von Jörg Streese

Mówiê tylko troche polski

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Published on August 13th, 2010 @ 14:31:53 , using 439 words,
Mówiê tylko troche polski
Mówiê tylko troche polski
Mówiê tylko troche polski
Mówiê tylko troche polski
Mówiê tylko troche polski

 

On the way: Mówiê tylko troche polski


11:05 höre ich noch einmal den Wetterbericht: NE bis E 3 – 4, also Stettin.

Mit 150 Grad am Kompass sause ich los, der gleichmäßige E zieht MISS SOPHIE mit 4 Knoten durchs Haff-Wasser und hoch am Wind steuert sie sich selbst. Der Kurs führt mich nah an das gegenüberliegende Ufer zur Odermündung ins Haff.


13:00 überquere ich die deutsch-polnische Grenze.

Und jetzt muss ich aufpassen, denn die hier aufgestellten Stellnetze ragen bis zu 3 Seemeilen ins Haff – und da habe ich auch schon eine endlos lange Kette von Pfählen im Wasser vor mir, dass ich einen Scghlag nach See machen muss. Nachts ist hier nur das Segeln entlang der betonnten Seeschiffahrtsstraßen möglich.


Dann dreht der Wind auf ENE und ich kann die Höhe besser halten, wird aber schwächer und bleibt bei 3 stabil.


Am Himmel wächst an Backbord ein Gewitter hoch.


18:00 bin ich in Trzebiez (Ziegenort) fest. Ich versuche noch in der örtlichen Fischgenossenschaft Fisch zu kaufen, was mir auch gelingt, allerdings kann ich mich zwischen den Fischen nicht entscheiden, weil ich nicht weiß, was es für Fische sind und wie man sie macht: Kochen, Dünsten oder Braten? Ich entscheide mich letztlich nach der Größe, denn die meisten sind einen halben Meter oder länger und ziehe mit drei kleinen Fischen nach Hause, die mir der Fischer schenkt – ich bedanke mich mit einer großzügigen Spende für die Kaffeekasse.


Auf dem Rückweg dann fallen schon die ersten Tropfen und als ich auf MISS SOPHIE springe, geht es los: Ich schaffe es gerade noch, die Steckschotten einzustecken, als die Hölle losbricht und eimerweise Wasser über das Schiff auskippt.


Tja, jetzt hatte ich die Fische und dachte, ich versuche mal mit meinem Fischbuch (Haftmann: Fisch frisch an Bord) herauszubekommen, was ich da gefangen habe. War aber nicht dabei. Jetzt mussten sie ausgenommen werden. Abver auch darüber ließ sich Haftmann nicht aus.

Gut, das ich damals an einem VHS-Kurs: „So operieren sie sicher daheim“ teilgenommen hatte und mich erinnerte, erstens: Messer scharf schleifen und dann mit einem beherzten Schnitt in den Bauch die Eingeweide freilegen. Gesagt, getan.


Dann die Fische schön saubermachen, entschuppen, säuern und danach einsalzen.


Draussen plattert es immer noch wie verrückt.


Ich dachte mir, ich mache die Fische so, wie ich sie immer mache: Drei Zwiebeln kleinscneiden und in Öl in der Pfanne glasig werden lassen und auf diesem Bett die Fische legen, Deckel drauf und schmoren lassen.


Sie waren lecker, hatten aber viele Gräten. Dazu hatte ich noch eine Kartoffel von gestern und zwei Tomaten.


Draußen regnet es immer noch.

Mit dem Studium der nächsten Törnziele in Polen gehe ich um 01:00 ins Bett.


Draußen regnet es.

 

kein Kommentar

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Published on August 16th, 2010 @ 13:54:52 , using 10 words,
kein Kommentar
kein Kommentar

sich abfinden

und gelegentlich auf Wasser sehen

 

Gottfried Benn

Flaute und die Sonnenseite des Lebens

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Published on August 10th, 2010 @ 15:45:11 , using 542 words,
Flaute und die Sonnenseite des Lebens
Flaute und die Sonnenseite des Lebens
Flaute und die Sonnenseite des Lebens
Flaute und die Sonnenseite des Lebens
Flaute und die Sonnenseite des Lebens
Flaute und die Sonnenseite des Lebens
Flaute und die Sonnenseite des Lebens
Flaute und die Sonnenseite des Lebens

Caro ist früh wach und springt für ein paar Züge in die erfrischend kühle Ostsee. Der von Millionen Algenpartikeln grün gefärbte Bikini musste anschließend einer gründlichen Wäsche unterzogen werden. Das alles, während der Skipper noch schläft, weil er bis morgens um 4 an seinen Mails gearbeitet und Wein getrunken hatte.

