Tagebuch der Miss Sophie

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Törnbericht: Schnief Schnief Schnief - back to Riga

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Published on August 21st, 2011 @ 16:41:38 , using 585 words,
Törnbericht: Schnief Schnief Schnief - back to Riga
Törnbericht: Schnief Schnief Schnief - back to Riga
Törnbericht: Schnief Schnief Schnief - back to Riga
Törnbericht: Schnief Schnief Schnief - back to Riga
Törnbericht: Schnief Schnief Schnief - back to Riga

 

Für den 20. August sagte der Seewetterbericht überhaupt nichts gutes voraus: SE bis 7 Windstärken , der bis zum Mittag dauer und in der südöstlichen Ostsee so stark sein soll, dass er dort Wellen bis 5 Metern erzeugen wird. Ab Mittag dann soll er mit moderaten Windstärken aus Nord kommen – aber ob das so zutreffen wird und ob er auch wirklich ab 15:00 Uhr aus Nord kommen wird, das steht in den Sternen geschrieben.

Und da Uli unbedingt am Sonntag Morgen seinen Flieger zurück nach Bremen kriegen muss, beschliessen wir, dass Uli mit dem Bus nach Riga fahren wird und ich am nächsten Tag nach Riga alleine zurück segle (wenn möglich).

Als wir in dem kleinen Supermarkt nach einer Bushaltestelle für einen Bus nach Riga fragen, erklärt uns eine Verkäuferin, wie wir dort hinkommen. Als wir dort ankommen, sehen wir, dass dort kein Aushang mit den Abfahrtszeiten vorhanden ist, und da ist auch schon die Verkäuferin mit ihrem PKW zur Stelle, entschuldigt sich, dass sie uns eine falsche Bushaltestelle genannt hat, läd uns in ihren PKW und fährt uns zu der richtigen.

Das ist Lettland

Wir machen eine lange Strandwanderung, entdecken ein kleines, sehr modern eingerichtetes Restaurant/Bar direkt am Strand, Essen dort eine Kleinigkeit und laufen am Strand zurück.

Auf MISS SOPHIE stelle ich fest, dass ich den Toilettenschlüssel nicht an die Bar zurück gegeben habe. Wir müssen noch mal in die Bar am Strand.

Nochmal den gleichen Weg laufen?

Wir entscheiden uns für den Bus, der uns auch direkt vor der Bar absetzt, geraten dort in eine fröhliche Geburtstagsgesellschaft und die Atmosphäre ist dort so nett, aufgeschlossen und sympathisch, dass wir dort bleiben , noch eine Kleinigkeit essen (in Olivenöl geröstetes Brot mit Knoblauch bestrichen) und dann gibt es später noch auf MISS SOPHIE, die an einem Kai für Großschiffe liegt, weil es hier keinen Yachtsteg gibt, und wo uns abends vollkommene Ruhe und Dunkelheit umgibt, wenn die Allu-Werft die Arbeit beendet hat, ein paar Biere und einen Abschieds-Wodka.

Übrigens finden wir, das dieser kleine , sympathische Hafen wieder einen  Yachtsteg und einen Sanitärcontainer verdient hat. Der ehemalige, bei einem Sturm zerstörte Anleger liegt noch lieblos auf einem Ponton.

Der nächste Tag wird dann auch so wie erwartet. Während es in der Nacht tüchtig stürmte und die Wanten und Stagen zum Heulen brachte und es kübelweise regnete, ging der Wind dann erst am Nachmittag erst auf West und dann in einer Flaute auf Nord - der Seegang aber blieb bis zum Abend. Mit segeln wäre nichts geworden.

Als ich am nächsten Tag bei angekündigten Nordwind 3-4 morgens die Leinen losmachte, war auch ein Nord von 3 da, der aber leider nach einer Stunde in einer Flaute endete.

James musste ran, Admiral von Schneider kam an die Pinne und ich holte meinen Thriller aus der Koje und fleezte mich ins Cockpit und las. Alle Stunde einen Rundumblick, aber nicht ein einziges Segel, kein Angler, kein Fischerboot noch sonstiges Gefährt am Horizont zu sehen.

Als ich die Molenköpfe der Einfahrt in den Seekanal nach Riga am Horizont sehen kann, bin ich mit meinem Buch durch und kann mich jetzt der Navigation widmen.

Um 16:00 bin ich wieder im Latvijas Jahta, tanke 20 Lieter Diesel und mach an der Heckboje fest, als der Nordwind anfängt, mit den versprochenen 4 Windstärken zu wehen.

Egal. Für dieses Jahr ist damit die Segelei beendet.

Schnief Schnief Schnief.

 

zu den Bildern:

Der kleine sympathische Hafen von Skulte

Die nette Bar direkt am Strand

Cumulus über Lettland

Kritischer Blick in die Segel

Beim Lesen während Admiral von Schneider an der Pinne ist

Törnbericht: Dabei ging es so gut los - zurück nach Skulte

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Published on August 18th, 2011 @ 17:36:19 , using 343 words,
Törnbericht: Dabei ging es so gut los  - zurück nach Skulte
Törnbericht: Dabei ging es so gut los  - zurück nach Skulte
Törnbericht: Dabei ging es so gut los  - zurück nach Skulte
Törnbericht: Dabei ging es so gut los  - zurück nach Skulte
Törnbericht: Dabei ging es so gut los  - zurück nach Skulte
Törnbericht: Dabei ging es so gut los  - zurück nach Skulte
Törnbericht: Dabei ging es so gut los  - zurück nach Skulte
Törnbericht: Dabei ging es so gut los  - zurück nach Skulte

Weil Uli am Sonntag-Morgen seinen Flieger in Riga kriegen muss, mussten wir langsam an den Rückweg denken.

