Lexfaehr:: hoch und trocken
Published on Juni 10th, 2010 @ 18:12:34 , using 244 words,
Als ich gestern hier in Lexfähr ankam, ging ich an den Steg des Yacht-Club Eider, weil ich da einen verlockenden Slip sah, der auch für große, schwere Boote sehr geeignet schien. Ein kurzes Gespräch mit dem Hafenmeister - und am Nachmittag, nachdem, es am Vormittag unendlich regnete, ging ich mit der Hilfe von zwei Vereinskameraden auf dem Slip aufs Trockene.
Etwas Aufregung war schon dabei, weil MISS SOPHIE natürlich nicht einfach auf ihrem Kiel steht. Da sind zwar über eineinhalb Tonnen (von mir selbst) gegossenes Blei drin, bei einem Gesamtgewicht von ca. 5 Tonnen aber natürlich zu wenig und zu schmal, um darauf stehn zu können. Also wurde sie gut nach Backbord und nach Steuerbord abgespannt - und nun stand sie stolz wie eine kleine Königin auf dem Slip.
Mit Hilfe eines Wagenhebers wurde versucht, den Steg vom Ruder wieder ins Lot zu bringen, was aber nicht gelang. Ein kurzes Telefonat vom Hafenmeister und eine Stunde später stand ein junger Monteur von einer Landmaschinenwerkstatt am Schiff und wir besprachen die Lage. Die untere Führung des Ruders muss abgeflext werden und durch eine, die neue Lage des Ruders berücksichtigende Aufhängung ersetzt werden. Eine technische Kleinigkeit - aber sie muss halt gemacht werden. Morgen um 10:00 Uhr wird er da sein und das entsprechende Stück Stahl dabei haben und es anschweissen.
Ich wasche MISS SOPHIE, weil es schwühl ist, warm ist und ein Gewitter droht und ich sowieso sonst nichts zu tun habe. Und die Waschung hatte sie dringend nötig.
Pahlhude - Lexfaehr
Published on Juni 9th, 2010 @ 17:19:01 , using 272 words,
Heute morgen in Pahlhude habe ich die Geschichte dieses Ortes gelesen und ich konnte aus dem Staunen kaum rauskommen. Dieser jetzt zu einem Steg mit Sportbooten verkümmerte Ort war in der Mitte des letzten Jahrhunderts der grösste Hafen an der Westküste unseres Landes (habe ich nicht nachprüfen können - nehme ich jetz einfach mal so hin).
Im Jahre 1842 fuhren 547 große Schiffe diesen Hafen über die schwierige Eider an: Torf, Ziegelsteine und Störe (Fische) waren die Waren, die sie hier holten.
Störe, die über Jahrhunderte ein Einkommen der Fischer hier waren, blieben weg, als die Regulierung der Eider vorgenommen wurde und die Störe ihre Laichplätze in den Auen der Eider, der Treene und der Sorge auf Sand- oder Kiesgrund nicht mehr erreichen konnten.
Die Arbeit in den Ziegelwerken, die hier aufgrund des durch die Eiszeit hier aufgehäuften Tones möglich war, war eine harte Arbeit: Morgens um 5 begann sie und endete abends um 19:00 Uhr, vermutlich mittels einer Flasche Köm, danach mussten die Männer und vermutlich auch die Frauen noch für das Holz im Winter sorgen und Torf stechen gehen und ihr bischen Land bestellen mit Kartoffeln, Gemüse und das Futter für die Ziegen und die Schweine besorgen.
Weihnachtswunsch eines damaligen Kindes: Einmal alleine in einem Bett schlafen.
Schlaflied:
"Hör mien Hanne, hör mie to,
Lütje Mus de piept in Stroh!"
Von Pahlhude bis Schleuse Lexfähr. Die Eider wie gehabt, an den Uferzonen werden die Wasserrosenfelder grösser, am Ufer immer wieder in Blüte stehende Weißdornbüsche, es ist schwül, es riecht nach Gewitter und in der Schleuse fängt es an zu nieseln.
Nun trennt mich nur noch eine Schleuse und ein paar Kilometer vom Nord-Ostsee-Kanal.
Von Stapelholm, Scheuerpfählen und Panta rhei
Published on Juni 8th, 2010 @ 17:16:42 , using 633 words,
Eigentlich wollte ich auf dem Campingplatz-Kiosk eine Karte von der Eider kaufen, aber die letzte, die er hatte, war unter Glas und die wollte er mir geben, aber ich lehnte ab, weil sie für seine Gäste wichtiger war, als für mich flüchtigen Gast. Aber dabei entdeckte ich ein verblichenes kleines Heftchen, was bei ihm wohl schon 9 Jahre lang im Schaufenster lag, weil es entsprechend verblichen war und das erstand ich dann für die Hälfte seines ursprünglichen Preises: "Von Pfahl zu Pfahl" und es beschreibt eine Kunstaktion in dieser Region aus dem Jahre 2000, in der 23 Künstler aus Stapelholm Scheuerpfähle künstlerisch gestaltet und in der Region aufgestellt haben.