Aber wir wollte ja nach Polen und sind dann auch nach einem ausgiebigen Frühstück ausgelaufen. Wir hatte kaum den Motor aus (zum Auslaufen aus einem Hafen bedarf es dieses Hilfsmittels) als wir in einer Flaute steckten. Mitten auf dem Stettiner Haff lehrte uns das Leben dann seine hängemattige Seite. Wir überließen uns der Ruhe der spiegelglatten See. Ein Kohlweißling schaute vorbei. Ein über uns hinweg ziehender Schwarm Wildgänse ließ sich mit dem Feldstecher beobachten. Zwei Ausflugsdampfer hörten wir sich grüßen, mit trötenden Tonfolgen, die billigen Handymelodien glichen.

Wir genossen es, mitten im Nichts nichts zu tun. Wir spielen Filmekette. Der letzte Buchstabe eines Filmtitels bildet den ersten Buchstaben eines neuen Titels. Aufgegeben haben wir irgendwann als zum hundert und ersten Mal der Buchstabe N auftauchte und wir wirklich keinen Einfälle mehr hatten (noch jemand 'ne Idee?).

Nach zwei Stunden rumdümpeln, jenen oben schon erwähnten tausend Filmtiteln, diversen Flaschen Sonnenmilch, stellte sich langsam die Frage, wo es heute noch hingehen soll. Wir griffen zu den in der Bordbibliothek vorhandenen Hilfsmitteln. Swinemünde wäre ein schönes Ziel. Bei den Windverhältnissen – mal kein Wind, mal Wind aus Ost, mal aus Nord, mal aus West – lag jedoch Kamminke im doppelten Wortsinne näher.

Als wir James aufforderten seine Arbeit zu tun, kräuselte sich plötzlich vor uns das Wasser, wir spürten Wind von Steuerbord auf unserer Haut, die Segel blähten sich und schon zog Miss Sophie mit sechs Knoten auf und davon. Nur leider nicht ganz in unsere angestrebte Richtung. Als wir dem Festland von Usedom so nah waren, dass unter dem Kiel von Miss Sophie nur noch ein Meter Wasser war, mussten wir anfangen zu kreuzen. Aber es war herrliches Segeln und Caro übte, das Schiff zentimetergenau hoch an den Wind zu legen.

Zum guten Schluss zeigte Jörg Caro noch, was zu tun ist, wenn er über Bord geht: Wende fahren bis zur backstehenden Fock, Großschott loswerfen, Pinne parallel zum Vorsegel belegen und warten, ob der (der Schwimmkunst nicht mächtige) Skipper es bis zum Schiff schafft. Mit diesem Wissen kann Caro jetzt beruhigt nach Hause entlassen werden: denn der nächste Segeltörn kommt bestimmt.

Im rustikalen Hafen des kleinen Fischerörtchens Kamminke warteten in der örtlichen Fischräucherei am Hafen schon einige kleine Delikatessen auf uns, die wir zusammen mit ein paar Bierchen verputzten (Seelachs und Makrele, beides geräuchert und reichlich, mit Kartoffelsalat). Der geplante Besuch eines Kriegsgefallenendenkmals auf einem ca. zwei Kilometer entfernten Hügel musste wegen extremen Mückenangriffen und angesichts der fortgeschrittenen Stunde aufgegeben werden.

Die Milchstraße, Vega, Deneb, Atair, Nordstern, Mars, Schwan, großer Wagen, kleiner Wagen, Leier... trotz Wolkenschleier am Horizont um uns herum, war die ganze Mitte des Himmels sternenklar. Liebend gern würden wir jetzt auch noch von einer durchsausenden Sternschnuppe erzählen. Es war aber keine da. Bis Donnerstag soll die Wahrscheinlichkeit, Sternschuppen zu sehen noch zunehmen. Vielleicht wird’s noch was.

Der am Abend aufkommende Wind, der in den Hafen steht, erzeugt einen deutlichen Wellengang, der Caros Koje im Bug Höhensprünge von einem halben Meter machen lässt.

Seeadler und das Lesen von Öffnungszeiten

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Published on August 10th, 2010 @ 02:23:30 , using 343 words,
Seeadler und das Lesen von Öffnungszeiten
Seeadler und das Lesen von Öffnungszeiten
Seeadler und das Lesen von Öffnungszeiten

Trotz nächtlicher Ausdehnung standen wir morgens um 07:00 auf, um um 12:45 die Zecherin-Brücke passieren zu können.

Wir hatten Süd-Ost 4-5 und konnten gerade unsere Kurslinie halten und durchflügten heiteren Sinnes dieses Teil des Boddens, denn es war trocken, der Wind war mehr oder weniger warm, wir verstanden uns gut und es versprach ein angenehmer Tag zu werden.

