frühstück ergreifen wir die hier ruhige See für eine ausführliche Dekompensation des neuen nasa-Fluxgatekompasses und als das geschafft ist, zeigt er auch wunderbar die genaue Kompassrichtung an und alles ist gut.
Fiskeham entpuppt sich als ein großer, reiner Nutzhafen, sowohl als Fährhafen als auch für die vielen Motorbootbesitzer, die mit ihren Booten zu ihren vertreut auf den Schären liegenden Häusern kommen müssen. Kein bisschen Atmosphäre, aber da er eine Busverbindung hat, müssen wir hier bleiben.
Morgen Mittag soll ein Bus fahren, die Rezeption meint aber, dass der nicht fährt sondern erst am Montagmorgen. Andere wieder meinen, dass er fährt und so bleibt uns nichts anderes übrig, als die Wirklichkeit entscheiden zu lassen, was ist.
Wir gehen langsam in unseren letzten gemeinsamen Abend an Bord von MISS SOPHIE, eine leise Trauer durchzieht meine Seele, weil die Zeit mit Uwe wunderbar entspannt, intensiv, gleichberechtigt und bereichernd war und ich jetzt die nächsten zweieinhalb Monate wieder für mich allein auf MISS SOPHIE sein werde und wir gehen noch einmal die schönen und die irritierenden Situationen durch, denn nach unserer intensiven Zeit in den sechziger Jahren haben wir weder voneinander etwas gehört noch überhaupt an den anderen gedacht. Und nun plötzlich ist da etwas ganz wertvolles zwischen uns, so, als hätte es diese 40 Jahre überhaupt nicht gegeben.
Am nächsten Tag stehen nicht nur wir an der Bushaltestelle, sondern auch ein junges, finnisches Pärchen, und als klar ist, dass der Bus nicht kommt, entscheiden die beiden, ein Taxi zu rufen und Uwe fragt, ob sie sich das Taxi nicht teilen könnten, er müsse hier auch weg und ein freudiges Jaaaaa kommt als Antwort.
Bald sind für mich nur noch die Hecklichter des Taxis zu sehen, ich mach mich auf, MISS SOPHIE seeklar zu machen, obwohl noch hier die angesagten 5 Windstärken durch die Takelagen pfeifen, ich muss noch vom Echolot die Beleuchtung neu legen und mir für heute noch ein schönes Ziel ausgucken.
Das habe ich auf der Karte ziemlich bald gefunden. 5-6 Seemeilen von hier ist eine sehr geschützt liegende Bucht mit Ankerzeichen in der Seekarte versehen ( oberhalb von Nr. 323, B 734 mit dem Namen Norrfladan) auf der Insel Högsara und dort will ich hin, um mir ein bisschen Ruhe für die Umstellung an Bord zu verschaffen.
Um 19:00 Uhr hat sich der Wind weitestgehend beruhigt, ich mache ein lehrbuchartiges Ablegen ohne Motor vom Steg und Ankerboje (Yachthafen Bild 1), setze noch an der Boje die Fock und duddel langsam meinem ja recht nahen Ziel zu.
Da langes Wochenende ist, sind viele mit ihren Schiffen unterwegs, dann sehe ich die Bucht, bin etwas irritiert, weil vorher noch eine kleine Insel sein müsste, bis ich begreife, dass das zwar eine Insel ist, sich also solche aber für mich nicht zu erkennen gibt, weil sie mit einem dichten Schilfstreifen mit einer anderen Insel ineinander verzahnt ist und als ich das begreife, ist die Situation klar, ich laufe in die Buch ein, in der schon drei Schiffe liegen, lasse meinen Anker mit Ankerboje fallen und bin zufrieden.
Hier werde ich zwei Tage bleiben.
Von Hanko in das nordwestliche Schärengebiet nach Hiitinen Hitis
Published on Juni 29th, 2013 @ 10:21:00 , using 499 words,
2013_06_20
Von Hanko in das nordwestliche Schärengebiet: nach Hiitinen Hitis.
Als wir wie üblich zum Seewetterbericht um 06:40, d.h. Ortszeit 07:40 aufwachen, regnet es.
Wir fühstücken lange und bereden, was in den letzten Tagen von Uwe hier auf MISS SOPHIE noch seglerisch zu machen ist.
Wir studieren die Karte und suchen nach Orten und Häfen, die auf dem Festland liegen und vermutlich eine Busverbindung nach Hanko haben, wo Uwe dann problemlos mit dem Zug nah Helsinki und dort nach Wunsch eine Fähre nach Deutschland oder Tallinn bekommen kann.
Wir lassen uns von dem jungen, gut deutsch sprechenden Mann in der Rezeption des Yachthafens beraten. Fiskeham ist ein solcher Ort, der in dem verwirrenden Gewusel von Schären und Halbschären und Halbinseln liegt und das soll unser Ziel sein.
Vorher, als der Regen dann mittags aufhört, werden noch 30 Liter Diesel gebunkert, der Wassertank vollgemacht, die Schärenkarte D gekauft, die für mich danach für den nördlichen Teil wichtig ist und dann, als die Sonne durchkommt, legen wir ab und müssen nun den Weg in einem verwirrenden Gewusel von Tonnen aller Art finden, was wir damit versuchen, jeder Tonne eine Funktion zuzuweisen, bis wir es aufgeben, den anderen heimischen Seglern hinterhergehen, bis unser Weg klar ist und die Segel gesetzt werden und bei achterlichem Wind laufen wir N mit 4-5 kn.