Da der Weg zurück SSW verläuft, wir aber bisher immer SW-Wind hatten, waren wir lieber mit den Füßen unterwegs als mit den Segeln, denn das hätte nicht funktioniert - zumindest nicht bei den langen Strecken hier, die zurückgelegt werdern müssen und beim kreuzen sich sofort verdoppeln: aus 30 sm werden dann einfach 60 oder 70 sm.

Für heute war West 4 angesagt und so sind wir um 11:00 los und haben aus der  letzten Erfahrung heraus gleich das 2. Reff im Großsegel dringelassen

In der Einfahrtsrinne war noch von den letzten Tagen eine heftige Welle, gegen die wir bis zur Ansteuerungstonne kräftig gegenan bolzen mussten, dann aber stoben wir nach Süd, und MISS SOPHIE schaufelte mit dem Bug die Wellen weg.

Herrliches Segeln, was Spaß macht, weil es einem die Kraft der Segel und des Schiffes sinnlich vermittelt.

Um 14:00 Uhr können wir unseren Kurs nicht mehr recht halten und machen einen Schlag 7 sm nach West.

Um 15:30 schläft der Wind völlig ein und James muss wieder an die Arbeit.

Wir motoren aber durch eine grandiose Wolkenszenerie, was uns allerdings nicht wirklich entschädigt.

Um 21:00 legen wir bei Dunkelheit, sicher durch das rot-weiß-grüne Sektorenfeuer des Hafens geleitet, in Skulte an - aber den Hafen kennen wir ja schon und wissen schon, wo wir hin müssen.

Weil die kleine Kneipe, wo man auch etwas zu Essen bekommt, doch ein ganzes Stück entfernt ist und nicht mehr aufhaben wird, wenn wir dort ankommen, gibt es mal wieder etwas an Bord zu Essen:

Vorspeise: Frischkäse auf Tomaten, mit Koblauch, Basilikum und Olivenöl verfeinert

1. Hauptgericht: Eine chinesische Suppe verfeinert mit Zwiebeln, Knoblauch und Gewürzen

2. Hauptgericht: Frische Kartoffeln und Sadinen aus der Dose

Nachspeise: eine Avokado mit einem Fischkäse-Inhalt

Dazu Bio-Rotwein aus dem Weinkeller der MISS SOPHIE

Danach gibt es noch ein langes Gespräch über Gott und die Welt bei der schauklelnden Petroleumlampe und den Wetterbericht, der aber für den nächsten Tag wieder kräftigen Südwind ankündigt, der in der südlichen Ostsee Wellen bis 5 Meter aufschaufeln wird und danach Nordwind.

Schaun wir mal.





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„GOLDENER ANKER“ für die Hafenmeisterin in Salacgriva

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Published on August 16th, 2011 @ 22:19:50 , using 643 words,
„GOLDENER ANKER“ für die Hafenmeisterin in Salacgriva
„GOLDENER ANKER“ für die Hafenmeisterin in Salacgriva
„GOLDENER ANKER“ für die Hafenmeisterin in Salacgriva
„GOLDENER ANKER“ für die Hafenmeisterin in Salacgriva
„GOLDENER ANKER“ für die Hafenmeisterin in Salacgriva
„GOLDENER ANKER“ für die Hafenmeisterin in Salacgriva
„GOLDENER ANKER“ für die Hafenmeisterin in Salacgriva
„GOLDENER ANKER“ für die Hafenmeisterin in Salacgriva
„GOLDENER ANKER“ für die Hafenmeisterin in Salacgriva

 

„GOLDENER ANKER“ für die Hafenmeisterin in Salacgriva



Durch die nette Hafenmeisterin animiert bleiben wir hier einen Tag, weil wir neugierig auf dieses Land geworden sind und entscheiden uns, mit Mietfahrräder das Land zu erobern.

Ein Anruf bei der Hafenmeisterin und sie setzt alle Hebel in Bewegung, für uns Fahrrräder zu organisieren.


Nach einer Stunde kommt der Anruf, nur in einem 10 km entferten Ort wird das gehen, sie würde uns dort gerne hinfahren gegen Spritkosten.


Dafür, und nicht nur dafür, bekommt sie den „GOLDENEN ANKER“ für den besten Service eines Hafenmeisters/in  von uns verliehen.

Wir entscheiden uns für eine lange Wanderung entlang des Salaca (der Fluss) bis zu den Neunaugen-Fischreusen.

Der Weg entlang des Flusses führt auf unbefestigten schmalen Wegen entlang kleinen in großen Gärten gelegenen Häusern, meist alten Holzbauten, und uns kommen Erinnerungen an unsere eigene Kindheit in den 50-ziger und 60-ziger Jahre, und an unsere Großeltern, Eingemachtes, Zinkbadewannen, Abwasch vor dem Haus draußen in einer Emailleschüssel, Brennholzstapeln und selbstgepflückten Obst aus den Bäumen des Gartens.

Und so war es dann auch. Wir kamen an einem Garten vorbei, in dem eine ältere Frau gerade Pflaumen pflückte, grüßten freundlich und bekamen dafür die Hände voller Pflaumen geschenkt.