Irgendwann begannen um uns herum diverse Boote unter Vollschub gen Brücke zu rasen , während wir geruhsam unter Segeln diesem Ort zustrebten.

Dann merkte ich, dass die Brücke schon geöffnet hatte: um 11:45, aber immer noch dachte ich nichts Böses.

Jetzt begriff ich: Die Öffnungszeit war 11:45 - ich hatte die Brückenöffnungszeiten der falschen Brücke nachgeschaut.

Das war sehr blöd, denn wir hatten vor, an diesem Tag bis nach Swinemünde (Polen) zu kommen, was aber nur unter der Vorgabe dieser Brückenöffnungszeit möglich gewesen wäre.

Das hieß: bis 16:45 warten. Ankern.

Machten wir auch und Caro kochte ein wunderbares Essen (Kartoffeln und  Blumenkohl, Zucchini, Zwiebeln und Karotten-Gemüse) und während sie das machte, entdeckte ich am Himmel einen Seeadler: mächtige fast rechteckige Flügel-Schwingen mit am Ende in einzelne Federn ausendende Flügelenden und konnte ihn dann auch noch beobachten, wie er auf den Baum zu seiner Partnerin flog: ein Riesenteil, Spannweite  eineinhalb Meter - und so klar und nah im Feldstecher - ein atemberaubender Anblick und holte natürlich auch Caro zu diesem Ereignis, die widerwillig ihre Kochtätigkeit aufgab.

Und das alles nur, weil ich die falsche Öffnungszeit gelesen hatte.

Einen Seeadler!!!

Wunderbar.So ist das Leben.

Danach dann ein wunderschönes Segeln von der Zecherinbrücke bis nach Mönkebude unter dem abendlich sich langsamend verdunkelnden Himmel, einem spitz von vorn kommenden Wind von 4-5, der MISS SOPHIE auf 6 Knoten brachte und einer immer wieder warm auf uns herunter schauenden Sonne, die sich manchmal sehr theatralisch hinter riesigen dunklen Wolkenbänken inszenierte: Davor ein Zeesboot mit braunen Segeln.

Und in Mönkebude bekamen wir auch noch die letzte freie Box.

Ein guter Tag. Und Caro kann jetzt alle seglerisch wichtigen Handhabungen: Segel setzen, Segel runterholen, Reffen, Anlegen, Seekarte lesen, Steuern, Palsteg (blind), und das Wetter erklärt inzwischen  s i e  mir.

02:30 Schlafen gehen


 

 

Kleines Schreibgespräch beim Regen

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Published on August 9th, 2010 @ 01:08:39 , using 1071 words,
Kleines Schreibgespräch beim Regen

Es regnet.

Wir gingen um 03:30 zu Bette.

Morgens um 07:45 piept mein Wecker: Seewetterbericht. Ich drehe mich auf die andere Seite, will weiterschlafen.

Es regnet. Als wir aus unseren Träumen krabbelten, war es 11:30. Es regnet immer noch. Tja, dann wird das wohl nichts mit unserem Fahrradausflug nach dem 5 Km entfernten Zinnowitz. Und was machen wir jetzt?

Duschen, draußen regnet es, der Weg zum Duschen kostet Überwindung, denn der Bootssteg ist 50 Meter lang und es regnet.

Langes Frühstück.

Kleines Schreibgespräch

J: Wie geht’s dir denn heute, nach deinem ersten Segeltag gestern, der ja nicht ganz ohne war?

C: Der war nicht ganz ohne? Ich fand den eigentlich ganz gechillt.

J: Und als du die Fock hochgezogen hast und sie dir um die Ohren schlug, war das nicht irgendwie bedrohlich für dich?

C: Das war aufregend, aber bedrohlich eher nicht. Bedrohlich finde ich (ganz subjektiv) jedes Mal den Schritt aufs Boot vom Boot herunter auf den Steg.

J: Du scheinst ein ziemliches Vertrauen in die Segelei zu haben, denn das alles ist doch völlig neu für dich und „unbegreiflich“ und unerwartet und voller rätselhafter Vorgänge????

C: Ja, alles ist neu, aber neu heißt ja nicht gleichzeitig bedrohlich. Natürlich ist es das potentiell. In die Segelei selbst habe ich wohl auch eher weniger Vertrauen. Ich kenne sie ja kaum. Dafür bin ich um so zuversichtlicher, dass du uns schon sicher wieder ans Festland bringst mit all deinen Erfahrungen.

