Tagebuch der Miss Sophie

This is the collection's tagline.

In der Achterbahn der Gefühle

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Published on Juni 20th, 2010 @ 17:14:33 , using 130 words,
In der Achterbahn der Gefühle


Als ich heute morgen um fünf Uhr aufstand, um zu meinem zweiten 45 sm - Törn aufzubrechen, regnete es derart, dass ich sofort wieder unter der Bettdecke verschwand.

Um Mittag herum war dann ein schöner Sonnentag daraus geworden: über den Landmassen bildeten sich riesige Cumuluswolkenbänke - es hätte wunderschönes Segeln ergeben - dann aber schlief der Wind ein und ich hätte die halbe Strecke motoren müssen.

ENTTÄUSCHUNG

BEDAUERN

ZUFRIEDENHEIT

aus diesen und ähnlichen Ketten von Gefühlen besteht das Leben eines Seglers.

Diverse Kleinigkeiten an MISS SOPHIE geschraubt und verändert, Tank geöffnet, eine "SPEEDY STITCHER SEWING AWL" gekauft, damit ich selbst Leinwand und Segel nähen kann - und dann der übliche Gang zur Fischgenossenschaft: Heilbutt.

Ach - und mein Akku meiner Kamera ist mal wieder kaputt. Es wird jetzt erstmal leider nur Fotos aus meinem Handy geben.

Der Graswarder - Von der Verletzlichkeit von Ökosystemen

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Published on Juni 19th, 2010 @ 20:16:49 , using 605 words,
Der Graswarder - Von der Verletzlichkeit von Ökosystemen

 

Der Graswarder ist eine von den Wellen und dem West-Wind ähnlich wie die ostfriesischen Inseln durch Verdriftung der Sandmassen entstandene  Nehrung, die in den letzten 1500 Jahren entstanden ist und sich immer weiter nach Osten verändert. Sie besteht im wesentlichen aus Salzwiesen und flachen Salzwasserzonen und ist deshalb für viele Vogelarten ein lebenswichtiges Revier, weil diese flachen Wasserzonen für ihre Nahrungssuche notwendig sind: Schwäne, Säbelschnäbler, Graugans, Kiebitz, Sandregenpfeifer, Austernfischer, viele Entenarten - mehr kenne ich nicht aus dem Kopf.

Der Graswarder wird vom NABU betreut und hier war ich auch auf einer Führung durch dieses Gebiet,die von zwei netten Menschen gemacht wurde, die hier ihre Ferien freiwillig und ehrenamtlich und sehr kompetent machen. Hier existiert eine Sturmmövenkolonie mit ca. 300 Gelegen und einem Gekreische und Geschreie wie auf Helgoland am Mövenfelsen.

Einige Küstenseeschwalben waren da. Diese Tiere bringen es fertig und fliegen jedes Jahr zweimal eine Strecke von bis zu 18.000 km, um zu ihren traditionellen Gebieten zu kommen, in Afrika, Südamerika und in den nördlichen Gebieten.

Jetzt in der Brutzeit ist dieses Brut-Gebiet natürlich sehr sensibel.

Da manche Vogelarten inzwischen im Bestand dezimiert sind, ist es wichtig, ihnen hier eine erfolgreiche Brut zu verschaffen. Dazu gehört auch, sie nicht nur vor Menschen zu schützen, sondern auch vor dem Fuchs, der liebend gerne Nester räubert und allein schon durch seine Anwesenheit die Brutzeit verstört.

Aber vor den beutegierigen Silbermöven kann man sie nicht schützen. Und als wir gerade mit den Feldstechern einige kleine, frisch geschlüpfte Säbelschnäblerküken beobachteten, schoss plötzlich von oben eine dicke Silbermöve herab, schnappte sich eines dieser kleinen Daunenbällchen und flog davon, natürlich von einem erregten Säbelschnäbler verfolgt, aber was soll dieser kleine Vogel gegen eine 1 Kg schwere Silbermöve schon anrichten. Die flog dann auch an die Uferzone, immer noch das Küken im Schnabel und würgte es dann, so wie es war herunter - und uns blieb nichts anderes übrig, als mit geballten Fäusten dem Ganzen zuzuschauen.

