Ausflug in die Gegenwart und Vergangenheit Saaremaas
Published on Juni 14th, 2012 @ 13:41:17 , using 430 words,
Mit dem Bus in die Stadt Kuressaare. Kaum ausgestiegen, merke ich, dass mir die Sonne auf den Kopf brennt. Meine ADIDAS-Mütze. Im Bus hatte ich sie abgenommen und da war sie dann wohl liegen geblieben.
Ohne Kopfbedeckung geht das bei dem wolkenlosen Himmel hier mit meinen Haaren überhaupt nicht. Ich steuerte einige Läden an und wurde dann in einem Second-Hand-Laden fündig: für 15 EUR wanderten nicht nur ein Cap in meinen Rucksack sondern auch noch drei Hosen: HUGO BOSS, eine Leinenhose und noch eine weitere, die allerdings alle kürzer zu machen sind, also mussten noch Nadel und Faden erstanden werden.
So wieder ausgerüstet, wurden noch Socken aus der Wolle der berühmten Saaremaa-Schafe für Ulrike erstanden und dann begab ich mich in die Arens-Burg des Deutschen Ordens, die wohl in ihrer ersten Form 1380 erbaut wurde und als einzige Burg aus dieser Art noch vollstänndig erhalten geblieben ist.
Mächtige, 3 Meter oder noch dickere Mauern, sehr sehr schmale Wehrgänge, bei denen man sich nur wundern kann, wie damals bewehrte Männer da durchkommen sollten - und alles in einem hervorragenden Zustand.
Der Turmwächter ist 30 Meter hoch und besteht aus ebensolchen breiten Mauern
Ich lasse mir Zeit, lasse diese beeindruckende Architektur auf mich wirken und hänge so meinen Gedanken nach.
Irgendwann dann gegen 17:00 Uhr schlendere ich langsam zurück, nehme noch für 3,60 EUR eine vegetarische Gemüsepfanne zu mir, plündere den Supermarkt und stelle mich dann schwerbepackt an die Bushaltestelle.
Im Bus frage ich den Busfahrer mit Händen und Füßen nach einer gefundenen Mütze - aber er schüttelt nur den Kopf – entweder, weil er mich nicht verstanden hat oder weil nichts gefunden wurde.
Ich gehe zu meinem Sitz von der Herfahrt – und was liegt dort unter dem Sitz?
Überglücklich fahre ich zurück zu MISS SOPHIE.
War ein guter Tag.
Nachtrag:
Mit der hübschen jungen Hafenmeisterin hier, die wohl die einzige weibliche in Estland ist, plaudere ich ein wenig, als sie mein Tagebuch las und dann erzählt sie, dass sie auf Ruhnu ein ganzes Jahr gelebt hat, mit den Fischern zum Fischfang ging und diese und jene Arbeit dort gemacht hat, weil sie diese Gegend so liebt. Und dann erzählt sie, dass die Bevölkerung auf dieser Insel (60 an der Zahl !!!!) gespalten ist: die einen leben für sich und wollen nichts mit den anderen zu tun haben und die anderen haben viel Kommunikation untereinander.
Vielleicht spiegelt das ja auch die Art und Weise, wie sie ihre Häuser abgrenzen, wieder: die einen haben ihre Zäune zu Kunstobjekten gemacht, die anderen verwenden ihre Zäune als Zäune: zur Abgrenzung nach außen.
Könnte ich jetzt hier mit Bildern belegen - lasse ich aber mal.
Nach Roomassaare auf der Insel Saaremaa
Published on Juni 14th, 2012 @ 13:24:12 , using 360 words,
Als ich morgens um 07:30 den kleinen Hafen verlasse, taucht neben mir ein kleiner Kopf aus dem Wasser: In Ruhnu sind einige Seehunde beheimatet.
Der deutsche Seewetterdiuenst meldet für die Rigaer Buch schwach umlaufend, der Wind-Guru meldet Westwind 5 kn, als W 2.