Alles war hier einfach, freundlich und schön. Wir hatten den Eindruck, dass hier die Menschen noch das richtige Maß der Dinge des Lebens haben.


Dann langten wir an an den Reusen an.

Der Fluss wurde hier mittels in den Grund gerammter schmaler Holzstangen, an denen Bretter befestigt waren, gestaut und zu einer Engstelle umgeleitet.

Hier werden Neunaugen gefangen mit einer Fangmethode, die vermutlich schon in der Steinzeit angewendet wurde.


Nun wendeten wir uns vom Salaca ab und gingen ins Land.


Die flache aber abwechselungsreiche Landschaft besteht aus Wiesen, agrarisch genutzen Feldern, Mischwäldern, Brachen und baumbestandener Flusslandschaft. Dazwischen, mit größerem Abstand zwischen sich, standen kleine oder manchmal auch größere Häuser, umstanden von großen Gärten.


Zu jedem einzelnen Haus führte ein offizielles Schild an der Straße mit einem Namen und wir fragten uns, ob es der jeweilige Familienname sei oder ob es eine eigenständige Ortsbezeichnung war.


Unser Weg bestand aus einer unbefestigten, aber breiten Straße, auf der uns manche Lastwagen und PKWs in eine dicke Staubwolke n einhüllten.


Nach einigen Stunden bekamen wir langsam Hunger und Durst und wir entdeckten einen kleinen Supermarkt, als unser Weg die Via Baltica kreutze.

Joghurt, Brezel, Käse, Schinken wanderten in unseren Rucksack und schnell waren wir jetzt auf dem Weg an das Ufer des Rigaischen Meerbusens, weil wir gespannt waren, wie es hier wohl aussehen wird, weil wir von dem Abstand vom Ufer unseren Kurses das Ufer nur ahnen konnten.


Zwischendurch müssen wier einfach mal bemerken, dass wir den ganzen Tag von dicken, scharzen Wolken umgeben waren, während wir selbst eigentlich immer im Sonnenlicht gehen konnten – T-Shirt-Wetter.


Wir mussten nmoch eine ganze lange Strecke durch Nadelwald gehen, bevor wir eine Ahnung auf das Wasser bekommen konnten.


Dann waren wir überrascht:

Ein Schilfgürtel erwartete uns.


Und an das Wasser kamen wir nicht so leicht ran.


Jörgs Spürnase findet jedoch einen Pfad, wo eigentlich keiner ist.

Und schon sitzen wir auf einer kleinen Holzbank und verzehren voller Genuss unsere mitgebrachten Kostbarkeiten.

 

Danach entscheidet sich Uli für das Wandern im Wasser, Jörg bleibt lieber an Land.


Zurück an Bord rufen wir die nette Hafenmeisterin an, sie ist in 20 Minuten da, hat einen Korb voll Äpfel für uns aus ihrem Garten, sie versucht uns noch einmal, für ein Wiederkommen zu motivieren, was wir ihr gerne versprechen, und danach gibt es einen fürstlichen Salat im Cockpitt der MISS SOPHIE, danach landet der Laptop auf dem Tisch und wir schreiben diesen Blog gemeinsam.


Kleiner Nachtrag:

Salacgriva ist eine 3000 Seelen-Stadt. Aber hat: Eine große Bibliothek (natürlich, wie jedes Dorf, jede Stadt in Lettland), ein Museum, ein Kulturzentrum, eine große Musikschule, Kunst auf öffentlichen Plätzen, diverse Tanz- und Musikgruppen und ein tollen Festivalprogramm für eine Stadt dieser Größe.

Törnbericht: Dann wurde es doch noch ein schöner Segeltag – von Skulte nach Salacgriva

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Published on August 17th, 2011 @ 21:56:52 , using 369 words,
Törnbericht: Dann wurde es doch noch ein schöner Segeltag – von Skulte nach Salacgriva
Törnbericht: Dann wurde es doch noch ein schöner Segeltag – von Skulte nach Salacgriva
Törnbericht: Dann wurde es doch noch ein schöner Segeltag – von Skulte nach Salacgriva
Törnbericht: Dann wurde es doch noch ein schöner Segeltag – von Skulte nach Salacgriva

 

Dann wurde es doch noch ein schöner Segeltag – von Skulte nach Salacgriva


Morgens um 08:00 sind wir losgefahren. Angesagt waren bis mittags SE 3 nach SW drehend und danach SW 2-3.


Wir hatten SW 1 und das ließ uns so ein wenig dahintreiben, so dass wir das Frühstück in der Plicht einnahmen und und seelisch auf einen ganzen Tag motoren einstellten, denn der Weg war 30 Seemeilen lang.


Um 09:00 drehte der Wind nach NNW, also sehr spitz gegenan, so dass wir James um Hilfe baten, weil er immer noch nur schwach war.


Uns graute vor der Vorstellung, dies nun die nächsten 8 Stunden weiter machen zu müssen.


Um 10:30 hatten wir NW 4-5 (angesagt war SW) und um 11:45 haben wir in das Großsegel das zweite Reff eingebunden und wir schoben mit 30 Grad Lage mit 5 kn durch die Wellen.


Uns beschäftigte die Frage: Bleibt es dabei oder geht der Wind noch ein ganz ganz kleinen Stück nördlicher, dann könnten wir nicht mehr unseren Kurs halten - ja – und dann?