Ein Brutrevier wird von den Tieren dann angenommen, wenn sie in ihm mehrfach eine erfolgreiche Brut zeitigen  können. Also auch hier haben wir es mit einem Belohnungssystem zu tun (Blog vom 13.06.). Und solch eine erfolgreiche Brut ist von unendlich vielen Faktoren abhängig: Geschützt vor Eingriffen des Menschen muss es sein, vor Fressfeinden geschützt muss es sein, die Nahrungsstellen müssen da sein, das Wetter, die Temperatur muss stimmen: in diesem Jahr ist es viel zu kalt für die Aufzucht von der Brut, denn wir haben schon Juni und immer noch Temperaturen nachts um 4 Grad, und und und.

Der Leiter der Station kam noch am Schluss und erzählte, dass am Ostende der Nehrung der gestrige Sturm den Sand zu wahren Sandgeschossen gemacht hat und die Brut der dort beheimateten Zwergseeschwalben förmlich durchlöchert hat.

Und der letzte Winter, der wie wir ja alle wissen, unendlich lang war, hat vielen Vögeln das Leben gekostet: verhungert sind sie, weil sie an ihre Nahrungsstellen im Flachwasser nicht kommen konnten, weil sie noch vereist waren, bzw die Böden waren noch vom Frost nicht aufzubekommen.

Man sieht, wie anfällig doch so ein kleines Ökosystem ist.

Und der Mensch, als er noch in der Anfangsphase seiner Entwicklung war, hat auch mehrere solcher Phasen durchgemacht, in denen seine Population weltweit auf vielleicht 1000 Exemplare reduziert war und es nur der Zufall war, dass er bei dieser Zahl überlebt hat, denn nur eine einzige Krankheit hätte auf einen Schlag diese Entwicklungslinie der Evolution ausgelöscht - denn danals war eine Horden-Zahl von mindestens 20 Exemplaren überlebensnotwendig.

Aber die Graugans Emma kommt seit 24 Jahren zu diesem Brutplatz - und meldet sich in der NABU-Station mit dem Klopfen des Schnabels an der Scheibe des Gebäudes an: "Ik bün all dor".

Abends Seelachs von der Fischreigenossenschaft

 

 

 

Schlechtwetter in Heiligenhafen

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Published on Juni 18th, 2010 @ 17:29:32 , using 132 words,
Schlechtwetter in Heiligenhafen
Schlechtwetter in Heiligenhafen

Heute rumpelt es schon wieder in der Kiste. Hier im Hafen jaulen 5 - 7 Windstärken durch die Riggs und es jault und kreischt und MISS SOPHIE zerrt an ihren Leinen wie ein junges Pfohlen.

Morgen mache ich - weil da dann auch noch Gewitter und Regen dazu kommen - eine Führung von der NABU durch das Naturschutzgebiet von wohl nationaler Bedeutung direkt hier vor dem Hafen, dem Graswarder.

Im Internet durch Zufall auf eine junge Frau gestoßen, die das selbe macht wie ich: Ostseeumrundung - nur dass sie das in einem halben Jahr machen will und vermutlich auch nicht ganz oben rum - ich habe noch nicht alle Beiträge von ihr lesen können - denn sie schreibt wie ich einen Blog:

www.merle-ibach.de

wer Lust hat schaut da mal rein. Ich wünsche ihr einfach nur eine tolle Zeit.

Abends Rotbarsch.

so kann segeln sein - Sande - Heiligenhafen

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Published on Juni 17th, 2010 @ 17:22:48 , using 218 words,
so kann segeln sein - Sande - Heiligenhafen
so kann segeln sein - Sande - Heiligenhafen

Der Wetterbericht war ok, zu Anfang schwachwindig, später dann SW - W 2-3, deshalb früh los.