J: Mhhmmmm, ja Danke, es gab aber eine Situation, wo du anscheinend aufgeregter warst: als du auf das fremde Segelboot zusteuern solltest, das in Richtung Hafeneinfahrt uns entgegen kam.

C: Ja klar. Du warst unter Deck und ich kenne die Regeln auf dem Wasser noch nicht. Wer weicht wann warum wem aus? Auch die Entfernungen und Geschwindigkeiten zu schätzen ist nicht so einfach. Das war mir also in dem Moment zu viel Verantwortung.

J: Ja. OK. Ansonsten muss ich sagen, dass du alles derart cool und unaufgeregt gemacht hast, dass mich das wirklich erstaunt hat. Das habe ich selten an Bord erlebt. Meistens waren die Menschen davon so angestrengt alles richtig zu machen, dass man ihnen die Anstrengung physisch ansah.

C: Naja, es war doch aber gestern wirklich ganz ruhig. Kein Sturm, nur eine relativ kurzer Trip. Das sind doch herrliche Startbedingungen. Heute gab's dann direkt viel Zeit zum Ausruhen und Kaffeetrinken und Süßigkeiten essen (ich plündere Jörgs Vorräte). Hey Letzteres ist vielleicht doch 'ne physische Auswirkung ;).

J: OK, Sturm war nicht, aber in dem Wind war ne ganze Menge Kraft. Wenn die Fock mit der Zweigangwinsch nur unter Aufbietung aller Kräfte dichtzuholen ist, und MISS SOPHIE mit ihren 5 Tonnen auf 6 Kn bringt, dann ist da ne Menge Power in dem Wind gewesen – deshalb meinte ich, das war ja durchaus am Anfang nicht ganz ohne.

C: Ich dachte mir ganz einfach: Das ist Segeln. Da ist der Wind. Hier ist unser Segel. Da ist Kraft. Das Boot kann nicht umkippen (das musste ich mir mehrmals ganz, ganz klar sagen) und es kann nix passieren.

J: SUPER. So hätte ich mir gerne meinen Einstieg in die Segelei auch gewünscht, aber mir hat man derart viel Angst vor dem Wasser und der Seefahrt von zu Hause aus mitgegeben, dass ich viele, viele Jahre immer nur mit Angst ausgelaufen bin.

C: Und wie war dein erstes Mal Segeln?

J: So, wie ich es von den vielen anderen gerade beschrieben habe: ich wollte von Anfang an alles richtig machen und stand richtig unter Strom: Ich wollte ein richtig guter, souveräner, erfahrener Seemann werden und durfte das nicht (von zu Hause). Ich war im Konflikt mit meinen Selbstbild.

C: Da hat sich über die Jahre hinweg einiges geändert bei dir.

J: Und was?

C: Na, wenn du übermäßig unsicher wärst, würdest du keine Gäste an Bord empfangen, die es gilt, wieder heil ans Ufer zu bringen. Da spielen doch all deine Erfahrungen über die Jahre hinweg sicher eine bedeutende Rolle.

J: Nein, es geht da um einen anderen Punkt: Nämlich um die Frage, ob man sich seiner eigenen Erfahrungen sicher ist, oder ob man die eigenen Erfahrungen garnicht als zu sich gehörig empfindet und von sich abspaltet; so in dem Sinne, was nicht sein darf, kann nicht sein. Und wenn ich von zu Hause aus eingeimpft bekommen habe, dass das Wasser tötlich ist, dann dürfen meine durchaus guten Erfahrungen mit dem Segeln auf dem tötlichen Wasser nicht sein. Diese Erfahrungen werden dann von mir nicht als eigene, zu mir gehörige, von mir selbst gemachte Erfahrungen erlebt, sondern als etwas Fremdes, nicht zu mir Gehörendes.

C: Dieses Phänomen kann ich nachvollziehen. Wie kommt es dann aber, dass du es verantworten kannst, Unerfahrene mitzunehmen? Anscheinend gehst du davon aus, dass alles gut verläuft und du sogar noch einen Blick auf eine Lernende/ einen Lernenden haben kannst, wie ein Fahrlehrer im Auto, der immer doppelt schauen muss.

J: Ich habe ja von meinen Anfängen des Segelns gesprochen, aber durchaus auch von sehr viel späteren Jahren. Aber wenn ich auf etwas stolz bin, dann nicht auf meine Uni-Examen, nicht auf meine Filme, nicht auf meine Preise, sondern darauf, dass ich nach dreißig Jahren auf dem Wasser den Punkt erreicht habe, dass ich mich nirgendwo anders so sicherer fühle, wie auf meinem Segelboot auf dem Wasser; dass ich meine eigene Geschichte an diesem Punkt in die andere Richtung bringen konnte, dass ich aus der Geschichte meiner (Eltern-)Familie an diesem Punkt ausgestiegen bin und meine eigene Geschichte begonnen habe: Seemann werden. Das war harte Arbeit. Und nun bin ich stolz drauf. Und ich glaube, dieses Gefühl hast du gespürt: dass dir an meiner Seite auf MISS SOPHIE nichts passieren kann.