Das ist leider für unter Segel zu wenig für die Strecke von 40 sm von Ruhnu nach Roomassaare zu wenig, also muss James wieder ran mit mitlaufenden 1200 Umdrehungen und dem Grosssegel dazu, aweil für die Fock der Wind zu spitz einkommt. Gibt immerhin eine Seemeile zusätzlichen speed.
Also Admiral von Schneider an die Pinne und ich döse die nächsten 8 Stunden so vor mich hin. Ab und zu ein Blick in die Runde – nichts.
Ich schaue den Wolken nach, lese ein bischen in meinen Wolkenbestimmungsbüchern, mache mir zwischendurch was zu Essen, hole ein wenig Schlaf nach, wieder ein Blick in die Runde – nichts.
Ich befinde mich im Zentrum dieses Lebens hier. Auch mal ganz schön.
Dann kommt ein wenig merh Wind ein wenig mehr von West und ich setze die Fock dazu und wir schieben mit 6 kn durchs Wasser. Na, das ist doch schon mal was.
Langsam wächst meine Spannung, nach dem schon vor Stunden Ruhnu achteraus aus dem Blick verschwand.
Um die Windrichtung bei Laune zu halten, entscheide ich, Roomassaare anzulaufen, weil ich dann etwas abfallen kann. Ich bin gespannt, was meine russische Papierseekarten von 1991 und meine alte digitale Seekarte hier wohl so alles für Überraschungen für mich vorbereitet haben.
Dann mache ich voraus die ersten Objekte aus. Aber das, was ich für die Ansteuerungstonne K6 gehalten habe, ist sie nicht.
Dann aber habe ich sie und das Wasser wird langsam flach, 4,50 Meter messe ich und das bleibt auch so ungefähr bis zum Schluss – aber nur in diesem Sektor. Die 320 Grad, auf der ich den Hafen Roomassaare anlaufe, ziehen sich unendlich lange hin, zu dem der Wind jetzt auch ein wenig zugelegt und steht mir entgegen. 8 sm ist sie lang und ich ziehe mit 4 kn durch Wasser, weil das die ökonomischte Motoreinstellung ist – also noch 2 Stunden.
Aber dann bin ich da und mache um 17:30 die Leinen fest.
Kochen, Tagebuch, Absacker-Wodka und ins Bett.
Ruhnu - mit der ältesten Kirche Estlands
Published on Juni 11th, 2012 @ 13:10:44 , using 219 words,
Das Zentrum der Insel, eine lockere Ansammlung weit auseinanderliegender Häuser, teil aus Holz, teils aus Stein, aber viele mit sehr individuellen Attributen.
Jörn Heinrich berichtet, dass diese Bevölkerung schon immer einige Sonderrechte durchsetzen konnte, weil sie eigentlich schwedischer Herkunft waren. Aber mit dem Einrücken der sowjetischen Armee während des Endes des Zweiten Weltkrieges flohen alle Schweden. Jetzt leben ca. 60 Esten hier auf der 30 Quadratkilomter grossen Insel, die anscheinend eine sehr individuelle Lebensart für sich entwickelt haben.
Und hier steht auch die älteste erhaltene Kirche Lettlands: 1641.
In dem kleinen Dorfladen erstehe ich ausserhalb der angegebenen Öffnungszeiten drei Dosen Bier. Der Laden ist ein typischer Dorfladen, wie es ihn eigentlich nirgendwo mehr gibt. Einige Dosen, ein bischen Kleidung, Grundnahrungsmittel, dies und das. Die junge Frau, die ihn betreibt, könnte mir von ihrem outfit aus auch in Berlin in der Schönhauserstrasse begegnen.
Übrigens jetzt, wo ich dieses hier schreibe, ist es 24:00 Uhr und draussen ist es noch hell; nicht so hell, dass man dabei Zeitung lesen könnte, aber es ist so hell, dass auch in navigatorisch schwierigen Gebieten das Segeln keine Probleme bieten sollte. Und das bleibt auch so, bis es in drei Stunden schon wieder Tag wird.
Über die Schriftzeichen hier auf diesem Kunstobjekt konnte ich mir noch keine Klarheit verschaffen. Vielleicht hilft hier einer oder eine der LeserInnen?