Wolkenloser Himmel, MISS SOPHIE steuert sich selbst, warm, aber das heisst für Segler ja nur, sich dick einzumummeln und also muss ich in meine Feuerwehrjacke mit dem Winterfutter, und alles ist gut - aber da kommt plötzlich mit hoher Geschwindigkeit ein Schiff der Bundesmarine auf mich zu.

Natürlich  bin ich gerade in ein Schießmanöver in dem Todendorfer Schießgebiet geraten und ich werde von dem Begleitfahrzeug freundlich aber bestimmt aufgefordert, mit Kurs 45 Grad auf die Tonne H2 zuzulaufen und dann weiter H3, H4, H5 und so weiter - das heisst, einen großen Schlag in die Kieler Bucht zu machen und das bei wenig Wind und hoch am Wind.

Im Schatten der Segel auf der Luvseite ist es richtig kalt, ich muss in meine Feuerwehrjacke mit dem Winterfutter und komme da erst am späten Nachmittag heraus, als die Sonne auf die andere Seite gegangen ist.

Jetzt stellt sich heraus, das meine beiden Investitionen auf Helgoland die besten waren, die ich seit Jahren getan habe: Meine Seglerhandschuhe und ein Buff mit einem Neopren-Schirm: Der besteht aus einem Stoff, der die UV-Strahlung der Sonne wegfiltert und ist für Feuchtigkeit durchlässig, dass heisst, unter dem hat man immer einen trockenen, kühlen Kopf. SUPER!


Nach 13 Stunden und 41 sm bin ich in Heiligenhafen.

Der Butt - Reinhard und Addi

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Published on Juni 16th, 2010 @ 16:33:35 , using 376 words,
Der Butt - Reinhard und Addi

Als ich heute morgen zu den Fischern ging, die dort ihren frischen Fisch verkaufen, wollte ich von einem von ihnen  einen Butt kaufen, als er ganz enttäuscht sagte " wie??? Ich denk du willst den ganzen Eimer haben". Ich: "Mensch ick bin alleeeene." "Ach sooooo.  Hier haste zwei, nimm mit, musst doch was auf die Rippen kriegen, Junge. Lass dir schmecken".

Hat er, denn der eine landete sofort in der Pfanne.

Als ich kurze Zeit später mich mit zwei Dosen Jever bedanken wollte, war er schon wieder weg.

Aber auf dem Rückweg schnackte ich noch ein paar Worte mit dem Pärchen, was dort ihr Schiff aufgeslipt hatte und das Unterwasserschiff am pönen war. Und irgendwann sagt sie: "Irgendwie kennen wir uns".

Ich dachte nach und dann fiel es plötzlich wie Schuppen von meinen Augen: "Ihr seit die mit dem Jollenkreuzer, über die ich vor 8 Jahren einen Film machen wollte???!!!"

Ja genau, Reinhard und Addi. 1995 lernten wir uns in Norderney kennen und haben uns viele viele Jahre immer wieder in einem der ostfriesischen Häfen getroffen und immer wurde es ein langer feuchter Abend mit viel Erzählen, denn die beiden haben mit ihren kleinen Schiffen wirklich unglaubliche Sachen gemacht. Die ganze Ostsee sind sie entlang gesegelt (ein Jollenkruzer kann kentern), bis nach Paris sind sie aussen und innen lang gefahren und und und .

Und ihre  Geschichte ist wirklich erzählenswert. Irgendwann, als sie noch ganz jung waren, war Reinhard dabei, sich einen Jollenkreuzer wieder fitt zu machen, weil er aus dem normalen Leben raus wollt und auf einem Schiff leben wollte. Und eines abends lernt er in einer Disko Addi kennen, so gut kennen, dass sie noch in der Nacht zu seinem Jollenkreuzer gefahren sind und haben diesen bis heute nicht mehr verlassen. Gut. Es sind in diesen Jahrzehnten natürlich mehrere Schiffe gewesen - aber seit diesem Abend/Nacht haben sie nur auf Schiffen gelebt - auch im Winter, weshalb ein gut Teil der Kajüte ein Kohlenofen einnimmt und im Winter war das morgendliche Eishacken rund um das Schiff die erste Tätigkeit des Tages.