C: Ja, das kann gut sein. Davon bin ich ausgegangen, als ich an Bord gekommen bin. Nur den Schritt auf das Schiff und wieder herunter – den muss ich immer allein machen, weshalb es wohl der schwierigste Part ist. So jetzt reichts aber mit dem pathetischen Ausflug. Was haben wir heute eigentlich gemacht?

J: Wir haben einen ausführlichen Gang durch die Weltgeschichte unternommen: was erinnern wir mit jeweiligen Jahreszahlen an geschichtlichen Ereignissen und haben uns so von 1871 und Bismark bis zu den Phöniziern durchgearbeitet und danach von 1871 bis zur Wende 1989. Zunächst allein mit Hilfe unseres sehr löcherigen Gedächnisses und dann nochmal gegengelesen bei dem Herrn Henrik van Loon („Geschichte der Menschheit“, kleines Geschenk an Caro aus der Bordbibliothek der MISS SOPHIE).

Es regnet immernoch.

Salat. Spaghetti mit Tomatensauce und Kräutern und Parmesan und Rotwein.

Draußen regnet es.

sonne, wind und regen

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Published on August 8th, 2010 @ 01:36:20 , using 587 words,
sonne, wind und regen
sonne, wind und regen
sonne, wind und regen
sonne, wind und regen

Diese Zeilen stammen ausnahmsweise nicht von Jörg, sondern von mir (Caro), weil Jörg mich angesichts meiner ersten Segelerfahrungen, die ich heute sammeln durfte, zur zeitweiligen freundschaftlichen Übernahme seines Blogs zwingt ;). Und auf meinen Einwand hin, dass ich gar nicht weiß, was ich schreiben soll, entgegnete er nur: Das weiß ich auch nie...

Jörg meint, dass es ihn mit einem unbändigen Stolz erfüllt, wenn er nur mithilfe der elementaren Kraft des Windes ein Fünf-Tonnen-Schiff fortbewegt. Ob ich das auch so empfunden habe, fragt er mich rückblickend. Nein, eigentlich nicht. Warum nicht?! Zum Einen war ich während des Segelns mit meinen Aufgaben heute voll beschäftigt, sodass ich relativ wenig Zeit an philosophische Gedanken jedweder Art verschwenden konnte. Zum Anderen fühlte es sich trotz Unsicherheit irgendwie ganz vertraut und selbstverständlich an. Dass es sich um fünf Tonnen handelt, war in dem Moment unbedeutend. Kein Stolz also, nur Konzentration und ein wenig Zufriedenheit, wenn ein Manöver gelungen ist. Aber auch nur etwas, denn der Prozess des Lernens hat gerade erst begonnen und ich freue mich eher darauf, mehr und mehr zu lernen und zu können, als dass ich mich jetzt schon zufrieden geben könnte.

Eine kleine Analogie: Fährt man eine Wende, wechselt das Segel von der einen auf die andere Seite des Boots. Nach einer ganz kurzen Phase des Flatterns, in der die Schot (das Seil) auf der einen Seite los gemacht und auf der anderen Seite noch ohne jeglichen Widerstand herangezogen wird, bekommt man das Segel irgendwann spürbar zu fassen. Der Wind bläht es jetzt auf und es ist an dir, deine Kraft gegen die Kraft des Windes zu setzen, bzw. durch deine Kraft die Kraft des Windes zu nutzen. Es gilt, die Schot mitsamt dem Segel rasch straff zu ziehen, sodass Segel und Wind optimal arbeiten können. Man könnte jetzt sagen, als Jörg mir vom Segeln erzählte, setzte bei mir so eine Art Flattern ein. Jetzt bin ich an dem Punkt, wo ich die ganze Angelegenheit in meinen eigenen Händen spüre. Aber die Arbeit, das Heranziehen, ist noch nicht erfolgt. Das kommt erst noch. Und folglich freue ich mich auf Lernen und Arbeit und hoffe, dass ich alles Notwendige schnell begreife.