Zurück?


Nach Konu laufen , was einen Nachttörn bedingte?


Gegenanbolzen?


Rings um uns herum wird der Himmel von dunkelblauen Wolkenbänken eingeschlossen und irgendwann bemerken wir, dass diese Wolkenbänke gegen die Windrichtung langsam auf uns zu kommen. Wir gehen in unsere Overalls und dann fängt es auch an zu regnen und der Wind geht mit 5 Windstärken auf West.


Uli sitzt an der Pinne und ich kann mich ganz dem beschaulichen Betrachten der Dinge des Lebens hingeben. So sicher habe ich mich selten auf meinem Schiff gefühlt.


Er steht durch, die Wellen werden höher, aber wir können unseren Kurs gut halten und um 17:00 sind wir in dem Hafen von Salacgriva fest, wo uns eine junge, ausgesprochen freundliche Hafenmeisterin in Empfang nimmt, deren strahlenden Augen von einer Art sind, wie ich sie selten in meinem Leben gesehen habe. Glücklich derjenige, der diese Augen erobert.


Wir gehen Essen, sehen einen kleinen Ort, der 3000 Einwohner hat, in dem absolut nirgend irgendwelcher Müll zu sehen ist, die Menschen sind freundlich, am Steg kichern die jungen Mädchen, als wir an ihnen vorbei gehen und sie mit einem „Hello“ begrüßen, uns begegnen diverse Jugendliche, die auf ihren Fahrrädern auf dem Rücken irgendwelche Musikinstrumente transportieren und wir haben den Eindruck, das ist hier ein gelobtes Land.

 

Törnbericht: Eigentlich kein Segeln von Riga nach Skulte

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Published on August 15th, 2011 @ 21:26:16 , using 405 words,
Törnbericht: Eigentlich kein Segeln von Riga nach Skulte
Törnbericht: Eigentlich kein Segeln von Riga nach Skulte
Törnbericht: Eigentlich kein Segeln von Riga nach Skulte
Törnbericht: Eigentlich kein Segeln von Riga nach Skulte

 

Eigentlich kein Segeln von Riga nach Skulte


Gestern ist Uli aus Bremen mit dem Flieger angekommen und wir haben Riga architektonisch und kulturell erobert. Darüber zu schreiben würde alle Dimensionen sprengen.

Danach fand eine kurze Törnplanung statt, was bei der Wetterprognose denn seglerisch zu machen sei.


Am nächsten morgen waren wir um 10:00 Uhr auf dem Weg, nach dem wir noch einmal bei der Tankstelle 20 Liter Diesel getankt hatten.


Angesagt waren östliche Winde um 4 Beaufort bis 12:00 mittags und danach südost 3, nach süd drehend.


Wir hatten SW 2-3 und gingen los unter Groß und Fock.


Die Sonne schien, ein paar lustige Cumuluswolken schoben sich am Himmel lang und alles schien gut.


Um 11:00 Uhr haben wir die Fock gegen die Genua ausgewechselt. Der Wind drehte auf NNW 2 – angesagt waren SE 3.


15:30 musste James mithelfen, der Wind kam jetzt sehr sehr spitz ein – aber den ganzen Tag Sonne.


Um 19:00 waren wir in Skulte an einem Industriekai fest.


Wir hatten Hunger. Über die Möglichkeit noch etwas zu Essen zu kriegen, gab es nach Nachfragen etwas ungenaue Angaben: Zwischen 200 Metern und 2 Km schwankten die Angaben über eine Bar, wo man auch etwas zu Essen bekommen kann.


Wir gehen los. Wir gehen und gehen und gehen, und als wir am Ortsende angekommen waren, sahen wir sie schon. Einfach, nett, und es gab nicht nur etwas zu Essen, sondern es gab eine ganze Karte mit Gerichten. Die beiden jungen Mädchen, die den Laden hier schmissen, waren ausgesprochen gut drauf, sehr freundlich und innerhalb kürzester Zeit hatten wir unser wohlverdientes Bier auf dem Tisch und bald darauf auch unser Essen.


Die jungen Leute um uns herum an den anderen Tischen waren ausgesprochen angenehm in der Art und Weise, wie sie miteinander umgingen und wir fühlten uns dort sauwohl. Lettland scheint ein glückliches Land zu sein, wo die Menschen gerne leben, gut drauf sind und nach vorne wollen.


Dann hat Uli mich überzeugt, dass wir auf dem Rückweg unbedingt unten am Wasser langgehen müssen. Und das war eine super Idee. Denn erstens ist diese Küste als kleine Steilküste ausgesprochen schön, zweitens wird das anscheindend auch von der Bevölkerung so gesehen, weil der ganze Strand besetzt war von Menschen und drittens ist es ein Refugium von Liebespaaren, die sich hier am Ufer wohl fühlen und das auch zeigen.


Danach haben wir noch lange bei Bier und Wodka und einem rechtsseitig angeknabberten Vollmond an Bord gesessen und uns unser ganzes Leben erzählt (oder wenigstens Ausschnitte daraus).