Jonas im Walfisch und eine Water Finding Paste auf Ruhnu
Published on Juni 14th, 2012 @ 12:55:28 , using 291 words,
Die Windvorhersage war N 3, wo ich hin muss.
Also Inseltag.
6 Km lang und 4 breit ist diese Insel, die mitten im Rigaer Meerbusen liegt. Ich lauf an der Ostseite den Strand lang, bis ich den zweiten militärischen Wachturm wohl aus Sowjetzeiten erreiche und kehre dann um, denn der an den Strand angrenzenden Wald aus Fichten und Birken war so undurchdringlich, dass ich es für zu mühsam ansah, mich da durchzukämpfen, zumal ich nicht wusste, ob auch hier noch quer durch die Insel die Straße führt.
Inzwischen hatte ich auch schon eine ganze Reihe fotografischer Fundstücke eingesammelt. Muss eine rauhe Küste hier sein, denn die Zahl umgestürzter Bäume entlang des Strandes deutet auf Eisgang und wütenden Seegang hin.
Und die Water Finding Paste habe ich mitgenommen, denn sie hat augenscheinlich den Eigentümer zielsicher ans Wasser gebracht und wer weiß, ob ich nicht auf einer meiner Herbst-Wanderungen mal dringend auf Wasser angewiesen bin, und dann ist es doch gut, so eine Salbe dabei zu haben. Nur über die Funktion bin ich mir noch nicht so recht im Klaren: unter die Nase reiben? Auf die Fingerspitzen streichen und diese dann in den Wind halten? Unter die Fußsohlen tupfen? Na, mal schaun.
Auf jeden Fall scheint es sich hier um eine sehr kunstfreudige Bevölkerung zu handeln.
Bei diesem Stein handelt es sich auf jeden Fall nicht um die nationalsozialistische Variante des Hakenkreuzzes - was mich auch wundern würde - sondern wohl um die keltische Variante - aber so ganz bin ich mir da noch nicht im Klaren.
Und dann entdecke ich den Jonas im Maul des Walfisches. Das muss hier schon ein sehr besonderer Ort sein.
Durch den Wald, in dem mich hunderttausende kleiner sirrender, blutsaugender Stechbiester überfielen, ging, nein lief ich dann in Richtung Dorf.
On the Road - nach Ruhnu
Published on Juni 10th, 2012 @ 17:15:26 , using 317 words,
Da ich mir durch die letzte Erfahrung angewöhnen wollte, morgens immer den für den Tag zuständigen Seewetterbericht zu hören, wachte ich entsprechend um 06:30 auf und hörte: SW 4, später 2-3 E-drehend.
Das war mein Tag.
Also raus, Leinen los und weg.
Schon im Hafen hatte ich das Groß hochgezogen und stellte dann fest, dass es doch draußen mit 4-5 (halber Wind) wehte und ich deshalb vorzug, mich nur von der Fock ziehen zu lassen, was dann auch blendend ging (zwischen 4,5 und 6 kn). Ich setzte Admiral von Schneider an die Pinne und hatte nun eigentlich nichts mehr so recht zu tun.
War auch ganz gut so, denn die Nacht war durch die auf den beiden Segelschiffen eingelaufenen Jugendlichen, die sich an einer Talship-Race beteiligen wollten und auf dem Weg ich glaube nach England wearen, doch recht quierlig und etwas unruhig gewesen.
Gerade als ich den Großschiffahrtsweg queren wollte, schlief der Wind langsam ein und ich musste James bitten, an die Arbeit zu gehen.
Als wir den Großschiffahrtsweg gequert hatten, war der Wind ganz weg und James musste weiter arbeiten, aber das klappt inzwischen zwischen den beiden ganz gut: James an der Arbeit und Admiral von Schneider an der Pinne.
Also konnte ich mich ein wenig zurückziehen und meinen Gedanken freien Raum lassen.
Das Wetter war prima, die Sonne schien, oben segelten ein paar kleine Wölkchen durch den Himmel und nirgends gab es irgend eine Beunruhigung.