Obligatorisch, jetzt aber noch einige Infos zum Tag:

Wir haben etwas länger geschlafen und sind nach einer kleinen Einführung für mich um 12:50 Uhr durch die Wolgaster Klappbrücke nach Krummin gesegelt. Um 15 Uhr kamen wir an. Nachdem unsere Nachbarn im Hafen den fünften Eimer Wasser aus ihrem Boot geschippt hatten, fragten wir dann doch mal nach, was sie da eigentlich tun. "Ja, wir verstehen das auch nicht. Das Wasser sollte eigentlich nur draußen sein", bekamen wir zu hören. Nach dieser lustigen Begegnung und einem späten Mittagessen (Reste von gestern) erkundeten wir den Ort, der früher mal ein Kloster und ein Gut sein Eigen nennen konnte. In der alten, schlicht renovierten Kirche spielte ein Mann Orgel. Im Café Naschkatze gab's Stachelbeerbaiser-Kuchen und Gespräche über's Wetter. Zurück auf dem Boot ging es erst um Börsenmakler, das menschliche Belohnungssystem und all die gesellschaftlichen und individuellen Probleme, auf die man von so einem Thema her zwangsläufig kommt, bevor ich Jörg zum Stadt-Land-Fluss-Spielen überreden konnte. Zum abendlichen Wein aßen wir etwas Käse bis wir begannen, die Fotos vom Tag durchzuschauen, Jörgs Laptop-Chaos zumindest etwas in Ordnung zu bringen und den Blog zu schreiben.

Ich weiß jetzt übrigens, weshalb Piraten Tücher um den Kopf tragen! Die Haare sind schlicht und einfach störend bei all dem Wind. Und so ein Tuch ist genial, um sie sich vom Leib, naja, ich meine vom Gesicht fern zu halten... ;)

caro on bord

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Published on August 7th, 2010 @ 00:47:05 , using 387 words,
caro on bord
caro on bord
caro on bord

15:35 Uhr sollte sie ankommen. Sie kam 16:35 Uhr. Verspätung des Zuges in Stralsund.

Denn plötzlich klingelte bei mir das Handy: Jörg, wo bist du? Ich: Ja, ich bin auf Miss Sophie. Ja, ich bin schon hier. Ich: Ja, wieso das? Du hast doch gesmst du kommst 'ne Stunde später. Ja, ist doch jetzt auch 16:35 Uhr.

Ich: Oh Scheiße.

Acht Minuten später haben wir uns in den Arm genommen. Das war ein Wiedersehen! Wir haben erstmal lange auf der Bank am historischen Hafenbecken von Wolgast gesessen und erzählt und erzählt und erzählt. Caro hat mir die Grundlagen der Meteorologie erklärt (frisch angelesen im Zug). Wunderbar. Jetzt versteh ich manches besser.

Dann sind wir ein bisschen in die Altstadt von Wolgast getrödelt, haben noch einmal unter unseren Füßen den Jahrhunderte alten Natursteinbelag der Gässchen spüren können und sind langsam zum Yachthafen gestromert. Dann hat Caro zum ersten Mal ihren Fuß auf Miss Sophie gesetzt. Und ich habe ein wunderschönes Geschenk bekommen. Nämlich: "Wir Ertrunkenen" von Carsten Jensen.

________________________

Miss Sophie das erste mal zu betreten war schön, aber auch ganz schön wackelig. Schon allein durch den Yachthafen, vorbei an den anderen Bootsleuten und auf dem Steg zwischen den Booten entlang zu laufen war aufregend. Ich treffe da auf eine ganz neue, fremde Welt.

Als erstes habe ich eine kleine Bootseinführung erhalten. Als allererstes zeigte mir Jörg die Essensvorräte und alle Küchenutensilien. Ich glaube er möchte gern mal bekocht werden... ;) [Jörg: Hey, ich tue nichts lieber, als auf Miss Sophie zu kochen und Gäste zu bewirten!] Ok, Jörg meint, das hat was von einem Burgherren, der seine Gäste gut aufgehoben und bewirtet wissen will... Danach bekam ich zu meiner Beruhigung auch alle möglichen Gerätschaften an Bord erklärt: Echolot, Kompass etc. Und gekocht haben wir anschließend gemeinsam: Von mir mitgebrachter Salat mit frisch gehackter Petersilie und Keimlingen. Dazu Püree aus roten Linsen zu Blumenkohlröschen, Möhrchen, Zucchini, Knobi und Zanderfilet.

Nun ist es 0:05 Uhr. Wir sitzen immer noch in der Plicht von Miss Sophie und schreiben gemeinsam. Naja, Jörg diktiert (seinen Teil) und Caro tippt (dank 10-Finger-System auch ohne Licht möglich). Zwischendurch beobachten wir den Sternenhimmel, kontrollieren mithilfe einer Sternenkarte, ob oben auch alles in Ordnung ist und trinken ein paar Gläschen Rotwein. Und während Jörg sich gleich noch in ein Buch vertiefen wird, lässt sich Caro vom sanften Schaukeln in den Schlaf wiegen.