Aber den Film lehnten sie damals ab. Schade. Denn es existiert ein Tagebuch über diese ganze Zeit.

Aber was für eine Freude, sich jetzt hier wieder zu sehen. Mal sehen. vielleicht wird ja doch noch ein Film draus.

 

Ostseewettersegeln

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Published on Juni 15th, 2010 @ 15:18:55 , using 200 words,
Ostseewettersegeln

Der Sommer ist wieder hier angekommen und bei schönem Wetter bin ich um 10:00 los und bei halben Wind mit 3 - 4 Windstärken ist MISS SOPHIE doch Sage und Schreibe 6,5 - 7 Knoten gelaufen. Unglaublich. Mit meinen ausgelutschten Segeln. Und auf dem Weg nach Sande, dort gibt es eine Tankstelle auf dem Wasser, wunderte ich mich über so viele kleine Regatten, bis ich dann in Sande / Schilksee feststellte, dass ich mitten in die Vorbereitungen der Kieler Woche geraten bin, die hier am Freitag eröffnet werden und ich liege zudem auch noch im KYC (Kieler Yacht Club). Überall sind Gärtner dabei, alles schön zu machen, denn die Kieler Woche ist das wichtigste Segelereignis der Welt. Mal sehen, ob ich mir das hier antue - wenn  ich schon mal durch Zufall hier bin.

Die Internetanbindung hier in Kiel ist natürlich viel besser und ich recherchieren z.Z. ein bischen mehr über das Belohnungssystem des Menschen (Gier nach Geld, mein Blog vor zwei Tagen) und werde in den nächsten tagen dazu hier noch etwas beitragen. Jetzt ist das Wetter einfach nur schön, blauer Himmel ohne Wolken und zu schade für den laptop.

Und plötzlich geht auch mein flexibles Solar-Paneel und schafft satt Strom heran - also es ist alles bestens.

 

In der Ostsee

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Published on Juni 14th, 2010 @ 18:36:11 , using 23 words,
In der Ostsee

Um 09:00 bin ich los und nach einem langweiligen 8-stündigen Motoren auf dem Nordostseekanal  habe ich direkt am Ausgang im Yachthafen in Kiel festgemacht.

Hammond Innes, das Belohnungssystem und die Gier nach Geld

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Published on Juni 13th, 2010 @ 15:16:35 , using 292 words,
Hammond Innes, das Belohnungssystem und die Gier nach Geld

Der Roman von Hammond Innes - ich erzählte von ihm gestern - hat als einer der Hauptprotagonisten einen selfmademan, Bland, der sich hochgearbeitet hat und jetzt die South Antarctic Whaling Company befehligt - und die Chrakterzeichnung von ihm gefällt mir, weil er einerseits über Leichen geht, andererseits aber auch Wort hält und Denken kann.

Sein Sohn allerdings ist da ganz anders: immer hat man ihm alles was er wünschte gegeben - nur aus dem Windschatten seines Vaters kam er nie heraus und jetzt will er Macht haben - aber Macht kann man zwar bekommen, aber man kann sie nur dann genießen , wenn man sie sich erarbeitet hat. Und das ist sein Problem, worüber er zum Mörder wird.

Ungemein spannend und eine echte Leseempfehlung von mir.

Und diese Geschichte verkoppelt sich gerade in meinem Kopf mit einer Sendung des Deutschlandradio Kultur in Sozialwissenschaften, wo der Bonner Hirnforscher Christian Elger Beweise dafür vorlegt, dass es sozusagen eine genetische Veranlagung zur Gier nach Geld gibt und zwar ist bei einigen Menschen das Belohnungszentrum besser ausgebildet als wohl bei anderen Mneschen und dieses Zentrum, das auch bei Schokolade in Aktion tritt, ist auch für die psychischen Reaktionen auf Geld und Macht verantwortlich und solche Menschen handeln sozusagen unter der Droge ihres Belohnungssystems. Soweit habe ich diesen Bericht verstanden.