Gegen 19:00 Uhr schläft der Wind langsam ein und wir gucken uns an und es ist klar, mit dem Motor wollen wir diese schöne Abendstimmung, die mit ihrer Mittagshelligkeit bei uns immer wieder für ungläubiges Staunen sorgt, nicht stören und wir schauen auf die Karte, ob da nicht irgendwo eine Anlegestelle ist. Nach einem Rundumblick finden wir eine winzige kleine Stelle, wo zwei Yachten liegen und ein Fischerboot. Wir überprüfen diesen Ort in der Karte und da ist ein Anlegeplatz verzeichnet.
Auf der Karte steht auf der Insel, auf der dieser Platz liegt, der unglaublich schöne Namen „Hiitinen Hitis“ und schon ist entschieden: Da treiben wir hin (Nr. 299 auf der Karte des finnischen Kartensatzes B 730).
Ein alter, massiver und vermutlich aus dem 2. Weltkrieg stammender Betonsteg mit dicken Reifen bestückt wartet da auf uns und nach dem wir bei den Stegnachbarn gefragt haben, ob man hier anlegen könne, machen wir fest und fangen an zu kochen, wobei es als Vorspeise zwei getrockneten Dörrfische gibt, die wir noch aus Lettland mithaben.
Abends um 23:00 Uhr machen wir noch bei schönstem Tageslicht einen kleinen Rundgang und staunen nicht schlecht, als nach zwei Kilometer plötzlich so etwas wie ein Kirchturm über den Kiefernspitzen erscheint.
Und schon sind wir neben einem Zaun, hinter dem ein paar Jungbullern auf uns warten, dann sehen wir ein kleines Dorf, sind etwas sprachlos, weil wir diese kleine Inseln für unbewohnt gehalten haben oder höchstens ein paar Wochenendhäuser hier vermuteten. Und ein Festbaum für den morgigen Mittsommertag liegt auch schon bereit.
Wir gehen langsam über den alten Kirchhofsfriedhof, der um die Kirche herum liegt, verlaufen uns kurz und sind dann aber wieder richtig auf dem Weg zum Hafen.
Für uns aber wartet jetzt ein erholsamer Schlaf auf uns.
Nach Hanko in die südliche finnische Segelmetropole
Published on Juni 19th, 2013 @ 09:59:00 , using 242 words,
2013_06_19
Wieder schlafen wir etwas länger, ich allerdings muss um 06:40 den Seewetterbericht hören und mitschreiben, weil er 70 Zentimeter von meinem Kopf entfernt durch den Lautsprecher tönt, und dann entscheiden wir, dass wir trotz Westwind westlich nach Hanko wollen und dafür den inneren Schärenweg wählen, der sehr verwinkelt und undurchschaubar scheint und wir dafür leider den Motor nutzen müssen.
Trotz Motor und trotz einigen Unsicherheiten, ob das dann wohl alles so richtig ist hier auf dem Weg, und ob das da vorne wohl der Durchgang durch diese zwei Schären ist und ob der wohl breit genug für MISS SOPHIE ist, sind wir nach 6 Stunden in Hanko, eine Kleinstadt mit schönen, alten Holzvillen und entsprechendem Ambiente und natürlich auch den anderen Stadtteilen, die wir aber hier jetzt einfach mal weglassen, ohne sie vergessen zu wollen. Aber das Rathaus im Bauhausstil soll hier doch angemerkt und gezeigt werden (letztes Bild)
Plan ist, in den nördlichen Schärengürtel zu segeln – aber dafür brauchen wir noch einen entsprechenden Seekartensatz, den wir aber zum Glück hier am Hafen bekommen, denn hier sind Buden aufgebaut, in denen alles mögliche verkauft wird, aber auch der hiesige Segelladen hat hier eine Bude und wir ordern diese Karte für morgen früh und einen Rolle mit einem Ankergurtband, eine Vorrichtung, um in Schweden und Finnland anständig an den Ankerbojen oder vor dem achterlichen Anker festmachen zu können.
Nicht billig, aber leider notwendig.
Und das heißt, dass wir wohl einige Zeit offline sein werden.
So long.
Im äußeren Schärengürtel nach Hanko
Published on Juni 19th, 2013 @ 05:57:00 , using 234 words,
2013_06_19
Von Stuvuholmen nach Hanko
Wieder schlafen wir etwas länger, ich allerdings muss um 06:40 den Seewetterbericht hören und mitschreiben, weil er 70 Zentimeter von meinem Kopf entfernt durch den Lautsprecher tönt, und dann entscheiden wir, dass wir trotz Westwind westlich nach Hanko wollen und dafür den inneren Schärenweg wählen, der sehr verwinkelt und undurchschaubar scheint und wir dafür leider den Motor nutzen müssen.
Trotz Motor und trotz einigen Unsicherheiten, ob das dann wohl alles so richtig ist hier auf dem Weg, und ob das da vorne wohl der Durchgang durch diese zwei Schären ist und ob der wohl breit genug für MISS SOPHIE ist, sind wir nach 6 Stunden in Hanko, eine Kleinstadt mit schönen, alten Holzvillen und entsprechendem Ambiete und natürlich auch den anderen Stadtteilen, die wir aber hier jetzt einfach mal weglassen, ohne sie vergessen zu wollen.
Plan ist, in den nördlichen Schärengürtel zu segeln – aber dafür brauchen wir noch einen entsprechenden Seekartensatz, den wir aber zum Glück hier am Hafen bekommen, denn hier sind Buden aufgebaut, in denen alles mögliche verkauft wird, aber auch das hiesige Geschäft mit Segelprodukten hat hier eine Bude und wir ordern diese Karte für morgen früh und einen Rolle mit einem Ankergurtband, eine Vorrichtung, um in Schweden und Finnland anständig an den Ankerbojen und Schärenharken mit achterlichem Anker festmachen zu können.
Nicht billig, aber leider notwendig.
Und das heißt, dass wir wohl einige Zeit offline sein werden.
So long.
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