Steg-Musik

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Published on August 4th, 2010 @ 14:04:42 , using 132 words,
Steg-Musik

Gestern hat es den ganzen Tag geregnet und ich hatte viel Zeit, meinen Haarschneider zu reparieren - eine diffizile Arbeit, aber geschafft.

Heute Morgen kam dann die Sonne wieder durch und auf dem Steg wurde plötzlich Musik gemacht - super die beiden.

Gerade rief Caro an und kündigt ihr Kommen für Freitag an. Dann bleibe ich hier in Wolgast, weil das bahntechnisch gut zu erreichen ist und wir werdenn dann zusammen Usedom umrunden und wahrscheinlich noch Polen aufsuchen.

Ich werde die Tage nutzen und mich auf meine Lehrerfortbildung vorbereiten.

Heute Abend gibt es geräucherten Goldbarsch, dazu drei Möhren, fünf Kartoffeln und einen kleinen Salat und einen trockenen französischen Landwein und ich werde wir dabei abschließende Gedanken zu dem Wellershoff-Roman machen, der das Thema eines meiner Lieblingsbücher variiert: Goethes Wahlverwandschaften. Morgen dann dazu mehr

 

auf dem Peenestrom zur Hansestadt Wolgast

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Published on August 4th, 2010 @ 13:54:51 , using 304 words,
auf dem Peenestrom zur Hansestadt Wolgast
auf dem Peenestrom zur Hansestadt Wolgast
auf dem Peenestrom zur Hansestadt Wolgast

Es sollte der Wind aus Nord-West wehen, er kam aber aus Ost-Nord-Ost, also sehr spitz für den Peenestrom - aber es war auch nicht viel Wind und ich bummelte so mit der Fock den Peenestrom lang. Ein beschaulicher, ruhiger, besinnlicher Tag auf dem Wasser - hier mal dem Fischreiher Guten Tag gewünscht, dort über mir dem sehr großen Raubvogel, der in nicht endenwollenden Kreisen sich höher und höher schraubte, zugewunken, ab und zu unwillkürlich den Kopf ein wenig eingezogen, wenn mal wieder die Schwalben und Mauersegler über mich wegtobten, dann durch eine Armada von Seeschwalben hindurchgeplätschert, die wohl eine Beutestelle entdeckt hatten und dann wieder in völliger Stille dahingeduselt, nur ab und zu das Plätschern des Bugs durch das Wasser. Vorbei an den sanften Hügeln des Ufers, in denen das Gold der Weizenfelder in der Sonne glomm und damit das kräftige Grün der Wälder dahinter verstärkte und zum Peenestrom hin durch das flirrige Grün des Schilfs abgerundet wurde und natürlich kommen mir jetzt die Bilder von Caspar David Friedrich in den Sinn - das hier war seine Landschaft.

In Wolgast dann in den Yachthafen der Schiffswerft Horn, direkt vor der Peenebrücke, die sehr nett sind und einen professionellen Service anbieten. Möglicherweise lasse ich mein Schiff hier über den Winter.

Am späten Nachmittag geht dann ein Gewitter durch mit wolkenbruchartigem Regen.

Wolgast ist übrigens Hansestadt gewesen und zwar eine der ersten überhaupt und ist eine Kleinstadt, die gerade dabei ist, wieder etwas mehr Bedeutung zu bekommen durch die Peenewerft, die mit 1000 Beschäftigten hier der größte Arbeitgeber ist und ebenso unübersehbar mit ihrer riesigen Halle ist wie die burgartige St.Petri-Kirche, die den Stadtmittelpunkt darstellt - auf sie laufen mehr oder weniger alle Straßen (besser Gäßchen) zu.

Abends Steinbeißer kleingewürfelt, im WOK auf kleinen Brokoliröschen, einer Zwiebel, zwei Möhrchen, drei Knoblauchzehen und dazu Reis. Hat noch für den nächsten Tag gereicht.



Heeresversuchsanstalt Peenemünde

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Published on August 3rd, 2010 @ 18:22:39 , using 623 words,
Heeresversuchsanstalt Peenemünde
Heeresversuchsanstalt Peenemünde
Heeresversuchsanstalt Peenemünde


Heute also Peenemünde, d.h. das, was von der Heeresversuchsanstalt heute noch übrig ist.

Mit der kleinen Fähre von Köslin nach Peenemünde - und ich ging davon aus, dass die letzte Fähre gegen 20:00 laut Hafenmeister fahren würde. Das aber sollte dann zum Schluss noch eine kleine Überraschung werden.