Seine Thesen gehen soweit, dass er sagt, wenn viele so strukturierte und motivierte Menschen in einem Bankvorstand sitzen, dann kann das zu einer Gefährdung dieser Bank und wie wir gerade an der Bankenkrise erlebt haben, zu Zusammenbrüchen ganzer Wirtschaften führen.

Gentest für  Bankmanager?

Aber auf diesem Hintergrund finde ich diesen Roman nochmal viel spannender, weil er das Psychogramm eines solchen Menschen gibt.

Morgen gehts dann in die Ostsee. Heute ist es kalt und es ist noch ne Menge Wind in der Luft.

 

Lexfaehr - und das Brotbacken

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Published on Juni 13th, 2010 @ 08:27:20 , using 275 words,
Lexfaehr - und das Brotbacken

Es regnet.

Es heult im Rigg.

Es ist kalt.

MISS SOPHIE geht immer wieder auf die Seite.

Ich habe kein Brot mehr.

Das Bio-Brot, was mir Björn aus Bremen mit nach Helgoland brachte, ist jetzt aufgebraucht.


Das nächste Dorf ich meilenweit entfernt und normales Brot esse ich seit dreißig Jahren nicht mehr.

Deswegen habe ich 15 Kilo Bio-Mehl an Bord.

Aber seit dreißig Jahren nicht mehr Brot gebacken.

Also ran!

Ein halbes Kilo Mehl (80:20 Weizen, Roggen), lauwarmes Wasser (aber bitte: was heißt lauwarm???), alles mit einer Tüte Trockenhefe in eine Schüssel und nach drei Minuten war ich derart mit Mehl verkleistert, dass ich dachte ich werde hier sterben.

Was ich auch anstellte - ich bekam den Teig nicht mehr von meinen Fingern.

Was tun?

Wie Kontergankinder versuchte ich mit Hilfe meiner Stirn und meines Mundes ein Stück Papierhandtuch loszueisen, was mir nach einigen Versuchen auch gelang, damit habe ich dann die Mehltüte noch einmal geöffnet und mir Mehl über die Hände und den Mehlkörper gestreuselt und so habe ich mich vom Mehl befreit: Mehl befreit nur durch Mehl.

Dann die Mehlkugel unter die Bettdecke mit einem auf der Gasflamme erwärmten Stück Helgoland-Stein, den ich als Handschmeichler auf Helgoland  gefunden hatte und der aus dem Helgolandgestein bestand und deshalb sehr wärmespeichernd ist, auf der Abdeckung aus Küchenhandtuch ausgelegt.

30 Minuten da lagern.

Nochmal durchkneten und in die Form der schwedischen Erfindung dieses Backofens mit dem Namen OMNID bringen, nochmal 40 Minuten unter der Bettdecke in Wärme bringen und danach 30 Minuten auf den Gasherd setzen.

Danach sind in meinem Boot derart wunderbare Brotgerüche, dass ich in Zukunft vernmutlich nur noch meine Brote selbst backe.

Essen: Salat und mein frisch gebackenes  Brot.

Lexfaehr - Reparatur und Gewitter

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Published on Juni 12th, 2010 @ 19:19:07 , using 620 words,
Lexfaehr - Reparatur und Gewitter

 

Um 10:00 Uhr, nach dem es die ganze Nacht bis 09:45 geregnet hatte, kam der Monteur um 10:30 und alles wurde wunderbar. Das Ruder läuft jetzt wieder wie Butter in seiner Führung und mir fiel ein ganzer Rucksack vom  Rücken.

Um 15:00 Uhr war ich wieder im Wasser, nach dem ich mehrfach sehr ängstlich in den gewitterigen Himmel geschaut hatte, aus dem schon die ersten schweren Sturmböen kamen.

Dann, als ich am Steg war, ging es richtig los: es heulte und jaulte im Rigg, MISS SOPHIE legte sich am Steg auf die Seite unter dem enormen Winddruck auf den Mast und es wurde so richtig gemütlich in der Kajüte.