Aber: Eins nach dem anderen.
Stapelholm nennt sich die Region, die von drei Flüssen eingeschlossen ist: Im Süden die Eider, von Nord-Ost kommend nach Westen fliessend die Treene, die in Friedrichstadt in die Eider mündet und schon, wie beschrieben, von den Wikinger benutzt wurde und die Sorge, die im Osten nord-südlich verläuft und ebenfalls in die Eider mündet.
Es ist eine Niederungs-Landschaft, durchzogen von ein paar Geestrücken.
In den Sturmfluten drückte über Jahrtausende die Nordsee unendliche Wassermassen in den Trichter der Eider an der Küste, und diese Wassermassen wälzten sich bis tief in das Land rein und setzten große Teile dieser Niederung unter Wasser. Moore bildeten sich hier und die Bauern, die hier versuchten zu überleben, mussten immer wieder ihr Land vor den Wassermassen verlassen. Eine arme Gegend, denn auch auf den Geestrücken lies sich wegen der dort mageren Sandböden nichts rechtes anbauen.
Die Eider bildete die Grenze zwischen Dithmarschen und Stapelholm und die hier üblichen Glocken in einer Eichenastgabel dienten über Jahrhunterte der Warnung vor einfallenden Dithmarscher, die hier Eroberungszüge geben die Bauern aus Stapelholm führten.
Das zur Geografie.
Scheuerpfähle.
Tja, wer hätte das gedacht, sind sozusagen der wichtigste kommunikative Ort auf einer Weide für das sich dort befindliche Weidenvieh.
Scheuerpfähle dienen der Hautpflege der Tiere, von der es grundsätzlich drei verschiedene Formen gibt:
Das Tier beknabbert sich mit den Zähnen, kratzt sich mit den Krallen oder versucht sich mit den Hörnern von Parasiten zu befreien.
Manche Tiere tun dies in Form sozialer Kommunikation: sie belecken oder beknabbern sich gegenseitig und neben dem hautpflegerischen Ergebnis ist es zugleich auch eine gegenseitige soziale Anerkennung und Wertschätzung und dient deshalb dem Zusammenhalt der Tiergruppe.
Und drittens erfolgt bei einigen Tieren die Hauptpflege mittels eines Substrates: Entweder suhlen sie sich in einem Schlammloch, gehen ins Wasser oder suchen sich ein entsprechendes Objekt, an den sie sich ihr Fell reiben und schaben können: den Scheuerpfahl.
Der muss natürlich entsprechend stabil sein, denn er muss einem 600 Kg schweren Körper, der sich dagegen lehnt, einen entsprechenden Widerstand bieten können, ohne nach ein paar Mal Benutzung gleich umzukippen.
Und - und jetzt finde ich wird es spannend - ein solcher Pfahl ist ein wirklicher Kommunikationsort innerhalb einer ja ansonsten völlig unstrukturierten Wiese: er ist der beliebteste Ort der Wiese, er ist sozusagen im besten Sinne des Wortes die Attraktion der Wiese, er bindet die Tiere an diesen Ort, und er gliedert zugleich auch dämpfend die soziale Hierarchie innerhalb der Herde: Die rangniederen Tiere, die ansonsten den ranghöheren schutzlos ausgeliefert sind, fühlen sich wohler in der Nähe dieses Scheuerpfahls, wenn er zwischen ihnen und den Ranghöheren steht.
Der Scheuerpfahl hat auf einer Wiese eine gar nicht zu unterschätzende Bedeutung (alles nach dem Bericht von Hans Hinrich Sambraus).
Nun haben 23 Künstler aus dieser Landschaft solche Scheuerpfähle künstlerisch gestaltet und auf den Wiesen aufgestellt: Dem Viehzeug zur Hautpflege und Kommunikation, den Menschen zur Freude und zum Nachdenken und der Landschaft zur Manifestation, dass in der Welt alles mit allem verbunden ist auf eine vielfältige, von uns immer wieder geheimnisvoll und wunderbar zu entdeckenden Art und Weise. Und es macht deutlich, wie die Evolution arbeitet: Panta rhei: alles fließt, alles entwickelt sich weiter, immer und ewig (Sigrid Stegemann).