Törnbericht: Mit drei Reffs im Großsegel nach Riga

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Published on August 11th, 2011 @ 09:21:13 , using 1380 words,
Törnbericht: Mit drei Reffs im Großsegel nach Riga
Törnbericht: Mit drei Reffs im Großsegel nach Riga
Törnbericht: Mit drei Reffs im Großsegel nach Riga
Törnbericht: Mit drei Reffs im Großsegel nach Riga
Törnbericht: Mit drei Reffs im Großsegel nach Riga
Törnbericht: Mit drei Reffs im Großsegel nach Riga
Törnbericht: Mit drei Reffs im Großsegel nach Riga
Törnbericht: Mit drei Reffs im Großsegel nach Riga

 

Mit drei Reffs im Großsegel nach Riga



Die Wetterkarte war eigentlich eindeutig: für den Rigaischen Meerbusen waren Winde aus SüdWest angesagt zwischen 2 und 4 Beaufort, eher ein bischen weniger am Vormittag und die Großwetterlage versprach eine Okklusionsfront, die aus Westen ankommen würde.

Dies hätte mir zu Denken geben müssen – tat es aber nicht, weil der Himmel am Morgen nach meiner Meinung ganz gut ausssah (Bild 1): Cumuluswolken, die eine breite Basis haben und deren Gipfel plattgedrückt sind.

Hätte ich in dem zweiten Wetterbuch nachgeschlagen, dann wäre mir zu einem ähnlichen Bild der folgende Text aufgefallen und hätte mein Auslaufen möglicherweise verhindert:“ Vorkommen: Im Warmsektor vor Annäherung einer Kaltfront (Gewitter an der Front, längerer Regen nach Frontdurchgang)“.


Als ich um 09:00 losmachte, kam noch der junge Hafenmeister und berichtete mir, dass das Segelboot, das gestern neben mir am Steg lag, und mit dessen Skipper ich noch kurz gesprochen hatte, weil er mit seinen gerade angekommenen Chartergästen nach Riga wollte und ich nur auf die Wolken hinwies (siehe gestrigen Blog), dass dieser Skipper bei den hohen Wellen, die sich im Laufe des Tages im Rigaischen Meerbusen gebildet hatten, über Bord gegangen sei und von seiner unerfahrenen Mannschaft nicht wieder gefunden werden konnte. „And we are worried about you, because you are allone.“


Das heitert einen natürlich geradezu auf, wenn man gerade die Leinen losgemacht hat, um den gleichen Törn zu beginnen.


Anfangs war der Wind 2 und ich dachte, da er mehr werden sollte, ich versuche mal, bei dem halben Wind die Genua ziehen zu lassen. Aber er kam nicht aus SüdWest, sondern aus SüdSüdOst, also spitz gegenan und ich musste die Genua gegen die Fock auswechseln und dann das Groß dazusetzen, weil ich bei den wenigen Windstärken möglichst viel Fahrt haben wollte, um die Strecke von ca. 40 Seemeilen möglichst schnell zu bewältigen.


Dann begann sich das Wolkenbild völlig zu verändern: Es begannen sich große, gewaltig in die Höhe reichende Cumuluswolken auszubilden und vor mir nahm meine Aufmerksamkeit eine Schauerwolke ein, in der ich viel Musik vermutete (Bild 2). Der Wind hatte auch schon zugelegt und ich ich segelte mit 5 – 6 kn und überlegte, auf welcher Seite ich sie am besten umsegeln könne, wobei mir noch nicht klar war, in welcher Richtung sie eigentlich zog.


Seit einer Weile beobachtete ich mit Sorge, wie sich hinter mir über dem Festland langsam eine Gewitterfront ausbildete, die den ganzen hinteren Horizont einnahm (Bild 3). Aber bei dem seitlich einkommenden Wind sagte ich mir, dass ich hier auf der sicheren Seite sei, weil das Gewitter nach Norden ziehen würde, entlang der Küste.

Aber Gewitter haben ihre eigene Logik.


Über dem Festland begannen nun die Blitze und eine halbe Stunde später war es dann über mir (Bild 4).


Wegen der vor mir liegenden Schauerwolke und der hinter mir langsam auf mich zukommenden Gewitterfront, hatte ich nun das Großsegel runtergenommen und segelte nur mit Fock. Und das war auch gut so.

 

Während die Schauerwolke scheinbar stationär lag und je näher ich ihr kam, sich langsam aufzulösen schien, war dann plötzlich die Gewitterfront da und als ich gerade meine Sonnenbrille gegen meine normale Brille eintauschte, wozu ich ganz kurz nur die Pinne loslassen musste, weil ich den Niedergang schon zugemacht hatte und dafür kurz mit dem Kopf unter Deck musste, schoss der Wind hinter mir um 90 Grad nach NordWest und legte meine Fock back. Bis ich begriff, was passiert war und mich erstmal orientieren musste, wo jetzt eigentlich Nord, Süd, Ost und West waren, denn es gab hier keine Landorientierung, brauchte es eine Zeit. Und es fing an, wie aus Kübeln zu gießen – aber das war mir ja vorher schon klar und deshalb war ich längst in meinem Helly-Hansen-Overall.


Ich hatte freien Seeraum und als mir klar wurde, was passiert war, war der Wind auch schon annähernd wieder aus der alten Richtung da, allerdings jetzt deutlich als Süd-Ost, was für mich halben Wind bedeutete, und ich ging langsam wieder auf meinen Kurs.