Langsam wuchs vor mir eine Insel aus dem Meer. Merkwürdig war nur, dass ich sie in 330 Grad hatte, aber mit einem KK von 10 Grad steuerte.
Also die Seekarte her. Merkwürdig.
Irgendwan Kartenplotter überprüft.
Und da war der Fehler.
Die Daten korrigiert und alles war wieder gut.
Um 16:00 Uhr in Ruhnu fest.
Schönes Plätzchen hier.
Werde wohl etwas bleiben müssen, denn der Hafenmeister sagte mir, morgen und übermorgen wird schlechtes Wetter aus Nord kommen.
Na, da lieg ich ja richtig, nämlich mit der Schnautze nach Norden.
ich gehe fremd
Published on Juni 9th, 2012 @ 20:45:23 , using 366 words,
Am Freitag kommt der Wind aus Nord, schwach aber beständig bis abends, aber da will ich hin.
Lesen. Kochen. Träumen. Schlafen.
Am Samstag bin ich früh raus, weil der Seewetterbericht SE 3-4 strichweise 5 mit Richtungsänderung auf SW angesagt hatte und das ein idealer Wind für Ruhnu wäre.
Morgens gehe ich sicherheitshalber nochmal auf DF 06:40 Seewetter: SW 4, zeitweise 6. Jetzt sind aus den 5 schon 6 Windstärken geworden.
6 Windstärken von hinten, die bei Ruhnu auf kurze Distanz auf einen Untergrund stoßen, der von 40 Meter auf 5 Meter steigt? Nein Danke, das ist mir zu heiß.
Dem Hafenmeister berichte ich das, und er erlaubt mir, umsonst hier noch eine Nacht zu bleiben, weil ich schon diese Nacht mit deutschem Geld bezahlt hatte. Prima.
Dann tut sich was auf dem sehr schönen schwedischen Doppelender „Västanhav“ auf dem Steg gegenüber und schon ist der Eigner da, begrüßt mich und wir schnabbeln ein bischen auf englisch, was bei ihm wunderbar melodisch kommt.
Er (Charles und mein Bootsbauer Baiks von der hiesigen Werft, der mir meine Ruderpinne repariert hat) machen sein Schiff klar und wenig später bin ich eingeladen, einen Schlag auf See raus mitzusegeln. Charles kommt aus den USA, hat hier eine junge Lettin geheiratet und lebt jetzt hier und hat das Segeln seit drei Generationen im Blut.
Prima.
Bald sind wir bei bestem Segelwetter und wolkenlosem Himmel draußen, es weht mit 5, in den Böen 6, manchmal 7, aber die See ist ruhig, weil wir unter Landschutz sind.
Ich filme ein bisschen.
Als wir dann an die Kreuz wollen und das Vorsegel über die Winsch dichtgeholt wurde, brach plötzlich die Steuerbord-Saling und der Mast bekam eine bedrohliche Biegung im oberen nicht abgestagten Bereich.
In den Wind, Vorsegel runter und das Steuerbord-Want musste stabilisiert werden. Zurück.
Dann war plötzlich das Cap vom Skipper weg. Zurück.
Dann sehe ich es plötzlich, bekomme den Enterhaken in die Hand
und es ist wieder an Bord.
10 Minuten später das Gleiche.
Und wieder habe ich es am Haken.
Insgesamt also ein guter Tag und ich bin froh, morgens noch einmal den Wetterbericht gehört zu haben, denn bei dem Wind dort vor Ruhnu wäre es möglicherweise sehr sehr problematisch geworden.
Schaun wir mal, was der morgige Tag so an Überraschungen für mich hat.
Baltic Open und Enguresee
Published on Juni 7th, 2012 @ 14:04:25 , using 414 words,
Die Baltic Open, die in dieser ersten Juni-Woche gesegelt wird, startet morgen hier von Marsrags nach Riga, weshalb heute langsam alle die Schiffe hier eintrudelten, die daran teilnehmen. Also wird es eng heute im Hafen.
Zur Begrüssung aller Regattateilnehmer hatte ich auf meinem Schiff grosse Flaggenparade aufgeheißt.