Suederstapel - Pahlhude
Published on Juni 8th, 2010 @ 11:58:05 , using 107 words,
Im Grunde genommen das Gleiche wie gestern, nur , dass es jetzt warm ist, die Sonne scheint, meine Gedanken sich nicht mit der aufkommenden Kälte beschäftigen müssen, sondern frei in der Gegend herumspazieren können - ja und dann um 13:00 mache ich nach der Klappbrücke in Pahlhude fest - weil ich da eine Slippebene entdeckt habe und mal versuchen will, ob es eine Möglichkeit gibt, MISS SOPHIE da für ein paar Stunden aus dem Wasser zu holen - die Rudergeschichte lässt mir keine Ruhe.
Alle ganz furchtbar bemüht - aber für mein Schiff ist hier kein Trailer verfügbar. Schade.
Das Bild oben ist meine selbstgezeichnete Karte, da ich keine zu kaufen gefunden habe.
Friedrichstadt - Suederstapel
Published on Juni 7th, 2010 @ 11:43:49 , using 218 words,
Heute also der zweite Versuch, durch die Schleuse zu kommen - und fast wäre auch der gescheitert, - aber nicht an der Schleuse sondern 40 Meter dahinter:
Da saß ich nähmlich auf Schiet (ich war im Schlick festgekommen).
Aber da noch gute 2 Stunden bis HW war, nahm ich das relativ gelassen hin, denn da mussten noch mindestens 60 cm Wasser auflaufen.
Es regnet.
Es ist kalt.
Aber der kleine Motorsegler, der mit mir durchgeschleust war, sah das und kam zurück und schleppt mich nach ein paar Anläufen frei.
In der Schleuse Nordfeld verlassen wir dann entgültig das Gezeitenrevier der Nordsee, denn ab hier ist die Eider ein aufgestauter Fluss, der überall mindestens eine Tiefe von 3 Metern hat. In großen Mäandern, die teilweise Krümmungen von über 180 Grad machen, umsäumt von Bäumen, Kühen, Schafen und Eiderenten schlängelt sie sich hier durch die platte Gegend.
Binnenfahrt, nicht unhübsch, aber irgendwo auch langweilig, wenn man es nicht segelt - und das ging wegen dem Wind nicht.
Hätte ich auch wenig Lust zu gehabt, denn der Regen hörte nicht auf und es wurde sehr kalt und ich fing langsam an zu frieren und sehnte mich nach meiner warmen Kajüte, einem Essen und einem Glas Rotwein.
Um 13:00 Uhr sollte es soweit sein, ich war in Süderstapel und habe dort Station gemacht.
Keine Bilder, die Datenrate.......(werden spätestens in Rendsburg nachgeliefert)
Kiek mol Wedder in - MCW Friedrichstadt
Published on Juni 6th, 2010 @ 16:55:19 , using 59 words,
Tja, da wollte ich bei bestem Wetter eigentlich weiter , stand vor der Schleuse und es tat sich nichts. Missverständnis in der Absprache der beiden Schleusenwärter.
Also noch einen Tag in dem netten Hafen vom MCW Friedrichstadt - und die selbstgeräucherte Makrele und der Aal vom Hafenmeister waren einfach sehr lecker.
Z.Z. keine Bilder, weil die Datengeschwindigkeit kein Laden ermöglicht.
Tönning - Friedrichstadt
Published on Juni 4th, 2010 @ 16:07:29 , using 65 words,
Für diesen Törn von 12 sm musste ich zwei Brücken und eine Schleuse passieren - ansonsten schönste Binnenfahrt durch eine traumhaft schöne ditthmarsche Landschaft.
Und Friedrichstadt, diese holländische Neugründung um 1600 von aus Holland vertriebenen Gläubigen, mit Grachten zwischen den Häusern, den kleinen Vorhängen vor den Fenstern und ohne Mietshäuser, muss irgendwie in ein Zeitloch oder in eine Zeitschleife geraten sein - denn hier ist die Zeit stehen geblieben.
Tönning - Melville und letzte Fragen
Published on Juni 5th, 2010 @ 15:50:23 , using 556 words,
Hochdroben im Bramstengentopp findet er seinen metaphysischen Ort " für den tiefsinnigen Träumer ... eine wahre Wonne - und in eine opiatische Trägheit gelullt werden, in einen so leeren, allem entrückten Tagtraum versunken, dass er zuletzt sein Ich vergisst und die mystische See zu seinen Füssen für das sichtbare Abbild jener tiefen, blauen, unergründlichen Seele hält, die Menscheit und Natur durchdringt. ... In diese zauberischen Stimmung sinkt dein Geist dorthin zurück, woher er kam, verströmet sich in Zeit und Raum ... Kein Leben atmet mehr in dir als das, was dir das sanfte Rollen des Schiffes spendet; dies borgt sie von der See; die See von Gottes unerforschlichen Gezeiten." (Hermann Melville, Moby Dick)
In meinem in Arbeit befindlichen Buch über die uralte Tradition und Geschichte der Schiffsjungengeschichten habe ich bisher den Wunsch dieser 14-jährigen Bengels, als Schiffjunge die Welt zu befahren und sich deshalb bei Nacht und Nebel auf ein Segelschiff zu schleichen und sich in den dunkelsten und tiefsten Ort des Frachtraumes zu begeben als das widersprüchliche Verlangen gedeutet, sich zugleich zurück in den bergenden und schützenden Mutterbauch zu wünschen und - da dies nun mal nicht geht - das Gegenteil zu suchen: sich in die bedingungslose Unterordnung unter eine Mannschaft und einen Kapitän zu begeben - und dies zudem ohne Fluchtmöglichkeit und auf den Planken eines Schiffes, unter dem sich die unergründlichen Tiefen des Ozeans befindet. Statt zurück in den Bauch der Mutter, den Initiationsweg zur Mann-Werdung auf See.