Und da dachte ich, bei einem solch  Scheiss Wetter sollte ich einfach mal eine Scheiss Arbeit machen: Das Pump-Klo auseinander nehmen, um rauszukriegen, warum es seit Helgoland nicht mehr funktioniert.

Um diese Scheissarbeit ein wenig zu illustrieren, muss ich genauer werden:

Den WC-Raum könnt ihr ja auf dem Foto sehen, dass bei der Vorstellung von MISS SOPHIE zu sehen ist: 50 cm breit und 70 cm, tief. Der Raum davor, in dem ich mich bewegen muss, ist 120 cm lang, am Ende 12 cm breit und vor dem WC-Raum 50 cm breit, auf dieser Strecke muss ich meine 173 cm Körperlänge unterbringen und von der hinteren Seite des WC's in einem 180 Grad Winkel mit der einen Hand arbeiten und mit der anderen in einem Spalt von 10 cm von vorne Schrauben lösen.

Innerhalb von Minuten steht man im Schweiss.

Und nach 5 Minutren tun einem alle Kochen weh, weil man in unmöglichen Körperhaltungen sehr sehr konzentriert arbeiten muss.

Also ich muss meinen Kopf in Höhe meiner Finger bringen, damit ich mit meiner linken Hand hinter den Rücken des WC gelangen kann und gleichzeitig sehen kann, was ich da mit der Hand zu tun habe. Und gleichzeitig muss ich mit meiner rechten Hand in einen so schmalen Schlitz kommen, dass ich sie dafür so verdrehen muss, dass es im Handgelenk weh tut - und dabei so ruhig bleiben, dass ich ganz präzise den Schraubendeher so bewege, dass die Schraube nicht abfällt.

Draussen heult es mit 6-8 Windstärken die Eider lang, es regnet ununterbrochen und was kann es da schöneres geben, als eine solch schwierige Aufgabe zu lösen. Zumal natürlich das Wasser aus den Rohren zurück fliesst, wenn man irgendwo das Leitungssystem öffnet und es den entsprechenden Geruch dabei abgibt. Ist ja das Klo.

Eine ganze Rolle Papierhandtücher ging dabei drauf.

Was war?

Das zentrale Gummiventil war in der falschen Richtung eingebaut. Und es hatte sich ein kleines verdrehtes Klopapierknäul darin verwickelt.

Nur: wie konnte ein falsch eingebautes Ventil 15 Jahre lang funktionieren?

Und wer hatte es falsch eingebaut?

Denn das Klo ist von mir eingebaut worden, aber in dem Zustand, in dem ich es hier vorfand.

Werkseitig?

Das kann ich einfach nicht glauben.

Sehr Merkwürdig.

Aber egal. Jetzt schnurrt das WC wieder wie eine Nähmaschine.

Es regnet immer noch und stürmt und es heult im Rigg.

Ich gehe duschen.

Ich mach mir was zu Essen und fange einen sehr, sehr spannenden Roman an, den ich hier in der kleinen Bibliothek gegen ein anderes Buch getauscht habe: Hammond Innes: "Der Weiße Süden". In der Übersetzung von  Arno Schmidt (sic!). In meiner Jugend mit 15 Jahren gelesen, weil, als ich da Arno Schmidt entdeckte, ich die Literatur entdeckte und von ihm alles, alles was es gab, versuchte zu bekommen mit meinem bescheidenen Taschengeld, das ich mir als Bote für ein Antiquariat verdiente. Und da war natürlich auch diese Übersetzung dabei und ich habe sie als ungeheuer spannnend in Erinnerung.

Stimmt.

Spielt im Walfangmileu zwischen den Weltkriegen.

Draussen heult der Sturm, MISS SOPHIE wiegt sich in den Böen und ich mache eine Flasche Whiskey auf (weil in dem Roman wird auch ununterbrochen Whiskey getrunken).

Is ne lange Nacht geworden.

 


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