Ich hatte von Peenemünde und der dort entwickelten V2 nur sehr vage und zudem falsche Vorstellungen. Vor allem über die Größe dieser Forschungs- und Entwicklungsanlage. Sie erstreckt sich über den gesamten Norden der Insel Usedom, ein Gebiet von ca. 25 Quadratkilometern, das übersät war mit Gebäuden und Forschungsanlagen, einer eigenen S-Bahn, die zu den Arbeitszeiten 4000 Arbeiter und ca. 700 Angestellte befördern musste und einem Steinkohle-Kraftwerk, das das modernste der damaligen Zeit war. Das Projekt stellte das größte damalige Technologiezentrum der Welt dar - und wurde damit zur Geburtsstelle der Weltraumfahrt. Zugleich war es das Zentrum eines militärisch-industriellen Komplexes, denn nur durch die Zuarbeit von vielen kleinen und mittelständischen Spezialbetrieben konnten die Forschungs- und Entwicklungsleistungen aufgebracht werden, die mit der Entwicklung einer weltraumfähigen flüssigkeitsbetriebenen Rakete verbunden waren, die aus mehr als 20.000 Einzelteilen betstand. Dabei waren richtungsweisende Entwicklungen notwendig: Wie die notwendigen Sauerstoff- und Alkoholmengen innerhalb des Verbrennungsprozesses gepumpt werden können, wie die Temperaturdifferenzen zwischen + 480 Grad und + 180 Grad materialmäßig bewältigt werden und vor allem wie die Steuerung der Rakete aussehen kann, einschließlich der Lenkung des Feuerstrahls, der 2700 Grad heiß war.

Und ich hatte gedacht, na ja, also das war der Versuch, mit der Entwicklung dieser "Wunderwaffe" dem Krieg noch eine andere Wendung geben zu können und habe es immer als noch in der Entwicklung verstanden. Das aber die V2 längst in Serie gebaut wurde und ca. 900 dieser Raketen auf London abgefeuert wurden und unter der Bevölkerung Angst und Schrecken und Tot verbreitete , weil es gegen diese Waffe keine Abwehrmaßnahmen geben konnte, weil sie die Strecke von 300 Km in 5 Minuten bewältigte, diese Erkenntnis habe ich erst hier bekommen.

Und die gesamte technisch-wissenschaftliche Belegschaft, von Werner von Braun angefangen, wusste über die unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen der KZ-Insassen, die hier und vor allem im KZ "Dora" Mittelbau ihr Leben für den Bau dieser Waffe lassen mussten.

Aber nach dem Krieg haben sich die Westmächte und die Sowjet-Union an dem hier entwickelten Wissen  und an den beteiligten Mitarbeitern gütlich getan: Frankreich baute seine Raketenforschung mit deutschen Fachleuten auf, die Amerikaner sowieso und auch die Sowjetunion  - sie alle bauten auf der hier entwickelten Raketentechnik auf und statteten sich mit den Fachleuten aus Deutschland aus.

Das Bild zeigt die Kraftwerkhalle.

Das Museum selbst ist ausgesprochen ästhetisch und wie ich finde gelungen und und man darf nicht dem Bedürfnis nachgehen, alles lesen und würdigen zu wollen, es ist einfach zu viel.

Als ich dann gegen 18:00 zum Fähr-Anleger zurück schlenderte, musste ich zu meinem Entsetzen dort lesen, dass die letzte Fähre gerade eben weggefahren ist - ohne mich.

Was tun?

Hier ein Zimmer nehmen, konnte ich nicht, denn soviel Geld hatte ich nicht dabei, und meine Scheckkarte war auf MISS SOPHIE. Ein Taxi würde noch teurer werden. Eine Nacht draussen zu verbringen, würde vermutlich mit einer Lungenentzündung enden.

Gab es noch weitere Möglichkeiten? Ich setzte mich erst mal an den Kai und überlegte. Vielleicht einen der Fischer fragen, ob er mich übersetzt. Da sah ich ein kleines Schlauchboot in den Yachthafen einfahren, ein Vater mit Tochter uind Sohn. Ich sofort losgelaufen und ihnen mein Problem geschildert.

Ja, das kriegen wir schon hin. Wir sollen uns hier nur mal eben umgucken und sind in einer halben Stunde wieder da.

Na Wunderbar.

Nach einer halben Stunde waren sie dann auch da und wir schipperten los - und wohin fuhren sie?

Zu ihrem Schiff, und das lag inzwischen direkt neben MISS SOPHIE.

Salat, Tortiglioni mit Pesto und Parmesan und einen roten Pfälzer Landwein und dazu Dieter Wellershoff: Der Liebeswunsch - (bis früh am Morgen)

 

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