Um 14:00 Uhr dann kam aus dem mit keinem Anzeichen vorwarnenden Himmel eine Bö, die MISS SOPHIE auf die Seite legte und sie in den Wind schoss und nach Süden abzischte. Das Rigg begann zu rütteln und ich war heilfroh, dass ich die Wanten und Stagen um 1 Millimeter verstärken lies. Die Fock tauchte auf der Leeseite immer wieder in die Fluten und nachdem nach einer Viertelstunde die Bö immer noch nicht aufgehört hatte, entschloss ich mich, weil auch das Auffieren des Grosssegels das Rütteln nicht beendete, zu Reffen.

 

Ich drehte bei, fierte den Großbaum auf, kletterte zum Mast, und löste die Mastrutscher und nahm die 2. Reffleine und zog sie durch.

Als ich das Großsegel nicht richtig wieder hoch bekam, schaute ich, was der Grund war.

In der Meinung, die schwarze Leine sei die 2. Reffleine, hatte ich die dritte Reffleine durchgezogen, das Großsegel aber am Mast mit der zweiten Reffkausch belegt. Ich entschloss mich rasch, das Segel auch hier schnell mit der dritten Reffkausch zu belegen und was passierte: MISS SOPHIE schob mit 6-7 kn durch die Wogen und lag herrlich ausgeglichen auf dem Ruder, dass ich es fast als Sonntagssegeln empfand, weil ich langsam freudig ausrechnete, wann ich wohl bei dieser Geschwindigkeit in Riga ankommen würde, denn ich segelte nun schon seit Stunden deutlich über 5 kn.


Um 15:00 ging die Geschwindigkeit langsam immer öfter runter auf 4-5 kn und ich entschloss mich, das dritte Reff auszuschütteln und mit dem zweiten Reff weiter zu segeln, weil der Himmel immer noch nach Böen aussah.


Gemacht, getan, MISS SOPHIE lief wieder mit 5-6 kn.


Ich fing mein Belohnungssystem wieder an, denn inzwischen stand ich seit 7 Stunden an der Pinne und hatte außer einigen Schlücken aus der Energy-Flasche nichts zu mir genommen.


Ich setzte mir die Marke 16:00 Uhr, dann würde ich den Kartenplotter befragen, wie weit es noch bis Riga ist und ich wettete (bzw. ich hoffte, wobei die Hoffnung nicht ganz unberechtigt war), das ich um 16:00 sechs sm vor dem Seekanal von Riga stehen würde.


Um 16:00 lüftete ich gespannt und aufgeregt das Geheimnis:
5,7 sm.

Dem sehr zufriedenen Skipper winkten nun drei Schlucks aus der Energy-Buddel und diesmal bekam auch MISS SOPHIE einen Teil davon, wegen hervorragender Leistungen.


Vor mir begann sich der Himmel über Riga verdächtig dunkelblau einzufärben und wenig später dann schossen auch schon die Blitze aus den Wolken (Bild 5).

Na prima, dachte, erst hinter mir ein Gewitter, dann über mir und jetzt segel ich in eins hinein. Was kann denn nun noch kommen? Eins von unten?


Inzwischen hatte sich auch eine entsprechende See aufgebaut, die mir aber keine Sorgen machte, weil sie querab reinkam, aber je näher ich dem Seekanal kam, begann die Frage, wo ich die Segel runter nehmen sollte.

Hier draußen im Seegang oder lieber im geschützten Bereich des Seekanals. Aber wie breit war der?

Jörn Heinrich wurde befragt und der sagte 500 Meter. Also unter Segel rein. MISS SOPHIE schoss, weil der Wind hier wieder stärker wurde, oder weil der Kanal wie eine Düse wirkte, mit 6,7 kn durch das Wasser und der Wind kam jetzt auch Spitz von vorne, als ich sah, dass eine riesige Fähre mir entgegen kam (Bild 6).


Aber ich vertraute darauf, dass das Wasser auch neben dem Tonnenstrich tief genug ist und als ich im Windschatten der Bäume und Gebäude des Seekanals war, hatte ich keine Mühe, die Segel in aller Ruhe herunter zu nehmen.


Etwas mußte ich noch nach dem Latvijas Jahtklubs suchen, aber dann war ich da, das Anlegen vor Murring-Boje klappte hervorragend und als ich MISS SOPHIE aufgestoppt hatte, konnte ich in aller Ruhe nach vorne gehen und einer hilfreichen Hand die Vorderleine in die Hand geben. Der war wohl sichtlich angetan von meinem Manöver und machte ein entsprechenden Zeichen mit dem Daumen und ich fühlte mich mit meiner Seglerseele wieder versöhnt, die doch stark gelitten hatte nach den ganzen falschen Wetterprognosen und entsprechenden unseglerischen Vorgängen der Vergangenheit.


Wenn Seglertage immer so aussehen, was brauch ich da noch das Paradies? Es ist doch da.


Nachts schoben dann noch weiter riesige Wolkenungetüme über den Himmel (Bild 8). Aber was gibt es schöneres, wenn man in einem sicheren Hafen liegt.

Es gibt noch schnell was zu Essen, Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten und Mais im Wok, dazu ein Bier und ein paar Wodka und dann weiter in meinem neuen, eingetauschten Krimi über einen schwermütigen Forensiker, der sich in Todesgefahr begibt, als er sich an der Aufklärung eines zur Unkenntlichkeit zersetzten Toten beteiligt.