Melville nun gibt eine noch existenziellere Deutung. Das menschliche Leben will zurück zu dem Zustand, aus dem es entstanden ist, zurück in den Zustand einer Amöbe, eines Lebens, das noch nicht vom Geist, vom Intellekt und vom Bewusstsein zerrissen ist, sondern einfach nur da ist - verwoben mit der ihr umgebenden Natur, dessen Teil die Amöbe ist - wie auch der Mensch Teil dieser Natur ist - nur er weiß es - und das ist sein Verderben.
Tiere scheinen dieses Urvertrauen in die sie umgebende Natur noch zu haben - wir Menschen müssen uns durch eine zu schaffende Kultur-Natur in uns und um uns herum eine zweite Haut verschaffen, die uns aber nur sehr mangelhaft vor den Abgründen der menschlichen Existenz schützt - und in dem Geist der Menschen sich auch zugleich den größten Fein geschaffen hat: im Gegensatz zu den Tieren, die eine natürliche Tötungshemmung bei Artgenossen haben, tötet, vernichtet, knechtet, missbraucht und unterjocht der Mensch seine Artgenossen problemlos - wenn er es will.
Diesen Wunsch, zurück in den Urzustand des Lebens zu kommen, wird später Siegmund Freud im Todestrieb finden, in der Sehnsucht des Menschen, irgendwie dem Taumel und dem Tumult des Lebens zu entfliehen und in diesen Zustand der Ruhe zu versinken. Und Gottfried Benn wird diesem Wunsch seine schönsten Gedichte widmen.
"solche Zeiten, da man unter einer linden Sonne den lieben langen Tag auf einer sanften Dünung treibt, die langsam steigt und wieder fällt, da man in seinem Boote sitzt, das leicht wie ein Birkenrindenkanu, und sich voller Behagen so unter die weichen Wellen mischt, dass diese wie Kaminkatzen gegen das Dollbord schnurren - das sind die Zeiten träumerischer Stille, da man über der ruhigen Schönheit und Schimmerigkeit der Ozeanhaut das Tigerherz vergisst, das darunter schlägt, und sich nicht gern darauf besinnt, dass dieses Sammetpfödchen erbarmungslose Krallen birgt." (Hermann Melville, Moby Dick)
Hafentage sind Lesetage und da die Tidenzeiten nicht mit den Öffnungszeiten der Schleusen und Brücken harmonierte, musste ich noch einen Tag lesend in Tönning verbringen.
Trockengefallen
Published on Juni 3rd, 2010 @ 09:36:08 , using 109 words,
Heute morgen um 07:00 Uhr bin ich an eine Kaimauer gefahren, die an der Seite eine Schräge hat und habe mich dort gewollt trocken fallen lassen, denn ich wollte untersuchen, was der Grund dafür ist, dass mein Ruder nach der Grundberührung im Aussenhafen von Helgoland so schwergängig ist.
Nach 6 Stunden konnte ich am Ruder hinten arbeiten und musste feststellen, das ich diese Reparatur nicht mit Bordmittel hinbekomme. Der Steg vor dem Ruder hat einen kleinen Schlag bekommen und ist nicht mehr richtig in der Flucht. Bewege ich das Ruder, bewegt er sich ein klein bischen mit und dadurch entsteht die Schwergängigkeit. Nichts wirklich bedrohliches.
18:00 Uhr schwimmt MISS SOPHIE wieder.
Helgoland - Warten auf einen milde gestimmten Wettergott
Published on Mai 30th, 2010 @ 09:25:06 , using 52 words,
Starkwindwarnung für die Deutsche Bucht aus W.
Inselrundgang.
Diese Insel ist schon was besonderes: wo immer man sich auf der Insel befindet, man spührt das Meer, man hört das Meer, man sieht das Meer und man riecht das Meer - und alles was man hier anfassen kann, hat mit dem Meer zu tun.