Bevölkerung war wenig da, was ich mergwürdig fand, denn auch in Mersrags ist ja so unheimlich viel auch nicht los. Naa gut.
Nur die Jugend war interessiert und blieb bis morgens um 3. Ich habe ein paar Biere getrunken, den Schiffbootsbauer wiedergetroffen und wir haben mehr oder weniger festgemacht, dass ich im Herbst hierher zurück komme, zumal das Winterlager hier ein Drittel von dem in Riga kostet und es ist Finnland noch sehr viel teurer sein wird. Und dann sollen hier über Winter ein paar grundlegende Dinge gemacht werden.
Als ich nachts noch einmal aufwachte, war es 1 Uhr und es war immer noch eine Resthelligkeit da. Die weißen Nächte fangen also hier schon an.
Am nächsten Tag, nach dem die Yachten auf die Reise gegangen waren, es sollte ein bis zwei Windstärken geben, lieh ich mir beim Hafenmeister ein Fahrrad und wollte zu dem Naturschutzgebiet, das um den Enguresee gebildet wurde. Es gibt dort einen sehr schönen Platz mit kleinen Privathäuschen, wo man wohl auch Boote mieten kann, von denen dort einige Dutzend auf einandergestapelt lagerten. Aber hier endete der Weg.
Aber ein Traumsee.
Ich hatte einen zweiten Weg entlang des Sees im Westen auf der Karte gesehen und dorthin wollte ich nun radeln. Schotterstraße, auf der die Einheimischen hier entlang brettern und mich immer wieder für Minuten in eine dichte Staubwolke hüllten. Nervig. Und der See kam nicht in den Blick. Irgendwann nach wohl 6 oder 8 Kilometern habe ich dann abgebrochen, weil sich die Straße auch wieder nach Osten wandte, also vom See weg.
Pause.
Die Landschaft ist hier einfach: Birkenwälder lösen Kiefernwälder ab und werden immer wieder durch Wiesen unterbrochen. Weit auseinandergestreut liegen hier die Holzhäuschen. Wenig angebaute Flächen. Viel Natur. Aber kein See in Sicht.
Auf dem Rückweg bin ich dann noch in dem kleinen Heimatmuseum, was wohl privat betrieben wird, vorbeigefahren. Nett. Liegt vor allem 1,5 Kilometer von der Straße entfernt in einem idyllischen Garten, der wunderbar gepflegt wird und auf dem Gelände steht noch ein weiteres Holzhaus, das man Mieten kann. 20 LATs den Tag. So idyllisch ruhig wird man es wohl selten noch auf unserem Planeten finden (+371 29266068).
Wenn man mal ein Buch schreiben will oder so was ähnliches - das hier wäre ein Ort dafür.
Mersrags - ein guter Ort
Published on Juni 6th, 2012 @ 14:48:50 , using 266 words,
Am nächsten Morgen ging ich gleich früh morgens zu der kleinen Yachtwerft, die mir schon letztes Jahr aufgefallen war und sprach dort den jungen Mann an, der dort arbeitete. Sein Englisch war nicht recht zu gebrauchen, deshalb fragte er, ob ich Deutsch sprechen würde. Wunderbar. In der Schule gelernt. Ich erklärte ihm das Problem. Die Pinne sitzt auf einer Niroachse, in die in einer Nut ein kleines Metallteilchen greift, welches aber nicht aus Niro wie alles andere ist, sondern aus vor sich hin rostenden Eisen und in den 30 Jahren völlig korrodiert war und der Pinne ein großes Spiel gab, was den Pinnenautomaten (Admiral von Schneider) immer wieder aus dem Konzept brachte. Ob er mir das neu machen könne?
Sofort ging er ans Werk und was ich dann aus nächster Nähe beobachten konnte, war beste Handwerksarbeit. Dieses kleine Teilchen, ca. 20 mm lang, 3 mm dick und noch zusätzlich mit einer beidseitigen Nut versehen, wurde akribisch nachgebaut, langsam angepasst und eingebaut, noch zwei Dinge wurden schnell erledigt und das Ganze für 30 LATs.