Schlechtwetterhimmel über Mersrags

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Published on August 9th, 2011 @ 18:32:29 , using 52 words,
Schlechtwetterhimmel über Mersrags
Schlechtwetterhimmel über Mersrags
Schlechtwetterhimmel über Mersrags
Schlechtwetterhimmel über Mersrags
Schlechtwetterhimmel über Mersrags
Schlechtwetterhimmel über Mersrags

Im Abstand von 30 Minuten ziehen diese Schlechtwetter-Wolkenungetüme hier über den kleinen Hafen sorgen mit ihren Böen für Turbulenz an den Stegen.

Aber die Gegend hier ist schön.

Und was glaubt ihr, steht in dieser kleinen Ansammlung von Häusern hier? Ein großes, frisch saniertes Gebäude - und enthält, ihr ahnt es schon, die Bibliothek.

Törnbericht: Entspanntes Segeln nach Mersrags

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Published on August 9th, 2011 @ 08:56:24 , using 207 words,
Törnbericht: Entspanntes Segeln nach Mersrags
Törnbericht: Entspanntes Segeln nach Mersrags
Törnbericht: Entspanntes Segeln nach Mersrags
Törnbericht: Entspanntes Segeln nach Mersrags
Törnbericht: Entspanntes Segeln nach Mersrags
Törnbericht: Entspanntes Segeln nach Mersrags

 

Entspanntes Segeln nach Mersrags


Süd-West 3-4 waren angesagt und bei halben Wind wurde es ein entspanntes Segeln nach Mersrags. Ich setzte Admiral von Schneider an die Pinne und träumte den gewaltigen Wolkenriesen hinterher.


Als dann der Wind achterlich einkam, holte ich das Groß runter und ließ die Genua ziehen – auch, weil gerade eine sehr kräftige Böe MISS SOPHIE in den Wind schießen ließ.


Spannend wurde es dann doch noch, als ich mich am Kap Mersrags plötzlich in einem Gewusel von Oberflächennetzen wiederfand und ich erstmal das Knäul entwirren musste, um rauszukriegen, wo da Anfang und Ende ist um dann daraus zu segeln.


Der kleine Hafen an dem Kanal, der den Enguresee zum Rigaischen Meerbusen entwässert, hat gerade einen neuen, schwimmenden Anleger bekommen und ein modernes kleines Yacht-Center mit WC und Dusche und ein paar Appartementszimmer, alles in sehr ordentlichem Zustand.


Diese kleinen lettischen Dörfer sehen aus, wie bei uns Parzellengebiete, denn es sind mehr oder weniger große oder kleine Häuschen, die in weitläufigen Gärten gelegen sind und die Straßen sind meist ungepflastert, was den dörflichen Charakter noch mehr hervorhebt.


Eine kleine Werft gibt es hier, Holzumschlag, ein Ausflugsschiff wird dgerade in Stand gesetzt, im Hafen wird gebaggert und man versucht, diesen kleinen Ort touristisch zu nutzen.

STRAND FUND STÜCKE ROJA

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Published on August 7th, 2011 @ 15:08:22 , using 114 words,
STRAND FUND STÜCKE ROJA
STRAND FUND STÜCKE ROJA
STRAND FUND STÜCKE ROJA
STRAND FUND STÜCKE ROJA
STRAND FUND STÜCKE ROJA
STRAND FUND STÜCKE ROJA
STRAND FUND STÜCKE ROJA
STRAND FUND STÜCKE ROJA
STRAND FUND STÜCKE ROJA
STRAND FUND STÜCKE ROJA
STRAND FUND STÜCKE ROJA

Wegen Ostwind lange Strandwanderung, von der ich ein paar Fundstücke mitgebracht habe.

 

Als ich an einem einsamen Stück des Strandes diesen Stuhl entdeckte und dabei war, ihn aus verschiedenen Perspektiven zu fotografieren, kam eine junge Frau auf ihrem Fahrrad hier an und fragte mich erst auf lettisch irgend etwas und als ich ihr bedeutete, dass nur deutsch oder englisch ginge, fragte sie, ob ich hier bleiben wolle. Nein, sagte ich, " I am just walking along the strand, but this is a nice place for a chair" und dann sagte sie mir, dass es ihrer sei.

Als ich Stunden später hier wieder vorbei kam, saß sie auf ihrem Stuhl und las.

Glückliche Menschen hier.

Törnbericht: Fast ein wunderschöner Segeltag – von Montu nach Roja

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Published on August 6th, 2011 @ 16:33:53 , using 785 words,
Törnbericht: Fast ein wunderschöner Segeltag – von Montu nach Roja
Törnbericht: Fast ein wunderschöner Segeltag – von Montu nach Roja
Törnbericht: Fast ein wunderschöner Segeltag – von Montu nach Roja
Törnbericht: Fast ein wunderschöner Segeltag – von Montu nach Roja
Törnbericht: Fast ein wunderschöner Segeltag – von Montu nach Roja
Törnbericht: Fast ein wunderschöner Segeltag – von Montu nach Roja
Törnbericht: Fast ein wunderschöner Segeltag – von Montu nach Roja

 

Fast ein wunderschöner Segeltag – von Montu nach Roja


Morgens um 07:30 wache ich auf und um mich selbst unter Druck zu setzen, lasse ich sofort den Motor an und habe 15 Minuten später schon die Leinen los, da kommt der Cerberus schon wieder an und will seine EUR – und als ich nochmals meine Schultern zucke, kommt wieder die gleiche Verschwinde-Bewegung wie gestern abend. Montu – Nein Danke, nicht noch einmal.