Ich bin von der handwerklichen Kunst hier in dieser Werft so überzeugt, dass ich mich entschlossen habe, MISS SOPHIE hier her von Finnland zurück zu segeln, mein Winterlager hier in der Werft aufzuschlagen und ein paar grundlegende Dinge hier machen zu lassen.
War ein guter Tag.
Das Wetter versprach Sonne und Wind, also endlich Wäsche waschen.
Und heute Abend ist hier irgend wie Fete, denn eine Regatta findet hier irgendwie statt und während ich Wäsche aufhing, kam schon der Laster mit dem Musik-Equipment.
Schaun mer mal.
(Übrigens ist dieser Ort auch kommunal-politisch interessant: http://www.baltic-sea-energy.de/?p=1475)
Endlich los - von Riga nach Mersrags
Published on Juni 5th, 2012 @ 14:28:43 , using 269 words,
Endlich los – von Riga nach Mersrags
Nach dem der Seewetterbericht bis 12 Uhr S 2-3 und danach rechtdrehend abnehmend ankündigte, wollte ich endlich los. Morgens um 8 Uhr löste ich die Leinen und unter Groß und Genua machte sich MiSS SOPHIE träge auf den Weg.
Zunächst musste das Ankerliegegebiet durchquert werden, wo ungefähr 10 Großschiffe lagen und dann wurde es auch schon immer weniger mit dem Wind und ich musste eingedenk der Entfernung von 36 sm James zur Arbeit bitten und setzte Admiral von Schneider an die Pinne. Der Wind kam jetzt achterlich mit ca. 6 kn, so dass die Genua leicht gefüllt blieb und der Geschwindigkeit noch einen Knoten dazu gab. Ja, und jetzt gab es eigentlich nichts mehr für mich zu tun.
So drömelte ich ein bischen herum, schaute den Wolkengebilden nach, las ein wenig, kümmerte mich um verschiedene technische Dinge, die ich noch zu machen hatte, aß ein wenig und so verging langsam die Zeit.
Eingedenk der Tatsache, dass ich in der Regel ungesichert an Bord herumturne, hatte ich mir eine 50 Meter lange schwimmende Leine auf einer Trommel gekauft, die ich in Zukunft hinter mir her ziehen wollte (30 Meter), um wenigstens eine Chance zu haben, beim Über-Bord-Gehen wieder an Bord zu kommen. Aber es ist wohl nur eine sehr geringe Chance.
9 Stunden rechnete ich bei dieser Geschwindigkeit bis Mersrags und so war es denn auch.
18:30 war ich in Mersdrags fest, der junge Mann, der hier den Yachthafen betreut, erkannte mich gleich wieder und ich konnte mich daran machen, was Warmes auf den Tisch zu kriegen.
Nicht der tollste Beginn - aber auf See muss man das nehmen, was man serviert bekommt.
Alle seelischen Höhen und Tiefen abgewettert
Published on Juni 3rd, 2012 @ 16:32:18 , using 688 words,
Alle seelischen Höhen und Tiefen abgewettert
Als beim Wetterbericht plötzlich meine Schiffs-Batterie ihren Geist aufgab, hatte ich ein Problem. Denn nun brauchte ich eine neue, und zwar eine gute, denn ich habe nur eine Batterie an Bord und möchte das auch so beibehalten. Und mir war auch klar, dass ich vor vier Jahren, als ich diese Batterie neu erstanden hatte, ich gleich eine Tiefentladung über mehrere Wochen verursacht hatte, die der Batterie wohl einen Knacks gegeben hat.
Den Hafenkapitän dieser Anlage angesprochen, fragt der nach der Amp-Zahl, und als ich 100 angab, guckte er kurz auf eine Batterie, die dort auf dem Werktisch stand und sagte „take this“ und gab sie mir, sie stamme aus dem Motorboot dort drüben, der habe jetzt eine neue.
Obwohl ich doch auch ein bischen skeptisch über den Zustand der Batterie war, schob ich überglücklich mit dem schweren Ding von dannen. Doch ich sollte mich täuschen. Alles bestens. Dafür bekommt er einen guten russischen Wodka.
Seit zwei Tagen trägt MISS SOPHIE ihre homepage jetzt auch auf ihrem Rumpf. Da die Domain www.miss-sophie.de schon vergeben war (aber der Inhaber von ihr keinen Gebrauch zu machen scheint) fand ich diese Seite in der Schweiz noch frei und habe sie mir gleich gesichert, denn da wird ja auch Deutsch gesprochen. Jetzt kann man auch über diesen link auf meine Seite kommen:
Da ich eigentlich nach Sichtung der Wetterverhältnisse am Sonntag nach Mersrags wollte, um von dort auf die kleine Insel Ruhnu zu kommen, musste ich dann aber in den Seewetterberichten abends feststellen, dass für das großflächige Tief über Stockholm für den Rigaer Meerbusen Wind von 6 Beaufort anzeigt wurde, und ich habe für mich entschieden, das ist mir für den Anfang zu viel.
Mit dem Studenten hatte ich mich für den Spätnachmittag dann verabredet, dass er mir hilft, ein Netzgerät für meinen Laptop zu erstehen, denn ich will es nicht mehr über die Schiffs-Batterie betreiben.
In einem riesigen Einkaufzentrum wollte mir der Verkäufer das nicht verkaufen, weil er meinte, die Gefahr sei zu groß, dass da nicht der für mein Laptop notwendige Anschluss-Adapter dabei sein könnte und dann würde ich das Gerät wieder zurück bringen und die Originalverpackung sei dann hin (zumindest habe ich ihn so verstanden).
Als ich trotzdem das Gerät eigentlich kaufen wollte, stellte ich mit Erschrecken fest, das meine EC-Karte nicht da war.
Panik und Entsetzen durchzüngelten meinen Kopf. Zu Hause habe ich dann erst mal alles durchsucht, was auch nur in Frage kommen könnte, dass sie dort irgendwo gelandet sein könnte.
Nichts.
Dann habe ich einen Zettel genommen und bin alle Situationen durchgegangen, wo ich mein Ausweishülle benutzt hatte, habe mir die Läden notiert und bin am nächsten Morgen dort gewesen und habe nach einer möglichwerweise abgegebenen EC-Karte gefragt. Nichts.
Dann habe ich mich bei meiner Bank eingeloggt und bin die Abbuchungen durchgegangen, denn das letzte Mal hatte ich die Karte sicher vor 5 Tagen in der Hand gehabt. Aber hier war alles in Ordnung. Habe dann die Karte sperren lassen.
Trotzdem macht mich die Sache unruhig, weil mir das zum ersten Mal passiert ist.
Am Samstag dann trotz meiner inneren Unruhe wegen der verlorenen EC-Karte nach Riga gefahren – es regnete den ganzen Tag – und in allen einschlägigen Einkaufzentren nach einem Netzteil für meinen Laptop gesucht. Nichts.
Irgendwann bin ich dann frustriert am Zentralbahnhof langgegangen und dachte, ich erkunde jetzt einfach mal den Stadtteil, der von der Marijas Iela / A.Caka Iela durchkreuzt wird, so mit dem Hintergedanken, dass mein interesseloses Herumflanieren MICH vielleicht Durch Zufall zu einen Laden führen könnte, wo Computerfreaks einkaufen gehen, denn die gibt es hier ja auch, und was sehe ich? Ein kleiner Laden, so groß wie bei mir zu Hause das Badezimmer, innen aber sehr geordnet in Glasschränken diverse Computerteile und da sehe ich dann auch schon Netzgeräte. Der Inhaber spricht gut englisch und schon hat es das entsprechend richtige Netzteil in der Hand. 20 LATs – billiger als die Dinger in den großen Shops. Überglücklich ziehe ich von dannen.
Ein paar Tage, die es in sich hatten. Nur diesmal nicht seglerisch.
Die beiden Wolkenbilder sind durchaus auch ein Ausdruck meiner seelischen Verfassung in diesen Tagen gewesen.
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