Ich will wieder zurück nach Lettland, nach Roja, dass von hier 50 Seemeilen entfernt ist.


Gleich nach dem Hafen ziehe ich Genua und Groß hoch, Wind kommt aus SE 3 und ich übergebe an Admiral von Schneider, nehme meinen Wecker mit ins Cockpit und stelle ihn auf 20 Minuten und lege mich schlafen – die Wodkas und die Biere von gestern abend wollen noch ein wenig Ruhe haben. ( Wenn ich im Cockpit schlafe oder Nachts picke ich mich grundsätzlich an - man weiß ja nie, plötzliche Bö, Albtraum oder was auch immer)

Schönstes Segelwetter, wolkenloser Himmel, ruhige See, kein Schiff zu sehen, einsame Gegend hier, alles bestens.


Um 12:00 Uhr ist Flaute.


Plötzlich sehe ich einen Raubvogel immer wieder um meinen Mast herumfliegen. Ich komme erst nicht drauf, was er will. Dann sehe ich es: Sein Weibchen sitzt schon auf dem Mastkopf auf dem Ausleger, auf dem mein Windex steht, und er möchte wohl neben ihr Platz nehmen und weiß noch nicht recht, wo, denn oben auf meinem Mast sitzt das weiße Rundumlicht mit einer glatten Glaskuppel und davor sitzt mein Notblitz. Immer wieder steuert er meinen Mastkopf an, dann endlich hat er es geschafft. Einträchtig sitzen die beiden nun nebeneinander auf meinem Mast.


Nur, was machen diese Raubvögel hier weitab von Land auf See?


Ich quere den Großschiffahrtsweg und steuere meinen Waypoint am Ausgang der Irbenstraße an, der neben dem gut sichtbaren Leuchtturm am Kap Kolka steht.


Es ist Wind aufgekommen, SE 3-4, und ich kann gerade noch meinen Kurs auf Roja mit 160 Grad halten und laufe mit 5-6 Knoten nun wieder unter Segeln.


Ich rechne. Noch 20 Seemeilen, das sind bei der Geschwindigkeit noch 4-5 Stunden.


Auch schönstes Segeln ist nach einem solchen Tag wie gestern, der mich 22 Stunden auf den Beinen sah, irgendwann doch nur noch Arbeit und ich sehne mich danach, bald in einem Hafen festmachen zu können.


Aber bis dahin sind es noch 5 Stunden und ich muss sehr aufmerksam steuern, weil ich so hoch am Wind bin, dass auch nur ein paar Grad zu hoch am Wind die Genua vorne zum einfallen bringen – und zur anderen Seite habe ich nicht viel Spielraum, weil es dort flach wird.


Ich spiele jetzt mein Belohnungssystem:


Jede volle Stunde gehe ich auf meinem Kartenplotter auf die Navigationsseite, die mir anzeigt, wie weit weg mein Hafen noch ist, und mache mein Spiel: wenn ich mit meiner Schätzung drüber lag, gibt es zwei Schluck und wenn ich drunter lag nur einen - aus der „DYNAMI:T“-Flasche, das ist ein Energy-Drink, und die haben sich sehr bewährt auf diesen langen Törns. Ich Esse kaum etwas an diesen Segeltagen, trinke dafür jeweil nur einen kleinen Schluck pro Stunde von diesen Energy-Drinks und komme so gut den ganzen Tag klar.


Zwischendurch filme ich wie auch gestern und als ich vorne am Bug die Gischt aufnahm, die der Bug von MISS SOPHIE aufschaufelte, kam eine Welle besonders hoch und setze mit ihrer Gischt meinen Camncorder kurz unter Wasser. Ist aber alles gutgegangen.


Um 18:00 hat sich eine sehr unangenehme Welle aufgebaut, die kurz und bissig ist: die Wellen folgen derart kurz aufeinander, so dass zwischen Welle und Welle gerade eine Schiffslänge passt.

Das führt dazu, dass wenn MISS SOPHIE die erste Welle erklommen hat, und dabei aus den 5 kn 3,2 kn geworden sind, sofort danach die zweite Welle erklommen werden muss, was schon nicht mehr mit der Geschwindigkeit und der dadurch schwächeren Kraft gelingt. James muss wieder zur Unterstützung ran.


Auch Jörn Heinrich berichtet von diesen Wellen im Rigaer Meerbusen, die schon bei 4 Windstärken aufkommen und schon da ein Aufkreuzen unmöglich machen können.


Aber James tut sein Handwerk und um 19:00 Uhr laufe ich durch die Molenköpfe und bin nach einigem Suchen nach der sehr schmalen Einfahrt in den kleinen Segelhafen dort wenig später fest.


Ein freundlicher junger Mann kommt auf mich zu, gibt mir einen Stadtplan, entschuldigt sich in bestem Englisch dafür, dass der Warmwasserboiler im Moment kaputt sei, und da jetzt WE sei, auch vor Montag nicht wieder in Ordnung zu bringen ist, da ein bestimmtes Ersatzteil aus Riga geholt werden müsse und er würde mir deshalb nur 5 lat pro Nacht berechnen. Na, geht doch, aber das werden die in Montu vielleicht nie lernen.

Aber das mit dem Warmwasser ist schwerzlich, weil ich dringend eine Dusche gebrauchen würde.


Jetzt bin ich noch zwei Tagestörns von Riga entfernt, Uli kann kommen.

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